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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno
Autoren: Colin Forbes
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das ist doch so klar wie sonst was, oder?«
    »Finden Sie? Wen haben Sie als Erstes verständigt, nachdem Ihnen der Fund der Leiche gemeldet wurde?«
    »Na, London natürlich.«
    »London ist groß und hat viele Einwohner. Wen genau in London haben Sie angerufen?«
    »Na ja, ich habe ja an dem Pass gesehen, wer er war, und dachte, dass es sich vielleicht um eine politische Geschichte handelt. Deshalb habe ich gleich beim Rüstungsministerium angerufen.«
    »Natürlich«, sagte Tweed in freundlichem Ton, sah aber Bogle immer noch nicht an, was diesen zunehmend verunsicherte. »Und mit wem genau haben Sie gesprochen?«
    »Ich weiß zwar nicht, wieso das wichtig ist, aber es war Gavin Thunder, der Rüstungsminister höchstpersönlich. Ich muss sagen, ich war schon ein wenig erstaunt, dass er mitten in der Nacht selbst am Telefon war.«
    »Ja, sehr merkwürdig. Sieht fast so aus, als ob er den Anruf erwartet hätte. War er es vielleicht, der als Erster von einem Selbstmord gesprochen hat?«
    »Wenn Sie mich das jetzt so direkt fragen…«, sagte Bogle und verlagerte sein Gewicht verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Die Antwort ist ja. Der Minister sagte etwas wie ›Oh mein Gott, Jeremy hat sich umgebracht, der arme Teufel.
    Bewahren Sie Stillschweigen. Kein Wort an die Presse. Ich schicke Ihnen sofort jemanden, der sich um die Angelegenheit kümmert.‹ Dann hat er aufgelegt.«
    »Und haben Sie dem Minister geschildert, was wir hier vor uns sehen?«
    »Dazu war keine Zeit. Ich habe ihm nur erzählt, dass man die Leiche in einem Fußgängertunnel in Alfriston gefunden hat.
    Mehr nicht.« Bogle wich Tweeds fragenden Blicken aus. »Aber der Minister hatte doch Recht, oder? Wir haben es hier mit einem klassischen Selbstmord zu tun.«
    »Haben Sie nicht gehört, was Miss Grey vorhin gesagt hat? Mordaunt war Rechtshänder, und als solcher hätte er bestimmt nicht die Linke benützt, um sich mit einer so schweren Waffe in den Kopf zu schießen. Oder wollen Sie etwa behaupten, dass er die rechte Hand mit dem Revolver so verdreht hat, dass er sich in die linke Schläfe schießen konnte, um, kurz bevor er starb, noch schnell die Waffe in die linke Hand zu transferieren?«
    »Diese Frage wird hoffentlich die Autopsie klären«, entgegnete Bogle mit auffallend lauter Stimme, die gespenstisch durch den düsteren Tunnel hallte.
    »Apropos Autopsie«, sagte Tweed. »Jeden Moment kann ein Krankenwagen aus London hier eintreffen, mit einem gewissen Professor Charles Saafeld, der die Leiche dann mit in sein Labor nehmen wird. Saafeld ist einer unserer besten Pathologen. Ich habe ihn angerufen und gebeten, die Autopsie vorzunehmen.«
    »Zum Teufel mit diesem Saafeld«, brauste Bogle auf. »Ich habe schon die Gerichtsmedizin in Eastbourne verständigt. Dort gibt es auch fähige Pathologen.«
    »Wenn das so ist, sollten Sie schleunigst zu ihrem Handy greifen und die fähigen Pathologen wieder abbestellen«, sagte Tweed und stand auf. »Ich sehe am Fingerabdruckpulver hier an der Wand, dass Ihre Spurensicherung den Tatort schon untersucht hat. Vermutlich hat sie auch schon Fotos gemacht.«
    »Natürlich haben sie das«, brummte Bogle und stapfte in Richtung Treppe davon. Auch Paula ging mit nach oben.
    »Ich glaube, Saafeld ist gerade angekommen«, berichtete sie, als sie kurze Zeit später wieder herunterkam. »Ich werde ihn gleich zu Ihnen bringen.«
    »Wenn Sie so freundlich wären…«
    Für seine gewaltige Leibesfülle stieg Charles Saafeld erstaunlich leichtfüßig die Treppe hinab. Er hatte ein rundes, dickliches Gesicht mit roten Backen und strahlte eine natürliche Autorität aus. Nachdem er Tweed kurz zugenickt hatte, blickte er sich über den Rand seiner Halbbrille hinweg genauestens um.
    »Na, wie fühlen Sie sich, Paula?«, fragte er, nachdem er alles in Augenschein genommen hatte.
    »Wie im Innern einer Gruft«, antwortete Paula und zog den Kragen ihres Pelzmantels enger um den Hals. »Es ist eiskalt hier unten.«
    »Wie im Innern einer Gruft«, wiederholte Saafeld nachdenklich. »Irgendwie kommt das ja auch hin, eine Leiche haben wir zumindest schon.« Er winkte einen jungen Mann herbei, der ihm mit einer Kamera in der Hand gefolgt war.
    »Machen Sie schnell ein paar Bilder, Reg.«
    Nachdem Reg mit seiner Arbeit fertig war, streifte sich Saafeld ein paar Latexhandschuhe über und untersuchte vorsichtig Mordaunts rechte Hand. »Noch keine Totenstarre«, murmelte er. »Trotzdem sollten wir uns beeilen.«
    »Der hiesige
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