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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers
Autoren: Gillian Bradshaw
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deinen Vater Lot. Obwohl der vielleicht von einer anderen Sorte ist. Eine sehr stille Familie. Geht eure Sache gut?. Sag mir, ist es wahr, daß du ein Zauberer bist?«
    »Es ist nicht wahr«, Gawain fuhr ihn fast an.
    »So. Weißt du, ich hatte mich das schon gefragt. Du und deine Mutter, zerstritten und beide. Du solltest eigentlich doch ein Zauberer sein. Du siehst ihr so ähnlich, und ich glaube, deine ganze Familie ist verhext. Aber wenn du deine Mutter siehst, dann sag ihr, ich warte. Ja? Aber jetzt willst du ja mit deinem Bruder reden, mit deinem älteren Bruder, weil du mit dem jüngeren sowieso nicht redest. Tu das.«
    Gawain verbeugte sich mit eiskalter Höflichkeit und schritt davon, um Agravain zu suchen.
    Die Tür an der Seite der Festhalle war allerdings verschlossen.
    Mein Herr klopfte, klopfte noch einmal. Keine Antwort. Er rief: »Agravain?« Schweigen. Ich trat auf den Füßen hin und her, ich wollte gerade vorschlagen, daß ich mit Eivlin anderswo hinginge, als mir wieder einfiel, daß wir in Degganwy nicht sicher waren. Schade. Ich hatte keine Lust, Agravain entgegenzutreten, wenn er wieder einmal schlechte Laune hatte.
    Gawain rief noch einmal. Nach einem Augenblick kam ein Geräusch, und dann ein kalter, kurzer Befehl auf irisch.
    »Geh weg«, übersetzte Eivlin. Ich nickte. Ich hatte es erraten.
    »Agravain. Ich bin’s. Was ist denn los?«
    »Gawain?« kam es durch die Tür.
    »Wer sonst?«
    Ein Fluch, Schritte, die Tür wurde aufgeworfen, und Agravain stand da und starrte uns an. Er bot keinen angenehmen Anblick. Über einer sehr zerknitterten Tunika trug er ein Kettenhemd, und in der Hand hielt er ein nacktes Schwert. Sein leuchtendes Haar und sein Bart waren verfilzt und schmutzig, seine Augen waren blutunterlaufen und trugen dunkle Ringe. Er hatte sich die Unterlippe zerbissen, und das Blut war auf Kinn und Wangen verschmiert. Er starrte Gawain an, als ob er ihn nicht erkannte.
    »Agravain!« Mein Herr trat ins Zimmer und packte seinen Bruder an den Armen. »Gott im Himmel, was ist denn passiert?«
    »Ich hab’ sie umgebracht«, sagte Agravain mit rauher, flacher Stimme. »Ich hab’ sie umgebracht, Gawain. Aber sie hat’s verdient. Sie. sie. o Gott, wo bist du gewesen?«
    »Das ist egal, Mann, setz dich doch. Rhys, such uns etwas Met.«
    Gawain führte seinen Bruder ins Zimmer. Ich stand noch einen Augenblick vor der Tür, dann rannte ich, um den Met zu holen. Eivlin schaute die beiden an, dann mich. Und dann hob sie die Röcke und folgte mir. Sie rief: »Rhys! Warte!« Ich blieb stehen und wartete, bis sie mich eingeholt hatte, und dann gingen wir zusammen. Wir sagten nichts.
    Saidi ap Sugyon in der Küche war nicht sehr erfreut, uns beide wiederzusehen. Aber er hatte es gelernt, besser nicht mit uns zu streiten. Er gab uns den Met und auch etwas Brot und Schinken, den ich forderte. Wenn Agravain sich seit der vergangenen Nacht eingeschlossen hatte, dann mußte er hungrig sein. Aber in meinem Gehirn wiederholten sich immer wieder die Worte: »Ich hab’ sie umgebracht.« Niemand mußte mir sagen, wen er meinte, aber. Ich schaute Eivlin an, die die Stirn gerunzelt hatte und das Brot trug. Ihr
    Vater war verflucht gewesen, weil er seinen Bruder getötet hatte, aber dies hier, das war noch schlimmer.
    Als wir wieder im Zimmer waren, hatte Gawain seinen Bruder dazu überredet, sich hinzusetzen und das Schwert wegzulegen. Er selbst saß neben ihm. Er redete ruhig und freundlich auf irisch mit ihm. Agravain antwortete in ein paar unzusammenhängenden Worten auf britisch. Mein Herr blickte auf und nickte, als ich hereinkam, also suchte ich ein paar Becher und schenkte den Met ein. Agravain leerte seinen Becher sofort, während Gawain seinen unberührt hinstellte. Ich hielt das, was Agravain tat, für besser.
    Agravain starrte mich wild an. Dann warf er einen Blick auf das Schwert. Gawain fiel ihm in den Arm und schüttelte ihn wieder. Er sagte: »Alles in Ordnung. Rhys ist unser Diener. Er hat nichts Übles vor.«
    Agravain schauderte und legte den Kopf in die Hände. Ich drückte mich an ihn heran, schnappte seinen leeren Becher und füllte ihn wieder. Als ich ihn Agravain reichte, leerte er ihn genauso schnell wie den ersten. Dann starrte er auf den Boden, während er das leere Gefäß mit beiden Händen umklammerte. Ich hatte Angst, ihn zu stören. Gawain machte mir ein Zeichen, also reichte ich ihm die Flasche Met, und er schenkte seinem Bruder noch mehr ein.
    Agravain nahm aus dem dritten
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