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Das krumme Haus

Das krumme Haus

Titel: Das krumme Haus
Autoren: Agatha Christie
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Vasen mit gelbbraunen Chrysanthemen.
    Sophia klingelte, und ein Mädchen, das ich früher oben gesehen hatte, brachte den Tee herein. Es hatte rote Augen und schniefte unaufhörlich. Ich bemerkte auch, dass es des Öfteren ängstlich über die Schulter zurückschaute.
    Magda gesellte sich zu uns, aber ihrem Mann wurde der Tee in die Bibliothek gebracht. Magda gefiel sich diesmal in der Rolle der erstarrten Kummervollen. Sie sprach sehr wenig. Einmal sagte sie: »Wo nur Edith und Josephine bleiben? Sie kommen spät heim.« Doch das sagte sie, als ob ihre Gedanken ganz woanders wären.
    Mir dagegen wurde immer unbehaglicher zu Mute. Ich fragte, ob Taverner noch im Haus sei, und Magda antwortete, sie nähme es an. Ich machte mich auf die Suche nach ihm. Dann teilte ich ihm meine Sorge um Miss de Haviland und das Kind mit.
    Er ging sofort zum Telefon und gab bestimmte Anweisungen.
    »Sie erhalten Bescheid, sowie ich etwas höre«, sagte er.
    Ich dankte ihm und ging in den Salon zurück, wo Sophia mit Eustace saß, Magda war nicht mehr da.
    »Taverner gibt uns Bescheid, wenn er Nachricht hat«, sagte ich zu Sophia.
    Sie erwiderte leise: »Es ist geschehen, Charles, es muss etwas geschehen sein.«
    »Liebes, es ist ja noch nicht wirklich spät.«
    »Weshalb sorgt ihr euch?«, warf Eustace ein. »Sie sind wahrscheinlich ins Kino gegangen.« Damit hinkte er hinaus.
    »Vielleicht hat sie Josephine in ein Hotel gebracht«, sagte ich zu Sophia, »oder nach London. Ich glaube, es war ihr klar, dass das Kind in Gefahr ist… vielleicht wusste sie es besser als wir.«
    Sophia antwortete mit einem düsteren Blick, den ich nicht recht zu ergründen vermochte.
    »Sie küsste mich zum Abschied…«
    Ich begriff nicht ganz, was sie mit dieser zusammenhanglosen Bemerkung meinte. Ich fragte, ob Magda sich auch Sorgen machte.
    »Mutter? Ach nein. Sie hat gar kein Zeitgefühl. Sie liest ein neues Stück von Vavasour Jones, ein Kriminalstück. Meiner Ansicht nach ist es ein Abklatsch von Arsenik, aber es ist eine gute Rolle darin, eine Frau, die unbedingt Witwe sein will.«
    Ich sagte nichts mehr. Wir taten so, als läsen wir. Es war halb sieben, als Taverner hereinkam. Seine Miene war unmissverständlich.
    Sophia sprang auf.
    »Nun?«
    »Leider bringe ich eine schlimme Nachricht. Ich veranlasste eine Suche nach dem Auto. Ein Motorradfahrer sah einen Ford mit der fraglichen Nummer von der Landstraße nach Flackspur Heath abbiegen – durch den Wald.«
    »Wohl nicht über die Schneise zum Steinbruch?«
    »Doch, Miss Leonides.« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Der Wagen wurde im Steinbruch gefunden. Beide Insassen sind tot. Zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen sagen, dass der Tod auf der Stelle eingetreten ist.«
    »Josephine!« Magda stand in der Tür. Ihre Stimme wurde zu einem Wimmern. »Josephine… mein Kind…«
    Sophia ging zu ihr und schloss sie in die Arme.
    Ich entschuldigte mich und eilte hinaus. Mir war etwas eingefallen! Edith de Haviland hatte zwei Briefe geschrieben und war damit in die Halle hinuntergegangen. Aber sie hatte sie nicht mehr in der Hand gehabt, als sie in den Wagen gestiegen war.
    In der Halle strebte ich geradewegs auf die breite Eichenkommode zu. Ich fand die Briefe – man hatte sie nachlässig hinter einen Kupferteekessel geschoben.
    Der eine war an Chefinspektor Taverner adressiert.
    Taverner war mir gefolgt. Ich reichte ihm den an ihn gerichteten Brief, und er riss ihn auf. Neben ihm stehend, las ich den kurzen Inhalt:
     
    Ich nehme an, dass dieser Brief nach meinem Tod geöffnet werden wird. Auf Einzelheiten möchte ich nicht eingehen, sondern nur bekennen, dass ich Aristide Leonides und Janet Rowe (Nannie) getötet habe. Ich erkläre hiermit feierlich, dass Brenda Leonides und Laurence Brown unschuldig sind. Dr. Michael Chavasse, Harley Street 783, wird bestätigen, dass ich nur noch einige M o nate zu leben hätte. Ich ziehe es vor, diesen Ausweg zu wählen und zwei unschuldigen Menschen einen Mordprozess zu ersparen. Ich bin geistig gesund und mir dessen, was ich hier schreibe, durchaus bewusst.
    Edith Elfrida de Haviland
     
    Als ich fertig gelesen hatte, merkte ich, dass auch Sophia über Taverners Schulter geblickt hatte, ob mit oder ohne sein Einverständnis, wusste ich nicht.
    Taverner eilte zum Telefon.
    »Tante Edith…«, murmelte Sophia.
    Ich sah Edith de Haviland wieder vor mir, wie ihr Absatz erbarmungslos die Winde zertrat. Und ich dachte daran, dass sie mir gleich verdächtig
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