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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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sie genagelt war. Und das große Heer der Heuschrecken blickte zu ihr hinauf. Und es sprach zu ihr: Es waren zwei Freunde, die kamen in die Stadt, um das alte Tuch zu prüfen. Und beide stritten darüber. Der eine verletzte sich an dem Glas mit dem Blut, das nicht das seine war. Er hieß Thomas. Und er heilte eine kranke Nonne mit dem Blut, das nicht das ihre war. Und ihr Name war Marcella. Und der Name ihrer beider Tochter wurde Dorothea!
    »Das ist nicht mein Name!«, rief Nona vom Kreuz herunter. Und das Blut dieser Tochter war göttlich!, sangen die riesigen Heuschrecken tausendstimmig zu ihr herauf.
    »Nein!«, schrie sie dagegen an. »Das ist nicht wahr. Hört auf! Seid endlich still!«
    Vater, warum hast du sie verlassen? , flüsterte das himmlische Heer aus Insekten. Das kleine Mädchen in Nona weinte still. Fürchte dich, wisperten die Heuschrecken , denn wir sind jetzt bei dir alle Tage, bis an der Welt Ende.

    »Es ist der Papst, Sir ...«
    »Der Papst?« Der grauhaarige Mann in dem Ledersessel ließ die Washington Post sinken. »Und was will er?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Er klang ... nun ja, etwas merkwürdig.«
    »Könnten Sie ‚etwas merkwürdig’ näher erklären?«
    »Er redete von einer alten Schlange, die aus einem Abgrund heraufkriecht.«
    »Hm, eine Schlange ... Gut, geben Sie mal her.« Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika nahm das abhörsichere Satellitentelefon entgegen. Er wartete, bis sein erster Sekretär das Oval Office verlassen hatte.
    Dann hob er das Telefon an sein Ohr.
    »Hallo, John Harris hier. Was kann ich für Sie tun, Heiliger Vater?«
    »Wie geht es Ihrer Familie, John?«
    »Gut. Es geht ihr gut. Danke.«
    »Ihre Frau hatte einen Unfall?«
    »Das ist kaum der Rede wert. Ihr Knöchel war verstaucht. Sie freut sich schon wieder aufs Joggen.«
    »Und die Kinder?«, fragte der Papst.
    »Unser Großer wurde auf der Marineakademie angenommen, und der Kleine spielt morgen im Schultheater den Ismael aus Moby Dick. Er ist schon ganz aufgeregt ... und ich auch.« Der Präsident lächelte.
    »Haben Sie ein Foto von Ihrer Familie in der Nähe, John?«
    »Natürlich. Eins steht gleich hier auf dem Schreibtisch.«
    »Dann sehen Sie es jetzt an.«
    »Was?«
    »Sehen Sie sich das Foto an.«
    »Ja, aber –«
    »Was sehen Sie? Bitte sagen Sie es mir.«
    »Ich ... bei allem Respekt, Heiliger Vater, aber weshalb rufen Sie wirklich an?«
    »Sie sehen glückliche Menschen darauf, nicht wahr, lachende fröhliche Menschen, Menschen mit Vertrauen und Zuversicht, Hoffnung und Liebe ... Das alles ist es jetzt vorbei.«
    Was? John Harris löste den Blick von dem Foto auf seinem Schreibtisch im Oval Office. Er lauschte in die Stille, die aus dem Telefon kam. Dann hörte er etwas. Es machte ihm Angst. Der Papst weinte.
    Das folgende Geräusch ließ den Präsidenten der Vereinigten Staaten zusammenfahren. Ein krachendes Splittern von Holz. »Was ist da bei Ihnen los, Heiliger Vater?!«
    »Es sind die schwarzen Hunde. Sie öffnen die Türen, um mich zu holen.«
    »Schwarze Hunde?!« Irgendwas lief hier aus dem Ruder.
    »John, Sie können jetzt nur noch eines tun, um die Menschheit zu retten ... Und ich flehe Sie an, Sie müssen es tun!«
    »Und was wäre das?«
    Seine Hände zitterten, während der Papst antwortete. »Werfen Sie Ihre größte Atombombe direkt über dem Petersplatz ab.«

    WIR SIND ALLE TOT . Margaret stand vor den Worten, die er quer über die Wand geschrieben hatte. Sie ging zu ihm und nahm ihm die Stifte aus der Hand. »Vince, wir werden jetzt von hier verschwinden.« Sie zog ihn zu der Tür. »Uns bleibt nicht viel Zeit.« Sie warf einen Blick in den Gang. »Die Luft ist rein. Kommen Sie.«
    »Nein. Sie müssen erst das Ende lesen.«
    Er nahm die letzten Seiten vom Bett und gab sie ihr. Margaret stopfte sie in ihre Aktentasche.
    »Sie müssen erst das Ende lesen!«, jammerte er.
    »Ich kenne das Ende, Vince. Kalifornischer Küstenhighway. Eine Motorradstreife. Sie allein im Taxi, der leere Kofferraum beschrieben mit dem Blut eines Jungen. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt ... «
    Er nickte und zeigte auf die Wand. »Ich weiß es jetzt wieder. Wir sind Tote, die leben. Wir alle sind tot, Mag!«
    »Herrgott, drehen Sie mir jetzt nicht durch! Dr. Burke hat mir Hausverbot erteilt. Ich habe die Pfleger bestochen. Wir haben nur die eine Chance. Los! Kommen Sie jetzt mit, verdammt!« Sie zerrte Vince hinaus auf den Gang.
    Jemand wartete dort.
    Margaret
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