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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben
Autoren: Wolfgang Ecke
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der Treppe stehen und sprachen miteinander. Einer der beiden war Jamie Stoke.
    „Ist Ihnen der andere bekannt?“ fragte Perry Clifton.
    „Nie gesehen. Aber sicher kann uns Doktor Dorset etwas über dessen Identität sagen. Sobald Stoke verschwunden ist, wechseln wir ein paar Worte mit dem Doktor.“
    Stoke und der zweite Mann sprachen noch etwa fünf Minuten miteinander, dann schüttelten sie sich die Hände, und jeder ging zu seinem Wagen.
    Kies spritzte auf, als Stoke wendete und in die Ausfahrt einbog.
    Der andere legte zwei Ledertaschen in den Kofferraum eines Bentley und verließ ebenfalls das Grundstück.
    McPickett schrieb sich die Nummer des Bentley in ein winziges, abgegriffenes Notizbuch.
    „Nichts geht über ein gutes Gedächtnis“, sagte er dabei und steckte anschließend das „Gedächtnis“ in die Tasche zurück. Einen zufälligen Beobachter mußte es wohl höchst sonderbar dünken, zwei großgewachsene Männer plötzlich aus den Büschen treten und anschließend im Gleichschritt auf das Haus zumarschieren zu sehen...

    Eine schwergewichtige Schwester mit buschigen Augenbrauen, einem Schnurrbart und einem Blick, der dicke Bretter zu durchbohren imstande schien, saß hinter einem Tresen, der alles zugleich war: Auskunftsschalter, Anmelde-, Empfangs- und Besuchsleitstelle.
    „Die Gentlemen wünschen?“
    Die hohe Fistelstimme wollte gar nicht zu den zwei Zentnern mit Schnurrbart passen.
    Josh McPickett gab sich nicht viel Mühe, sonderlich freundlich dreinzuschauen.
    Er tippte sich mit dem ausgestreckten Finger an den Mützenschirm und erwiderte kühl: „Wir wären Ihnen dankbar, Schwester, wenn Sie uns bei Doktor Dorset anmelden würden!“
    Die Schwester hob die massigen Schultern, knipste das Licht des Bedauerns auf ihrem Gesicht an und gab piepsend zurück: „Da kommen Sie leider ein paar Minuten zu spät, Gentlemen. Doktor Dorset ist gerade weggefahren.“
    „Weggefahren?“ wiederholte McPickett und ließ enttäuscht die Mundwinkel fallen.
    „Sicher in einem braunen Bentley!“ warf Perry Clifton ein.
    „Ja, Sir!“ nickte die Schwester freundlich. „Er ist zu einer Untersuchung nach Glasgow unterwegs.“
    „Und wann erwarten Sie ihn zurück?“ fragte McPickett mürrisch.
    „Er wird wohl im Laufe der Nacht zurückkommen. Morgen früh um acht Uhr ist Visite, und ab halb zehn operiert er bereits wieder.“
    McPickett und Clifton tauschten einen raschen Blick. Beide waren sich einig darüber, daß es ein Fehler wäre, der Schwester weitere Fragen zu stellen. So tippte sich der Detektivinspektor erneut an die Mütze.
    „Okay, Schwester, und vielen Dank. Wir werden morgen noch einmal vorbeischauen.“
    „Sie haben mir noch gar nicht Ihre Namen gesagt! Kann ich den Doktor vielleicht vorbereiten?“
    „Sehr liebenswürdig von Ihnen, aber das ist nicht nötig.“ Und leise: „Ein paar Geheimnisse wollen wir für uns behalten...“ McPickett machte noch eine Verbeugung und faßte Clifton am Arm. „Schade, sehr schade“, meinte er dabei. „Der Doktor hätte sich bestimmt gefreut..
    Man sah es der Schwester an, daß ihre Ratlosigkeit nicht gespielt war...

    Den Abend verbrachte Perry Clifton inmitten von Josh McPicketts Familie. Und hier waren es besonders die Zwillinge Pamela und Lizzie, die ihn mit ihrem Go-Spiel mit Beschlag belegten. Und hätte Sarah McPickett nicht ein Machtwort gesprochen, wären aus den sechs Partien sicher noch zwölf geworden. Gegen Mitternacht verabschiedete sich Perry Clifton und machte sich auf den Weg zum Hotel.
    Zur selben Zeit kehrte, viele Meilen entfernt, ebenfalls ein Mann nach Hause zurück: Jerry Brownlaker in London.
    Wie an jedem Donnerstag war Mister Brownlaker beim Bowling gewesen, und seine Stimmung mußte man als ausgesprochen beschwingt bezeichnen. Endlich wieder einmal konnte er sich in die Liste der Punktbesten ein tragen. Er weilte in Gedanken noch so sehr bei seinen Kegelbrüdern, daß ihn nicht im geringsten stutzig machte, was ihn eigentlich hätte stutzig machen müssen: Seine Wohnungstür war nur eingeschnappt und nicht abgeschlossen.
    Wie üblich drehte er den Schlüssel zweimal herum und ließ ihn stecken.
    Früher, als er noch kein Witwer war, wartete im Kühlschrank immer noch ein kleiner Imbiß auf ihn. Doch jetzt, wo er allein lebte, hatte er sich angewöhnt, den letzten Imbiß im Bowling-Klubhaus zu sich zu nehmen.
    Er würde noch eine Pfeife rauchen, ein bißchen Radiomusik hören, einen Blick in die TIMES werfen und gegen ein
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