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Das Janus-Monster

Das Janus-Monster

Titel: Das Janus-Monster
Autoren: Jason Dark
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etwa nicht?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich dich kenne.«
    »Gratuliere, und ich kenne dich.«
    Sie lachten beide, unterhielten sich dann über andere Dinge, bis Glenda sich vom Barhocker drehte und nach ihrer Handtasche griff.
    »Du gehst schon?«
    »Nur mal für Königstigerinnen«, flüsterte Glenda.
    »Dann viel Spaß. Ich halte solange die Stellung hier.«
    »Das will ich auch meinen…«
    ***
    Nagato war recht lange in der Küche stehen geblieben, was sonst nicht seine Art war. An diesem Abend fühlte er sich weniger gut. Er war durcheinander, aber nicht nur das. Er fühlte sich auch verfolgt!
    Einen Beweis dafür hatte er nicht. Ihm war niemand besonders aufgefallen, aber das Feeling war geblieben. Er war äußerlich allein, aber es gab jemanden, der seine unsichtbaren Augen auf ihn gerichtet hielt und sich beinahe so gab wie ein Richter.
    Jemand, der sich nicht zeigte. Der allerdings über ihn Bescheid wusste und ihn auch schon bei seinem letzten Mord gestört hatte. Er war niemand, den er packen oder greifen konnte. Er konnte es auch nicht erklären, es war einfach da, und dieses Gefühl hatte sich im Laufe der Zeit verstärkt, so dass er sich nicht mehr sicher fühlte. In seinem Büro weniger als im Restaurant.
    Auch dort hatte er nichts Auffälliges entdeckt. Seinen Mitarbeitern war ebenfalls nicht aufgefallen, das einen Verdacht erregt hätte. Der Betrieb lief normal. Es waren wieder alle Plätze besetzt, ein guter Umsatz stand bevor, und Nagato hätte eigentlich zufrieden sein können.
    Er war es jedoch nicht. Auch nicht, als er wieder in sein Büro zurückkehrte und mit einer Hand seine Waffe berührte, um sie sofort ziehen zu können.
    Es war nicht nötig. Das Büro war leer. Es hatte sich auch nichts verändert. Der Schreibtisch, der PC, der Drucker, die Telefonanlage, die beiden Besucherstühle, der Schrank mit den Akten, das recht schmale Fenster und der große Spiegel, der an einer Wandseite hing. Er hing dort allein, und das musste auch so sein, denn er hätte kein anderes Teil neben sich geduldet.
    Der Spiegel war ein Kunstwerk. Nicht nur das alte Glas zeigte noch keinen Riss, es ging auch um den Rahmen, der aus Jade gefertigt war.
    Ein mit Schnitzereien verziertes Oval, auf dem sich bei genauem Hinschauen verschiedene Motive abhoben. Sie alle erzählten irgendeine Geschichte aus der japanischen Mythologie.
    Man sah einen Drachen, man sah den Samurai, man sah stilisiertes Feuer, in das Menschen von vermummten Reitern hineingetrieben wurden. Es waren wirklich außergewöhnliche Schnitzereien, und Nagato war sehr stolz auf den Spiegel.
    Er hatte ihn aus seiner Heimat mitgebracht. Der Spiegel hatte über einem Totenschrein gehangen. Der wiederum war von einem alten Mönch bewacht worden. Einem sehr kranken zudem noch. Eigentlich hatte ihn Nagato nur durch Zufall gefunden. Es war ihm gelungen, das Vertrauen des Mönches zu erschleichen. Der wiederum hatte ihm mehr über die Vergangenheit des Spiegels berichtet.
    Angeblich sollte der Spiegel aus der Jigoku stammen, der Hölle. Dort hatte ihn Emma-Hoo selbst hergestellt und ihn mit seinen magischen Kräften versehen. Der Spiegel war sehr wichtig für ihn gewesen, denn mit seiner Hilfe konnte er den Menschen in die Seelen schauen, um ihnen dann die Sünden in den Augen ablesen zu können.
    Eine Geschichte, eine Legende, eine Mär, an die Nagato nicht hatte glauben wollen. Aber der alte Mönch war anderer Meinung gewesen. Er hatte ihn mehrmals gewarnt und war dann sehr plötzlich gestorben.
    Nagato hatte nicht lange überlegt und den Spiegel an sich genommen.
    Um den Mönch hatte er sich nicht mehr gekümmert, für ihn war der Spiegel wichtiger gewesen. So hatte er ihn zwei Jahre später mit nach London genommen. Jetzt hing er in seinem Büro!
    Vom Platz am Schreibtisch sehr gut zu sehen, wenn Nagato die Blickrichtung etwas änderte und nicht mehr auf die Tür schaute. Der Spiegel hing so hoch, dass Nagato sich nicht darin sehen konnte, wenn er saß. Dazu musste er schon aufstehen.
    Auch diesmal setzte er sich nicht hin. Nach seiner Rückkehr blieb er gedankenverloren stehen, horchte in sich hinein, hatte sich der Spiegelfläche zugewandt und schaute hinein, ohne sich dabei bewusst zu sehen.
    Nagato kam mit sich selbst nicht zurecht. Er hatte alles richtig gemacht. Der Mann war tot. Seine Auftraggeber konnten mit ihm zufrieden sein. Dennoch fühlte er sich wie jemand, der den Bogen überspannt hatte. Etwas war nicht mehr wie sonst und ihm
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