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Das Kloster der unkeuschen Brüder (German Edition)

Das Kloster der unkeuschen Brüder (German Edition)

Titel: Das Kloster der unkeuschen Brüder (German Edition)
Autoren: Lutz Gauss
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Wald. Kaum hatte er ihn erreicht, rannte er so schnell er vermochte weiter, um so weit wie möglich von den Landsknechten weg zu kommen. Nachdem er so stundenlang durch den Wald und über Wiesen und verbuschte Felder gelaufen war, konnte er sich sicher sein, dass er den Landsknechten vorläufig entkommen war. Allerdings begann der Himmel sich schnell zu zu ziehen und er wusste auch nicht, wo er überhaupt hin sollte. Er konnte nicht zurück und hatte alles verloren. Schließlich begannen dicke Regentropfen auf ihn hinunter zu klatschen, es donnerte und blitzte und ein heftiger Wind kam auf. Ein kräftiges Unwetter stürmte über das verwüstete und geschundene Land. Der junge Mann kauerte unter einen knorrigen Baum, um sich vor dem nun auch noch aufkommenden Hagelschauer zu schützen. Sein hübsches Gesicht, das von seinen langen blonden, wild zerzausten Haaren umrahmt wurde, war völlig verschmutzt und seine Kleidung hing in Fetzen von seinem schlanken, hochgewachsenen Körper.
    Wo sollte er bloß hin und wer würde ihn aufnehmen? Trotz des heftigen Regens, vor dem er unter dem Baum nur wenig geschützt war, fiel er in den Schlaf und erwachte erst, als der Regen vorübergehend etwas aufhörte und die Morgensonne sich kurz zeigte. Nach dieser schlimmen Nacht irrte Jonathan dann noch mehrere Tage ziellos herum, in denen es fast ständig regnete. Gelegentlich fand er ein paar Beeren, die er essen konnte, aber ansonsten musste er hungern. Er musste irgendeinen Unterschlupf finden, wo er sich trocknen konnte und etwas zu essen finden, aber wo? Er schien in eine dünn besiedelte Gegend geraten zu sein.

VIII. Wie Jonathan an ein seltsames Kloster gelangt
    Als Jonathan an einen Waldrand kam, sah er ein großes verfallenes Gebäude. Das musste ein altes Kloster sein, das durch umherziehende Truppen verwüstet worden war. Der Eingang wurde aber noch durch eine grob gezimmerte Holztür verschlossen. Sollten hier eventuell doch noch Mönche leben? Er klopfte mit einem Stein an die Tür. Zunächst war alles still, aber dann hörte er jemanden kommen. Eine Klappe in der Tür wurde geöffnet und ein junger Mönch schaute vorsichtig hindurch und fragte nach seinem Begehr und dem jungen Flüchtling fiel ein Stein vom Herzen.
    „ Habt ihr wohl etwas zu essen und zu trinken für eine arme Waise, die gerade einem Trupp Landsknechten entkommen ist und vielleicht auch einen Schlafplatz für die Nacht,“ antwortete ihm Jonathan, „ich habe seit Tagen nichts mehr gegessen und bin von den Unwettern der letzten Tage völlig durchnässt.“ „Gut, komm erst ein mal herein,“ antwortete der junge Mönch, öffnete die Tür und ließ ihn herein. Sie standen in einer dunklen Halle. Die meisten Fenster waren notdürftig zugemauert und nur kleine Löcher ließen noch etwas Licht herein. An der einen Seite ging eine Tür zur Klosterkapelle. Die Tür war offen und die Kapelle schien ausgebrannt zu sein und das Dach eingefallen. Erstaunlich, sonst bemühten sich die Mönche doch meist, zuerst ihre Kirche wieder aufzubauen? Der junge Mönch, der etwa so alt wie Jonathan sein mochte und ein recht hübsches Gesicht und dunkle Haare, aber keine Tonsur hatte, führte den Ankömmling durch eine andere Tür in einen größeren Raum, das Refektorium, wo jetzt fünfzehn Mönche zu Tisch saßen und gerade ihr Abendbrot aßen. Sie waren alle relativ jung, nur wenige von ihnen über dreißig. Ein seltsames Kloster.
    „ Willkommen in unserem Haus“, sprach ihn nun einer von ihnen, ein kräftiger, großer Mann mit blonden, kurzen Haaren, der die muskulöse Statur eines Landsknechtes hatte und in seinem Gesicht eine Narbe trug, die von einem Kampf herrühren konnte. Er war etwa vierzig Jahre alt. „Mein Name ist Helmut. Ich bin der Anführer dieser Bruderschaft. Wie heißt du und was führt dich zu uns?“ Jonathan nannte seinen Namen und sagte weiter: „Ich bin auf der Flucht vor einer Landsknechttruppe, die unser Dorf überfallen hat und mich und andere Knaben zwangsrekrutieren wollten. Ich konnte ihnen zum Glück entkommen. Das Dorf wurde verwüstet und viele Menschen, darunter meine Mutter und meine Schwester getötet. Ich habe jetzt keine Angehörigen mehr und weiß nicht wohin. Könnt ihr mir helfen? Ich bin bereit, jede Arbeit zu verrichten.“ „Hör zu! Natürlich bekommst du zu essen und zu trinken. Aber wir sind hier kein gewöhnliches Kloster. Wir alle sind Flüchtlinge, die nicht zum Kriegsdienst gezwungen werden wollen und wir verstecken uns
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