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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder?
Autoren: Jenny Lawson
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aus seinem Büro und blieb abrupt stehen, als er den kleinen Gangster sah, der mit einer Pistole auf ihn zielte. »Was hast du jetzt wieder getan?«, fragte er.
    »Weihnachten verdorben?«, vermutete ich. Ich konnte allerdings keine übergroßen Gewissenbisse wegen der verdorbenen Überraschung empfinden, schließlich war das Päckchen an mich adressiert gewesen. Aber dann fand ich noch einen Zettel und mir wurde klar, dass das Päckchen von einer Frau kam, die meinen Blog las und die genauso wie ich fand, dass es ungerechtvon Victor gewesen war, mir das in einem Kanu paddelnde ausgestopfte Eichhörnchen 17 nicht zu kaufen, das ich im vergangenen Monat in einem Antiquitätengeschäft entdeckt hatte.
    »Egal«, sagte ich. »Dieses halbe Eichhörnchen ist offenbar das Geschenk einer Frau, die sich in Kunst auskennt.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Es wäre unhöflich, es NICHT aufzuhängen«, erklärte ich. »Ich werde es Grover Cleveland nennen.« Victor sah mich an und schien für einen Moment nicht mehr zu wissen, wie er an eine Person wie mich geraten war.
    »Hast du nicht selber gesagt, mehr als ein totes Tier im Haus würde nach Serienkiller schmecken?«, fragte er.
    »Ja, aber das hier trägt ja einen Hut«, erklärte ich trocken. Gegen diese Logik konnte er nichts einwenden. Das kann niemand.
    JANUAR 2011:
    »Ich bin eine einigermaßen erfolgreiche Schriftstellerin, und wenn ich eine nach ethischen Grundsätzen ausgestopfte Maus kaufe, will ich das vor niemandem rechtfertigen müssen.«
    Das schrie ich, während Victor mich wütend anstarrte und das Regenwasser an ihm hinunterlief und auf den Boden tropfte. In Wirklichkeit stritten wir gar nicht darum, ob ich das Geld ausgeben durfte, sondern darum, wo die ausgestopfte Maus, die ich gekauft hatte, abgeblieben war. Auf der Website des Lieferunternehmens stand, sie wäre auf der Veranda abgestellt worden, aber dort war sie nicht. Mein Verdacht war gleich auf Diebe gefallen, aber selbst wenn ich mir die verwirrten Gesichter der Diebe beim Öffnen des Päckchens mit der toten Maus vorstellte, war das nur ein kleiner Trost und konnte mich nicht besänftigen. Dann hatte ich herausgefunden, dass bei der Auslieferung meine Hausnummer verwechselt wordenwar, und ich schickte Victor in die finstere, regnerische Nacht hinaus und auf die Suche nach dem entsprechenden Nachbarn, der wahrscheinlich schon rätselte, wer ihm eine tote Maus geschickt hatte. Victor hatte zunächst keinerlei Anstalten gemacht, aber nach ein wenig Herumschreien …
keine Ahnung, ich habe mir das nicht gemerkt. Vom Haushaltgeld vielleicht?
… zog er schließlich seinen Mantel an und machte sich auf die Suche nach der Maus. Er kehrte zwanzig Minuten später mit der Nachricht zurück, die Hausnummer existiere gar nicht und er hätte die Nachbarn dort, wo sie hätte sein sollen, gefragt, aber niemand hätte ein Päckchen gesehen. Er war nass und schlecht gelaunt, was wahrscheinlich sein irrationales Verhalten erklärte, als ich ihn wieder zur Tür hinausschob, um die gesamte Nachbarschaft zu befragen.
    »Du hast mir nicht einmal gesagt, dass du eine ausgestopfte Maus gekauft hast«, brüllte er und ich sagte: »Weil du geschlafen hast, als ich sie im Internet gefunden habe, und sie war so billig, dass ich wusste, wenn ich die nicht gleich kaufe, ist sie weg. Ich wollte mich nicht um drei Uhr morgens ins Schlafzimmer schleichen und flüstern: ›He, Schatz, da gibt es ein Wahnsinnsschnäppchen, eine ausgestopfte Maus, die eines natürlichen Todes gestorben ist. Kannst du mir bitte deine Kreditkartennummer geben?‹ Weil das wäre wirklich fies gewesen. Deshalb habe ich auch
meine
Kreditkarte benutzt. Aus Respekt vor deinem Schlafrhythmus. Aber dann habe ich vergessen, dir davon zu erzählen, weil ich die Maus um drei Uhr morgens gekauft habe und betrunken und einsam war. Genau wie du bei den vielen Hackmessern, die du immer im Teleshopping kaufst. Nur dass die ausgestopfte Maus viel besser ist, weil ich sie wirklich
gebrauchen
kann. Oder
hätte gebrauchen können
… wenn –
Scheiße
– wenn sie nicht verloren gegangen wäre.« Ich konnte nur noch flüstern.
    »Äh … heulst du jetzt etwa?«, fragte Victor entgeistert.
    Ich wischte mir die Augen. »Ein wenig. Ich mag nur nicht daran denken, wie sie jetzt da draußen im Regen herumliegt. Ganz allein.« Meine Stimme zitterte und Victor schloss die Augen. Und rieb sich die Schläfen. Und seufzte tief. Dann sah er mich an und kehrte nach draußen in
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