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Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Titel: Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)
Autoren: Simon Lelic
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rumschlagen. Stimmt’s?«
    Leo zuckte, und Blake fuhr zusammen. Mathers an Leos Schulter rückte ein Stück näher.
    »Wo ist sie?« In Leos Kopf klang seine eigene Stimme, als käme sie von weit weg. Sie wirkte fest und kontrolliert, dabei fühlte er sich alles andere als das. »Blake«, sagte er. »Ich habe Ihnen geholfen. Ich habe Daniel und Ihrer Familie geholfen. Bitte. Sagen Sie mir, wo meine Tochter ist.«
    Blake schüttelte den Kopf, während Leo sprach. »Hören Sie mir zu. Bitte. Sie haben nicht …«
    Leo hob eine Hand. »Selbst wenn sie …« Leo sah das Entsetzen, das sich auf Vincent Blakes Gesicht ausbreitete. »Sie brauchen es uns nur zu sagen. Jetzt.« Eigentlich hatte Leo einschüchternd klingen wollen. Doch beim letzten Wort brach ihm fast die Stimme.
    Es herrschte Stille. Leo und die Männer um ihn herum beobachteten Blake. Blake sah nacheinander jeden von ihnen an, so als wartete er darauf, dass irgendjemand im Raum den Witz endlich auflöste. Er konzentrierte sich auf Leo.
    »Curtice. Ich bin’s doch!« Er drückte die Finger auf das ausgeblichene Logo vorn auf seinem Pullover. »Sie kennen mich doch«, sagte Blake. »Sie kennen meine Familie. Das haben Sie doch selbst gesagt. Sie haben versucht, uns zu helfen! Warum hätten Sie uns denn helfen sollen, wenn Sie uns nicht trauen?«
    »Ihnen nicht«, zischte Leo. »Ihnen hab ich nie getraut!«
    Blake schüttelte den Kopf. »Ich hab es doch zugegeben, oder etwa nicht? Die Briefe waren von mir. Aber das war’s. Ehrlich! Mehr hab ich nicht gemacht!« Er blickte noch einmal voller Verzweiflung in die Runde. »Okay«, sagte er und spreizte noch einmal die Hände. »Vielleicht hab ich einen Kumpel bei Ihnen zu Hause vorbeigeschickt und so. Aber er hat ja nichts weiter gemacht. Ihrer Frau ein bisschen Angst eingejagt, gut, aber es ist ja nichts passiert. Oder ist jemandem was passiert?«
    Leo saß da wie erstarrt. Der Mann mit dem Bart. Der Mann, den Megan gesehen hatte. An den hatte Leo gar nicht mehr gedacht.
    »Ich hab ihm erzählt, Sie würden mir noch Geld schulden«, sagte Blake jetzt. »Wirf denen mal einen Stein oder so was ins Wohnzimmer, hab ich zu ihm gesagt. Aber er hat ja nicht mal das fertiggebracht.« Blake lehnte sich ein wenig zurück und murmelte etwas, so als käme in ihm ein leichter Groll wieder hoch. »Nichts zu machen, sagt er zu mir. Wegen der Doppelverglasung da bei Ihnen. Er hätte sich das angeguckt, sagt er, aber ein Stein wäre direkt wieder abgeprallt. Dabei hätte er es nur richtig anfangen müssen, nur irgendwo an einer Ecke …«
    Er sah hoch und merkte offenbar, dass er den anderen im Raum eine Erklärung schuldete. »Ich bin Glaser. Und Pat auch, dieser Trottel. Daher hab ich auch das hier.« Er fuhr sich mit dem Finger über seine Hakennase, die Narbe, die darüber verlief. »Von einem Schwarzjob. Hätte mich fast ein Auge gekostet. Wenigstens krieg ich jetzt Invalidenrente, aber wahrscheinlich sollte ich die auch für meine Undercover-Tätigkeit beantragen.« Mit einem vorsichtigen Lächeln sah er sich im Raum um. Es fiel wieder in sich zusammen. »Am Strand«, erklärte er Leo. »An dem Tag, als ich Ihnen gefolgt bin. Also, ich war ja schon ziemlich vermummt, deshalb nehme ich an, Sie haben mich an meinem krummen Zinken …«
    Leo wollte ihm das Wort abschneiden, aber Blake hob schon die Hände.
    »Egal«, sagte er. »Ist nicht wichtig. Jedenfalls haben Sie mich total missverstanden. Die Briefe, der Stein, dafür hatte ich meine Gründe. Aber das war’s, Leo. Ehrlich. Mehr hab ich mit der Sache nicht zu tun.«
    »Warum?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben gesagt, Sie hatten Ihre Gründe. Welche?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich hab Ihnen gesagt, was ich gemacht habe und was nicht. Das hilft Ihrer Kleinen auch nicht, wenn Sie mich hier festhalten.«
    »Sie lügen doch. Sie haben keine Erklärung, also lügen Sie!«
    »Nein!«
    »Wo ist sie? Sagen Sie mir jetzt, wo sie ist!« Leo stand halb von seinem Stuhl auf. Er spürte, wie ihm sachte eine Hand auf jede Schulter gelegt wurde.
    »Mr. Blake«, sagte Detective Inspector Mathers. »Sie sagten, Sie wollen mit Mr. Curtice sprechen. Bisher haben Sie ihm noch nichts erzählt, was Sie uns nicht auch schon gesagt haben.«
    Blake fingerte an irgendetwas herum. »Nein. Aber ich hab ja auch gesagt, mit Curtice. Und nicht mit Ihnen und Hulk Hogan da drüben.«
    »Was soll das heißen, Mr. Blake?«
    »Das soll heißen, es geht Sie einen Scheißdreck
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