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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
Autoren: Stephen Hunt
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verharren.«
    »Ja, aber ist es nicht das, was ein Teufel eben tut?«
    »Bitte – bedenken Sie, was Sie – hier tun, bitte – Sie sind doch – ein Mensch – mehr als eine Maske …«
    Feueratem-Nick hob zwei Finger zu der uralten jackalianischen Beleidigung, des umgedrehten Symbols der Löwenzähne, und ging dann zu der Rolltreppe, die an die Oberfläche führte. Er ließ Quest sterbend zurück, den Blick auf die letzten Camlantiker gerichtet. Die nun schliefen, auf ewig. Die Zukunft war ungehobelt, roh und rau. Sie lebte. Die Zukunft war Jackals.
    Das Visier der Maske von Feueratem-Nick stellte sich automatisch auf die wilden Energien draußen ein. Im Schatten des Grabes bebte die Erde, berstendes Heulen drang von den Türmen und Dächern des vergessenen Landes, und über ihm pulsierte der Himmel in weißem Licht. Diese Leuchtfelder waren nicht die geordneten Kräfte, die Camlantis aus dem Exil zurückgeholt hatten, sondern ein zorniger Sturm namenloser Farben, die einander umschwärmten, wirbelnde Energien in Spiralen niederfahren ließen, Türmchen köpften und Zerstörung in der ganzen Stadt verbreiteten. Sie saugten ganze Bezirke in eine Unterwelt, aus der sie nie wieder aufsteigen würden.
    »Oh, wie köstlich«, flüsterte die Maske. »Camlantis wird
mir allmählich sympathisch. Es ist ein Jammer, dass aus Abraham Quests schillernder neuer Welt nun nichts wird, aber dir hätte sie auch nicht gefallen. Nein, nein, sie wäre gar nicht nach unserem Geschmack gewesen.«
    »Halt die Klappe«, befahl Feueratem-Nick. »Genieße lieber die Aussicht.«
    In der Atmosphäre über ihnen verließ der Schwarm Laschliten eilig die Todeszone, als unter den Echsen die Erde aufbrach. Über den Lärm der zerfallenden Stadt dröhnte das hypnotische Auf und Ab von Dampfmaschinen. Die Leviathan. Die Matrosen hatten den blockierten Buganker mit improvisierten Sprengladungen weggeschossen, und nun humpelte das angeschlagene Expeditionsfahrzeug auf seinen verbliebenen zwei Maschinen davon. Zwar hockten nun keine Laschliten mehr auf dem Rumpf, aber die Bespannung war an einem Dutzend Stellen aufgerissen, und kleine Ballons erhoben sich an der Steuerbordseite in die Luft. Die Leviathan verlor bei ihrer Flucht an Auftriebsmitteln und war tödlich getroffen.
    Feueratem-Nick öffnete die Arme zu einem Gruß und tanzte einen absurden Reigen über dem Grab, und die großen Staubwolken der zusammenstürzenden Gebäude hüllten ihn ein.
    Das hier, das war wirklich ein erhebender Anblick.
     
    Amelia schaffte es gerade noch, sich aus der Luke auf den Bürgersteig zu ziehen, bevor der Leiterschacht unter ihr zusammenbrach. Ein Geysir aus Geröll schoss
aus dem Loch herauf. Eisenflanke wurde beinahe von seinen klobigen Füßen gerissen, und er hielt noch den abgerissenen Deckel des Schachts in Händen, der sich immer wieder in neue Formen goss und einen Einstieg zu schließen versuchte, mit dem er nicht mehr verbunden war.
    Damson Beeton betrachtete den Dampfmann eingehend und beschattete ihr Gesicht vor dem Sonnenlicht der Oberstadt, das nach der flackernden Welt der Kanaltunnel hart und intensiv wirkte. Sie schloss die Augen und ließ ihre zauberverstärkte Wahrnehmung ausgreifen. »Ich fühle noch keinen ausströmenden schwarzen Nebel.«
    Amelia deutete auf die Leviathan, die in einiger Entfernung gerade abhob. »Leider wird uns das nichts nützen …« Die Leviathan trudelte dahin, die vordere Rumpfsphäre wies nach unten, während der hintere Teil des Luftschiffs noch vollen Auftrieb hatte. »Da verschwindet gerade unsere Chance, hier rauszukommen.«
    Eisenflanke wedelte mit dem entsetzlich großen Rumpföffner und versuchte, die Aufmerksamkeit der fliehenden Laschliten-Regimenter auf sich zu ziehen, aber sie hatten ebenso wie die Skrayper, die sie in ihre Dienste gezwungen hatten, erkannt, dass sich die Himmelswunde nun wieder schloss. Nur noch wenige Laschliten sahen zu dem Schwebland hinab, das unter ihnen zerfiel. Die Schlacht war vorüber, und alle, die sie überlebt hatten, kümmerte nur noch die Flucht und das eigene Überleben.

    Ein Türmchen am Ende der Straße war von den zuckenden Fingern des Dimensionssturms umgeben und knirschte, als es im Ganzen hochgewirbelt wurde und im hungrigen Mikrostrudel verschwand. Zum zweiten Mal an diesem Tag beschwor Eisenflanke die Geister seiner Vorfahren, als ob er erwartete, Zaka von den Zylindern würde erscheinen und seinen eingebeulten und verletzten Körper in reinen Auspuffdampf
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