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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Satteltaschen von Ronans schlechtgelauntem Kriegspferd.
    Teleri und Eivlin nahmen sich Zeit. Ich hatte das ungemütliche Gefühl, daß Teleri eine Ausrüstung an Kleidern für alle Wetterbedingungen und für alle Straßenverhältnisse zusammensuchte, und ich konnte mir vorstellen, wie Eivlin fröhlich alles einpackte. Nun, Gawain würde sicher nicht mehr sehr lange in Degganwy bleiben wollen, und wenn wir mit ihm reisten, dann brauchten wir alles, was Teleri zum Schenken einfiel. Schließlich tauchten die beiden Frauen aus dem Gebäude auf, und sie trugen, wie ich erwartet hatte, einen riesigen Packen. Mit einiger Mühe schaffte es Gawain, das Bündel so auf Ceincaleds Rücken festzuschnallen, daß es für ihn nicht unmöglich wurde, seine Speere noch herauszuziehen.
    Teleri sah, wie Gawain die Speere untersuchte, schnippte dann mit dem Finger und wandte sich an mich. »Wir haben noch immer den Speer, den du damals mitgebracht hast, als du herkamst«, sagte sie. »Willst du ihn jetzt zurückhaben?«
    Ich schaute sie verständnislos an.
    »Komm, du weißt doch, den Speer, den du Gwyn hast tragen lassen!«
    »Ach so! Das ist sein Speer. Gwyn wollte nicht, daß die anderen erfuhren, daß er einen Speer besaß. Und deshalb habe ich gesagt, es wäre meiner. Vielleicht könntest du ihn Gwyn zurückgeben -heimlich.«
    Teleri preßte die Lippen zusammen, aber ihre Augen blitzten, und sie nickte. Ich erklärte Gawain vorsichtig und beiläufig: »Gwyn ist der Junge, der mir den Pfad hierher gezeigt hat. Er ist einer von den Kindern, die in der Abtei aus Mildtätigkeit großgezogen werden. Er soll Priester werden, deshalb wollen wir natürlich nicht, daß er mit Speeren spielt.«
    Gawain nickte und prüfte noch einmal die Befestigung des Gepäcks. Teleri schoß mir einen schrägen Blick zu, sagte aber nichts. Sie verstand, was ich tat und warum.
    Nachdem alles festgebunden war, wandte sich Gawain an Teleri und verbeugte sich. »Schwester Teleri, ich glaube, wir drei schulden dir viel.«
    Sie schnaufte. »Dafür, daß ich dieses Mädchen und ihren Ochsen von einem Mann geheilt habe? Was soll eine Frau, die sich als heilkundig bezeichnet, denn sonst tun? Aber ich glaube, du hattest vor, mir dafür zu danken.«
    Er lächelte. »Ich habe es wirklich vor, wenn du erlaubst. Die meisten Menschen in dieser Abtei würden sich überlegen, wem wir Treue geschworen haben, und dann wären sie automatisch unsere Feinde. Außerdem habe ich eine deiner Freundinnen verletzt. Die Schuld, die auf uns lastet, ist deshalb um so größer. Ich kann nicht von Bezahlung reden, aber.« Er zog die goldenen Armreifen von seinem Handgelenk und bot sie ihr an. »Wenn du diese nehmen willst, als Zeichen meiner Dankbarkeit, dann wäre ich geehrt.«
    Teleris Augenbrauen schossen hoch, und sie starrte die Armreifen an; das war wohlbegründet, denn sie waren schwer und eine ganze Menge wert. Sie streckte langsam die Hand aus und nahm einen. »Den will ich behalten«, sagte sie, und während sie noch einen nahm: »Und diesen gebe ich den Schwestern für die Dinge, die ich euch gegeben habe. Die anderen behalte, Herr. Möglicherweise wirst du Geld brauchen. So. Jetzt geht, und Gottes Segen sei mit euch. Ich wünsche euch eine gute Reise.«
    Gawain ließ den letzten Armreifen wieder über sein Handgelenk gleiten und verbeugte sich noch einmal und saß auf. Ich ergriff Teleris Arme, sagte ihr meinen Dank, küßte sie - was sie überraschte - und kletterte auf Ronans Pferd. Teleri umarmte Eivlin und half ihr vor mir in den Sattel. Dann öffnete sie das Tor, und wir ritten hinaus.
    Wir hatten noch nicht die Hauptstraße erreicht, als wir uns noch einmal verabschieden mußten. Gwyn stürzte aus dem Wald. Er hatte ein Schwert bei sich, das aus zwei Stöcken bestand, und brüllte entzückt: »Rhys! Du bist in Sicherheit!«
    Gawain zügelte Ceincaled hastig, denn das Pferd scheute bei der Bewegung. »Ist das der Junge, der dich nach Sankt Elena geführt hat?« fragte er mich.
    »Ja, Herr«, sagte ich und schaute ihn nicht an. Wenn nur Gwyn seine Mutter nicht erwähnte.
    »Bist du geflüchtet?« fragte Gwyn begeistert. »Habt ihr gekämpft?«
    Gawain saß hochgewachsen und elegant auf seinem herrlichen Hengst, und er lächelte den schmutzigen, leidenschaftlichen Jungen an. »Ja, es hat einen Kampf gegeben«, sagte er. »Und Rhys und ich sind entkommen. Dein Name ist Gwyn, glaube ich.«
    Der Junge schaute Gawain zum erstenmal voll ins Gesicht, und seine dunklen Augen

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