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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut
Autoren: Sigrun Arenz
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so viel erzählte. »Ich meine, persönlich?«
    Etwas überrascht sah Geißbach sie an. Sein Blick wirkte aufrichtig, als er antwortete: »Oh ja, ich mochte ihn. Er war anstrengend und manchmal ein echtes Ärgernis, aber ein … ein schätzenswerter Mensch. Er wird mir fehlen.«

5
    »Die Podanski war nicht so begeistert von ihm«, meinte Rainer, als die beiden eines der Cafés in der Innenstadt betraten. Ihnen war plötzlich bewusst geworden, dass es bereits vier Uhr war und keiner von ihnen seit dem Frühstück mehr als ein paar Tassen Kaffee zu sich genommen hatte. »Aber sie hat mir den Namen eines Journalisten vom Weißenburger Tagblatt gegeben«, fuhr er fort, während Eva die Karte studierte. »Ein Freund von Kronauer, wie’s aussieht, vielleicht weiß der was.«
    »Ich nehme die Pasta vom Tagesgericht und eine Apfelsaftschorle«, sagte Eva, und Rainer sah sich anschließend den Blicken der ungeduldigen Kellnerin ausgesetzt ohne eine Idee, was er selbst bestellen wollte. »Äh, ja, ich möchte, also erst mal eine Bionade. Wie? Ach so, Litschi.«
    »Is’ aus.« Die Kellnerin maß ihn mit einem verächtlichen Blick, der wahrscheinlich sagen sollte, dass echte Männer sowieso keine Bionade trinken.
    »Ja, dann also eben …«
    »Soll ich später noch mal kommen?«, fragte die Kellnerin mit kaum verhohlener Feindseligkeit und war verschwunden, ehe er antworten konnte.
    »Äh, ja, also, der Weißenburger Journalist«, nahm Rainer den Faden wieder auf. »Otto Glaubnitz. Mit dem sollten wir uns in Verbindung setzen. Außerdem habe ich mich erkundigt: Kronauer hat vor ein paar Monaten eine Reportage über neue Religiosität geschrieben – für ein Magazin, nicht für die Zeitung – und sich dabei auch über bedenkliche neue Kulte geäußert. Anscheinend gibt es auch – bislang nur in Einzelfällen allerdings – Annäherungen an heidnische Opferkulte und rechtes Gedankengut.«
    »Eine Apfelsaftschorle.« Die Kellnerin stellte das Glas unsanft auf den Tisch. »Wissen Sie jetzt schon, was Sie wollen?«, fragte sie Rainer, die Betonung des Wortes »schon« schwer von Sarkasmus.
    »Äh, ich …« Rainer warf einen schuldbewussten Blick auf die vergessene Karte. »Ich nehme dann auch das Tagesmenü. Und ein … einen Pfefferminztee.«
    Eva versuchte nicht zu lachen, als die Kellnerin ging. »Glaubst du wirklich, in der Richtung liegen wir richtig?«, fragte sie schließlich zweifelnd. »Ich meine, selbst wenn Kronauer etwas über Satanismus geschrieben hat – so aufregend war das wahrscheinlich nicht, dass die ihn dafür umbringen würden. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Und wir wissen auch von nichts in dieser Gegend, das auf entsprechende Aktivitäten schließen lässt.«
    »Gut, aber beantworte mir eins«, wandte Rainer ernsthaft ein. »Warum deponiert unser Mörder Kronauer in dieser Ruine? Schön, sie ist abgelegen, aber damit geht er doch ein Risiko ein.«
    »Wir haben ja schon gesagt, es ist wahrscheinlich ein Einheimischer«, meinte Eva. »Jemand, der sich auskennt. Und es war schließlich dunkel und hat geregnet. Und stell dir vor, du willst jemanden an einen abgelegenen Ort locken und töten. Der Dümmste wird misstrauisch, wenn man ihn irgendwo in den tiefsten Wald bestellt. Aber sag ihm: ›Treffen wir uns an der römischen Ruine, die musst du sehen, wir sind da schon als Kinder zum Spielen hingegangen, und später haben wir da nachts mit unseren Freundinnen rumgeknutscht.‹ Klingt doch viel weniger beunruhigend, oder?«
    Das Tagesgericht ließ auf sich warten, aber Rainers Pfefferminztee wurde von der Bedienung mit spitzen Fingern abgestellt. Rainer sah das Glas mit einem leichten Stirnrunzeln an, als wüsste er nicht mehr so ganz genau, warum er es eigentlich bestellt hatte. »Meinetwegen«, räumte er ein, während er abwesend die Schnur des Teebeutels zwirbelte. »Aber selbst dann hätte er ihn einfach bei der Ruine in den Graben werfen können, anstatt ihn in diese Steingrube zu hieven. Und sag mir eins: Warum hat er ihm den Kelch in die Hand gegeben? Das will uns doch etwas sagen!«
    »Dieser verdammte Kelch«, erinnerte sich Eva. »Wir müssen herausfinden, wie er in Kronauers Hände gekommen ist.«
    »Und es sieht leider nicht gut aus mit diesem Einbruch«, meinte Rainer niedergedrückt. »Ich meine, wir haben uns natürlich die Sache angeschaut, aber schließlich wussten wir nicht, dass das Ganze im Zusammenhang mit einem Mord wichtig werden könnte. Die große Spurensicherung ist da
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