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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus
Autoren: Stephen Lawhead
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darauf, ihn oberflächlich abzutasten, obwohl jeder genau sehen konnte, dass er kein gestohlenes Gut aus dem Grab in oder unter seiner dünnen Tunika versteckte. Mit einem Nicken ließ der Wächter ihn seines Weges ziehen. Charles verbeugte sich erneut und eilte fort, zurück durch den Hohlweg.
    »Drei unten«, sagte Charles zu sich selbst, während er wie ein Schatten den Heiligen Weg entlanghuschte. »Zwei weitere müssen noch.«
    Nur noch zwei weitere. Er betete um Zeit – um ein wenig mehr Zeit, damit er seine Mission beenden konnte. Danach sollten seine Feinde ruhig intrigieren und wüten. Mochte kommen, was wollte – Charles könnte dann ohne Angst der Zukunft entgegensehen.

NACHWORT

    T homas Young (1773–1829), der in der vorliegenden Geschichte eine bedeutende Rolle spielt, war einer der größten Universalgelehrten der Welt. Er wurde in dem winzigen Dorf Milverton in Somerset, England, geboren und war ein echtes Wunderkind. Im Alter von zwei Jahren erlernte er das Lesen. Mit vier arbeitete sich der erstgeborene Sohn einer strenggläubigen Quäkerfamilie durch die ganze Bibel (und das sogar zweimal!) und krönte bald darauf seine frühen Leistungen, indem er sich das Grundwissen der lateinischen Grammatik aneignete. Als er sechs Jahre alt war, konnte er sich mit seinen ohne Zweifel fassungslosen Freunden und Familienangehörigen auf Latein unterhalten und ihnen in dieser Sprache auch Briefe schreiben.
    Der junge Thomas wuchs schneller über seine Lehrer hinaus, als sie von seiner Familie gefunden werden konnten: ein paar Wochen lernen genügte, und er wusste genauso viel wie der Pädagoge, der die Klasse unterrichtete. Als er im Alter von acht Jahren auf die Thompson’s School in Dorset kam, fand er einen Lehrer, der seine Genialität verstand: Der Mann gewährte ihm freien Zutritt zur Bibliothek und half dem unersättlichen Schüler zu lernen, wozu auch immer er zufällig Lust hatte – was offensichtlich einfach alles war. Mit vierzehn beherrschte er nicht nur Altgriechisch und Latein fließend – er unterhielt sich selbst, indem er seine Lehrbücher in klassische Sprachen und auch aus ihnen heraus übersetzte –, sondern hatte sich auch Französisch, Italienisch, Hebräisch, Deutsch, Chaldäisch, Syrisch, Samaritanisch, Arabisch, Persisch, Türkisch und natürlich Amharisch angeeignet.
    Die Medizin erregte zwangsläufig sein Interesse, und das führte ihn nach London und Edinburgh – jedoch nur für kurze Zeit –, bevor er nach Deutschland weiterzog, wo er sich eingehend mit der unsicheren Disziplin Physik befasste. Seine Fachkenntnisse und Autorität in verschiedenen umfangreichen Wissensgebieten waren so groß, dass man sich nach nur wenigen Jahren über ihn erzählte, er wüsste alles, was es überhaupt zu wissen gäbe. Als praktizierender Arzt verdiente er sich täglich seine Brötchen. In seiner freien Zeit widmete er sich Experimenten, die ihn oft zu revolutionären Entdeckungen führten: Es war Young, der eine Möglichkeit ersann, um in einfachen, eleganten Experimenten nachzuweisen, dass sich Licht tatsächlich wie eine Welle verhielt – und nicht nur wie ein Teilchenstrom, wie Isaac Newton theoretisiert hatte. Außerdem stellte er fest, dass die von uns wahrgenommenen verschiedenen Farben durch die unterschiedlichen Wellenlängen von Licht entstehen, die Unterschieden in der elektromagnetischen Energie entsprechen.
    Thomas Young beschränkte sich niemals auf nur eine einzige Aufgabe, vielmehr dehnte sich seine unersättliche Neugier auf andere, selbst exotischere Betätigungsfelder aus, einschließlich – passenderweise für meine Geschichte – der Archäologie: Hier beschäftigte er sich vor allem mit der Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen. In jener Zeit konnte niemand mehr die uralte bildhafte Schrift lesen. Aber dank der Entdeckung des Steins von Rosette im Jahre 1799 knackte Young den Code – und nicht der Franzose Champollion, wie in den meisten historischen Texten zu lesen ist. Und Young legte die Grundregeln für die Übersetzung fest, denen danach andere gefolgt sind, die darauf ihre Arbeit aufgebaut haben – einschließlich Champollion, der immerhin so viel widerwillig anerkannt hat.
    Ein Genie jüngeren Datums, nämlich Albert Einstein (1879–1955), war ein großer Bewunderer von Thomas Young und reihte ihn neben Isaac Newton ein. Er erinnerte an Youngs unschätzbare Beiträge für die Wissenschaft, als er gebeten wurde, für die Neuauflage (1931) von Newtons
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