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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
Autoren: Lesley Marie Milton
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Riesen-Jacke mit beiden Händen schützend vor dem Bauch zu. Musste ja nicht jeder sehen, dass sie noch im Schlafshirt rumlief.
    „Hallo!“, rief Hanna laut und freundlich und marschierte direkt auf Elaine zu. Ach du Scheiße, ging es Elaine durch den Kopf, was will die denn? Das ist doch die Neue aus dem Angeberhaus. Meine Güte, wie aufgedonnert die schon am frühen Morgen durch die Veilchengasse flanierte! Man konnte es auch übertreiben.
    Hanna streckte Elaine die Hand entgegen und strahlte sie an. Emotionslos griff Elaine nach dem weichen Lederhandschuh, in den die Finger der Luxuslady gehüllt waren. Elaine interessierte sich nicht für diese Person. Was hatten sie gemeinsam? Mit Sicherheit rein gar nichts. Außerdem wollte Elaine sowieso nichts mit ihren Nachbarn zu tun haben, jetzt schon gar nicht, wo ihr Haus bestimmt bald zwangsversteigert werden würde. Aber auch sonst war sie nie zu irgendwelchen Treffen der Frauen aus der Straße gegangen. Unbeirrt fröhlich lächelte Hanna in das elfengleiche Gesicht ihres Gegenübers. Meine Güte, diese Frau war ja bildschön! Hanna fühlte sich trotz ihrer teuren Kleidung schon wieder plump und unförmig. Trotzdem war sie neugierig. Was ging hier vor, warum sah Elaine Mahler so runtergekommen aus?
    „Ich wollte gerade ein bisschen spazieren gehen, weil das irgendwie mein Pechtag ist“, plapperte Hanna.
    „Aha. Wie kommt’s?“ Ohne das geringste Anzeichen irgendwelcher üblichen Freundlichkeiten schaute Elaine die etwas aus der Form geratene Hanna an. Sie sah nett aus, das musste sie zugeben. Aber oberflächlich.
    „Ach, eigentlich ein Luxusproblem.“
    „Dachte ich mir.“
    Hanna musste lachen. Endlich mal eine authentische Person.
    „Seh ich so luxusmäßig aus?“, grinste sie und guckte mit ausgebreiteten Armen an sich herunter.
    „Ja, wenn ich ehrlich sein soll. Willste auch eine rauchen?“
    Eigentlich rauchte Hanna selten bis nie, aber sie wollte nicht noch spießiger wirken, also sagte sie: „Ja.“
    „Warte eben. Bin gleich wieder da.“
    Schlurfend verschwand Elaine im Haus und kam erst nach ein paar Minuten zurück. Wortlos reichte sie ihr eine Zigarette, gab ihr Feuer und steckte sich dann selbst eine an. So standen die beiden Frauen qualmend vor Elaines Haus und beobachteten sich unauffällig gegenseitig.
    „Und, wie fühlt es sich an in unserer braven Veilchengasse?“, fragte Elaine. Hanna bewunderte deren Schönheit unter all den schäbigen Klamotten und dem strähnigen Haar. Elaine war komplett ungeschminkt, aber sah besser aus als Hanna nach drei Stunden bei der Kosmetikerin.
    „Ganz gut. Aber ich kenn irgendwie noch keinen hier. Heute ist mein freier Tag und ich hatte jemanden zum Frühstück eingeladen. Aber diejenige ist krank geworden und nun steht mein frischer Obstsalat traurig auf dem Esstisch herum.“
    „Ist ja ein Jammer.“
    „Das kann man so sagen. Und weil ich so gefrustet war, dachte ich, ich geh jetzt mal in die Stadt. Aber eigentlich hab ich darauf gar keine Lust.“
    „Was man eben so macht, wenn man vor lauter Zeit nichts mit sich anzufangen weiß.“
    Elaine war rotzfrech und dabei völlig ernst. Hanna war fasziniert. Solch einen Menschen hatte sie noch nie kennengelernt. Elaine schien es völlig egal zu sein, was Hanna von ihr dachte.
    „Was machst du denn, wenn du nicht weißt, was du mit dir anfangen sollst?“ Hanna hatte endlich ihr blödes Lachen abgelegt und schien sich eher ernsthaft für die Antwort zu interessieren.
    „Ich weiß auch nichts besseres“, gestand Elaine und wurde nun etwas weicher und zugänglicher. „Im Internet surfen, Fernsehen – so was in der Art.“
    „Ich bin Hanna. Du heißt Elaine, nicht?“
    „Ja. Du hast bestimmt schon viel von mir gehört.“
    „Nee. Aber ich kenn auch kaum jemanden bisher. Einmal war ich zum Brunch eingeladen bei Schmidts. Und dann neulich hab ich Lisa Suhrhoff getroffen. Die wollte ja auch gerade zu mir kommen zum Frühstücken, aber sie ist krank geworden.“
    „Oder vermöbelt.“
    „Waaaas?“
    Hanna riss erstaunt die Augen auf. Elaine nahm einen tiefen Zug auf Lunge und redete dann weiter.
    „Na ja, ich glaub ihr Kerl verprügelt sie. Mein Ex hat da mal was mitbekommen, als er zufällig vorbeijoggte. Aber ich will nichts gesagt haben. Ich find die Alte jedenfalls zum Abgewöhnen.“
    Das waren ja Neuigkeiten! Vermutlich war Hanna wirklich zu naiv.
    „Kennst du sie näher?“
    „Ich wohn ja schon ewig hier in der Straße. Und als die Kinder
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