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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel
Autoren: Ian Banks
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das da!« Yay Meristinoux sprang auf und lief ans Fenster. Sie klopfte gegen die traditionelle Glasscheibe. »Sieh dir das an! Man könnte ebenso gut auf einem Planeten sein. Seen und Hügel und Regen. Möchtest du nicht lieber auf einer schwebenden Insel leben, die oberhalb des Wassers durch die Luft segelt?«
    »Und wenn die Inseln zusammenstoßen?«, fragte Chamlis.
    »Na und?« Yay drehte sich zu dem Mann und der Maschine um. Draußen wurde es immer dunkler, und die Innenbeleuchtung verstärkte sich langsam. Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls könnte man es so einrichten, dass das nicht passiert… aber haltet ihr das nicht für eine wundervolle Idee? Warum sollten eine einzige alte Frau und eine Maschine imstande sein, mich aufzuhalten?«
    »Nun«, meinte Chamlis, »ich kenne die Preashipleyl-Maschine, und wenn sie Ihre Idee für gut hielte, würde sie sie nicht einfach ignorieren. Sie besitzt eine Menge Erfahrung, und…«
    »Ja«, bemerkte Yay, »zu viel Erfahrung.«
    »Das ist unmöglich, junge Dame«, behauptete der Roboter.
    Yay Meristinoux holte tief Atem. Es sah aus, als wolle sie heftig widersprechen, doch dann breitete sie nur die Arme aus, rollte die Augen gen Himmel und wandte sich wieder dem Fenster zu. »Wir werden sehen«, murmelte sie.
    Bisher war es den ganzen Nachmittag über ständig dunkler geworden, doch plötzlich brach auf der anderen Seite des Fjords heller Sonnenschein durch die Wolken und den nachlassenden Regen. Der Raum füllte sich langsam mit einem wässerigen Leuchten, und die Hauslichter wurden wieder schwächer. Wind bewegte die Wipfel der tropfenden Bäume. »Ah!« Yay streckte den Rücken und bog die Arme. »Keine Bange.« Sie betrachtete die Landschaft draußen kritisch. »Teufel; ich laufe eine Runde!«, verkündete sie. An der Tür in der Ecke des Raums zog sie erst den einen, dann den anderen Stiefel aus, warf die Weste über einen Stuhl und knöpfte die Bluse auf. »Ihr werdet schon sehen.« Sie hob vor Gurgeh und Chamlis den Zeigefinger. »Schwebende Inseln – ihre Zeit ist gekommen.«
    Chamlis schwieg. Gurgeh blickte skeptisch drein. Yay ging.
    Chamlis sah aus dem Fenster zu, wie das Mädchen – jetzt nur noch mit Shorts bekleidet – den Pfad entlangrannte, der vom Haus durch Wiesen und Wald hinunterführte. Yay winkte einmal, ohne zurückzublicken, und verschwand zwischen den Bäumen. Chamlis ließ zur Antwort seine Felder flackern, obwohl Yay es nicht sehen konnte.
    »Sie ist hübsch«, stellte er fest.
    Gurgeh lehnte sich auf der Couch zurück. »Sie gibt mir das Gefühl, alt zu sein.«
    »Oh, jetzt fang du nicht damit an, dich selbst zu bemitleiden.« Chamlis schwebte vom Fenster weg.
    Gurgeh blickte auf die Steine des Kaminsockels nieder. »Mir kommt im Augenblick alles… grau vor, Chamlis. Manchmal glaube ich, ich fange an, mich selbst zu wiederholen, und auch neue Spiele seien nichts als verkleidete alte, und jedenfalls sei keines der Mühe wert.«
    Chamlis tat etwas, das er selten tat. Er ließ sich mit seinem Gewicht auf die Couch niedersinken. »Gurgeh«, sagte er sachlich, »entscheide dich. Sprechen wir von Spielen oder vom Leben?«
    Gurgeh warf den dunkellockigen Kopf zurück und lachte.
    »Spiele«, fuhr Chamlis fort, »sind dein Leben gewesen. Wenn sie für dich allmählich an Reiz verlieren, kann ich mir schon vorstellen, dass du auch in jeder anderen Beziehung nicht besonders glücklich bist.«
    »Vielleicht ist es bei den Spielen nichts als eine Ernüchterung.« Gurgeh drehte eine geschnitzte Figur in den Händen. »Früher war ich der Meinung, auf die Umgebung komme es nicht an, ein gutes Spiel sei ein gutes Spiel, und seine Regeln ließen sich perfekt von einer Gesellschaft auf die andere übertragen… Aber jetzt bekomme ich Zweifel. Nimm zum Beispiel Aufmarsch.« Er wies mit einem Nicken auf das Brett vor sich. »Es ist ausländisch. Irgendein Hinterwäldlerplanet hat es vor ein paar Jahrzehnten entdeckt. Die Leute spielen es dort, und sie schließen Wetten darauf ab; dadurch wird es wichtig. Aber was haben wir, das wir setzen könnten? Was hätte es für einen Sinn, wenn ich, sagen wir, Ikroh setzen würde?«
    »Yay würde die Wette bestimmt nicht annehmen«, meinte Chamlis belustigt. »Sie findet, es regnet hier zu viel.«
    »Aber verstehst du nicht? Wenn jemand ein Haus wie dieses haben wollte, hätte er sich bereits eins bauen lassen. Wenn er irgendetwas in diesem Haus haben wollte…«, Gurgehs Handbewegung bezog den ganzen Raum ein,
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