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Das Janus-Monster

Das Janus-Monster

Titel: Das Janus-Monster
Autoren: Jason Dark
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einfach aus dem Ruder gelaufen. Genauer nachdenken wollte er darüber nicht, denn es hatte keinen Sinn. Er hatte sich bereits zu viele Gedanken gemacht und würde sich zusammenreißen müssen.
    Aber er fürchtete sich vor der nahen Zukunft. Das war ihm ebenfalls nie zuvor passiert. Die nächsten Stunden der Nacht würden nicht leicht werden. Da gab es eine Gefahr, die er nicht wegdiskutieren konnte. Sie war nicht sichtbar, aber sie blieb.
    Das Telefon auf dem Schreibtisch meldete sich. Bevor Nagato abhob, schaute er auf seine Uhr. Die Zeit stimmte wie immer. Sein Auftraggeber rief pünktlich an.
    »Ja«, meldete er sich, wobei er sicher sein konnte, nicht abgehört zu werden.
    »Ich bin es!«
    Beim Klang der Stimme durchströmte Nagato ein heißes Gefühl. Sein Kopf rötete sich, und er holte durch die Nase Luft, wobei er hoffte, dass dieses Geräusch dem anderen nicht aufgefallen war. Keiner sollte Verdacht schöpfen.
    »Es ist alles gut gelaufen. Sie werden keine Schwierigkeiten bekommen.«
    »Das ist gut. Gab es wirklich keine Probleme?«
    »Nein, warum?«
    »Ihre Stimme hört sich etwas gepresst an. Das ist sonst nie der Fall gewesen.«
    Nagato räusperte sich. »Es kann sein, dass ich leicht erkältet bin. Einen anderen Grund gibt es nicht.«
    »Dann bin ich zufrieden. Das Geld werden Sie morgen am Fixpunkt abholen können.«
    »Gut.« Nagato räusperte sich. Er musste sich überwinden, um eine Frage zu stellen. »Kann ich mit einem Folgeauftrag in der nächsten Zeit rechnen?«
    »Nein, in der nächsten Zeit nicht. Es wird wohl jetzt Ruhe eingetreten sein. Ich melde mich wieder.«
    »Ja, tun Sie das. Ich bin für Sie auch weiterhin ein treuer Diener.«
    Der Anrufer hatte nicht mehr zugehört und schon aufgelegt. Nagato schüttelte den Kopf wie jemand, der fremde Gedanken zur Seite wischen will. Auch diesen Anruf hatte er nicht mehr so cool und locker hingenommen wie die vielen anderen zuvor. Es war etwas mit ihm geschehen, aber er schaffte nicht, es in die Reihe zu bringen. In seinem Unterbewusstsein tobte die Furcht vor der Zukunft. So wie er musste sich jemand fühlen, der vieles falsch gemacht hatte. Nur war sich Nagato keiner Schuld bewusst. Normalerweise war die Spannung bei ihm nach den Taten immer abgeflacht. An diesem Abend nicht. Sie war nicht nur geblieben, sie hatte sich noch verstärkt.
    Nagato war kein Trinker und griff auch nicht oft zum Glas, doch in diesem Fall wollte er es einfach tun. Viele seiner Landsleute tranken Reisschnaps. Von dem hatte er sich abgewandt. Für ihn war es wichtiger, Whisky zu trinken. Der schmeckte ihm einfach besser. Die Flasche hatte er hinter einer querstehenden Akte im Schrank versteckt.
    Er holte sie hervor, entkorkte sie und trank einen langen Schluck im Stehen und direkt aus der Flasche.
    Der Schluck tat ihm gut. Ein zweiter musste folgen. Danach drückte er den Korken wieder in die Öffnung und ließ sich in seinen Schreibtischsessel zurückfallen. Die Flasche ließ er auf dem Schreibtisch stehen. Besucher würden ohne Anmeldung nicht bei ihm erscheinen. Dann konnte er die Flasche schnell genug verschwinden lassen.
    Nagato streckte die Beine aus. Er drückte seinen Kopf zurück. Dabei streckte er die Beine aus. Er hatte sich entschlossen, gegen dieses Gefühl der Bedrückung anzukämpfen. Er musste wieder so werden wie früher und alles andere überwinden. Es gab keinen Grund für das neue Gefühl. Nichts hatte er falsch gemacht, aber auch gar nichts.
    Nagatos Blick traf den Spiegel. Er sah ihn, doch sich selbst sah er nicht in der Fläche. Dazu saß er einfach nicht hoch genug. Der Spiegel hing an seinem Platz. Wie immer wollte Nagato sich an seinem Anblick erfreuen und dabei an seinen ersten persönlichen Sieg denken, als es ihm gelungen war, den Spiegel zu stehlen.
    Schlagartig fiel die Lockerheit von ihm ab. An eine Entspannung war nicht zu denken, denn was er da sah, konnte er nicht fassen. Das war eine Einbildung. Zuviel getrunken. Zu hastig getrunken. Jemand machte ihm etwas vor.
    Aber die Veränderung verschwand nicht. Sie hing mit dem Spiegel zusammen, denn auf oder in seiner Fläche zeichnete sich eine graue Nebelwolke ab…
    Hono Nagato fühlte sich nicht mehr wie ein Mensch, sondern wie jemand, der zu Stein geworden war. Er saß unbeweglich auf seinem Platz, den Blick ausschließlich auf den Spiegel gerichtet. Er hätte ihn auch nicht wegdrehen können, denn das Hinschauen hatte ihn wie ein gewaltiger Zwang erwischt.
    In seinem Schreibtischsessel
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