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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
Autoren: Lesley Marie Milton
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kleiner waren, lief man sich gezwungenermaßen über den Weg. Aber diese Barbie-Puppe konnte ich schon damals nicht leiden.“
    „Barbie-Puppe? Und hast du auch Kinder?“
    „Na, Lisa, die Barbie-Puppe. Ja, ich hab ein Kind.“
    Nach einer kurzen Pause fragte Hanna:
    „Elaine?“
    „Hm?“
    „Hast du Lust mit mir zu frühstücken? Ist doch alles fertig. Bitte!“
    „Aber ich seh aus wie ausgekotzt. Wenn du damit leben kannst in deiner prunkvollen Hütte?“
    „Das ist mir doch egal! Ist eh keiner da, wir haben unsere Ruhe.“
    Sie musste verrückt sein, aber auf einmal hatte Elaine Lust auf menschliche Gesellschaft. Also marschierte das ungleiche Paar zurück zu Hannas Haus und setzte sich an den gedeckten Tisch.
    Hanna bemühte sich, nicht zu aufgesetzt rüberzukommen. Zu fest war ihr gutes Benehmen in ihr verankert, zu häufig hatte sie Brötchenkörbe rumgereicht und eine andere Sorte Marmelade angeboten. Sie hielt sich zurück, wollte genauso unverkrampft und cool wie Elaine sein.
    „Du bist bestimmt mal Model gewesen, oder?“, fragte Hanna.
    „Wie kommst du denn da drauf?“, sagte Elaine und lud sich eine zweite Portion Obstsalat in ihr Schälchen.
    „Weil du eine beneidenswerte Figur hast und sowieso einfach gut aussiehst.“
    „Danke. Sind wohl die Gene. Meine Tochter sieht auch so aus. Und meine Mutter ebenfalls.“
    „Unglaublich. Ich racker mich ab wie eine Irre und nehm trotzdem nicht ab. Von den Falten mal ganz abgesehen.“
    „Du hast doch keine Falten. Und da müssten höchstens acht Kilo runter. Siehst doch gut aus.“
    Das war das Schönste, was Hanna seit Monaten gehört hatte. Wenn Elaine so etwas sagte, war es ernst gemeint, das hatte Hanna nun schon mitbekommen.
    „Wie meintest du das eben eigentlich mit Lisa? Sie wird echt verprügelt von Ingmar? Ich find den ja sowieso irgendwie etwas proletenhaft.“
    „Etwas ist gut. Das ist voll der Widerling, bäh. Guck ihn dir an. Die Kinder dürfen nichts und wenn sie mal eine schlechte Note nach Hause bringen, gibt es erst recht Ärger. War zumindest früher so. Seitdem Chantalle weg ist, krieg ich da ja nichts mehr mit.“
    „Deine Tochter?“
    „Mmh.“
    „Wir haben auch nur ein Kind, Kimberley. Sie ist 13.“
    „Dann steht dir die tollste Zeit noch bevor. Meine Tochter hat nur Männer im Kopf. Jetzt wohnt sie bei ihrem Vater.“
    „Deinem Ex-Mann?“
    „Korrekt. Sie vögeln sich beide durch die Gegend. Aber immerhin ist Channi intelligent und hat einen guten Ausbildungsplatz in einer Bank. Ich hoffe, sie wird wieder die Kurve bekommen und mit diesen ganzen Kerlen aufhören.“
    „Das ist ja schrecklich, Elaine, tut mir sehr leid. Bestimmt fängt sich deine Tochter wieder. Dein Ex-Mann wird bestimmt auch dafür sorgen.“
    Elaine lachte bitter auf.
    „Hast du ʼne Ahnung – von dem hat sie das ja! Der ist genauso! Die beiden halten mich für eine abgewrackte, langweilige Alte. Wobei… Bin ich ja auch.“
    „Ach, scheiße. Aber eine Banklehre ist doch schon mal prima! Mein Mann ist auch Bänker. Wo arbeitet Chantalle denn?“
    „In dem verglasten Prunkbau am Fluss.“
    „Das ist ja ein Ding – dann ist mein Mann vielleicht sogar ihr Vorgesetzter!“
    ***
    Sich auf blöde Mathe-Hausaufgaben zu konzentrieren, wenn man die Mutter im Schlafzimmer weinen hörte, fiel Julia immer noch schwer. Julia wusste, dass sie sich rauszuhalten hatte und es ganz normal war, wenn sich Eltern mal stritten. Außerdem hatte sich das Mädchen auch längst daran gewöhnt, dass ihre Mama manchmal heimlich weinte. Dabei bekam Julia mehr mit, als ihre Eltern glaubten. Sie wusste, dass Papa Mama manchmal schlug. Sie wusste, dass der Stuhl im Kellerzimmer immer noch benutzt wurde, aber sie verdrängte es ganz feste und drehte die Musik an ihrem iPod lauter, wenn sie das leise Aufschreien hörte. Und hinterher waren ihre Eltern immer verliebt wie ein junges Pärchen. Vielleicht fand ihre Mutter das alles gar nicht so schlimm, redete Julia sich ein. Aber in letzter Zeit weinte Mama häufiger als sonst. Oder Julias Sinne waren geschärft. Was sollte sie nur tun?
    Sie konnte überhaupt nichts tun, außer ihren kleinen Bruder Sebastian zu beschützen. Sebastian war Julias Ein und Alles, ihr Augenstern. Sie liebte ihn viel mehr als ihre Klassenkameradinnen ihre Geschwister. Wenn nur Sebastian nie etwas mitbekäme von Papas Ausrastern, dann wäre Julia schon zufrieden. Julia konnte Papa aber oft auch verstehen. Er arbeitete so hart und sorgte dafür, dass
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