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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno
Autoren: Colin Forbes
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Schrotflinte direkt auf Tweed und die beiden anderen.
    »Das hier ist Privatbesitz«, bellte sie mit barscher Stimme.
    »Wer sind Sie, und was haben Sie hier zu suchen?«
    »Welche der beiden Fragen soll ich denn nun zuerst beantworten?«, sagte Tweed freundlich.
    Die Frau trug einen schweren, dunklen Wintermantel, der ihr fast bis an die Knöchel reichte. Paula fragte sich, wie sie sich in einem solchen Kleidungsstück überhaupt so flink bewegen konnte. Die Alte mochte wohl Ende sechzig sein und konnte einem mit ihrem knochigen Gesicht und ihrer Hakennase durchaus Angst einjagen.
    »Müssen Sie uns mit dieser Flinte vor der Nase herumfuchteln?«, sagte Newman. »Solche Dinger gehen manchmal von ganz allein los. Sie wollen doch nicht den Rest Ihres Lebens hinter Gittern verbringen, weil Sie aus Versehen drei Menschen erschossen haben, oder?«
    »Ich kann ganz gut mit der Waffe umgehen«, knurrte die Frau, senkte dann aber doch den Lauf der Waffe. In diesem Augenblick löste sich auch prompt ein Schuss, der aber keinen weiteren Schaden anrichtete.
    »Sehen Sie jetzt, was ich meine?«, schrie Newman. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Mrs. Grimwood. Die… Haushälterin… wenn Sie’s unbedingt wissen müssen.«
    Der Schuss hatte so laut durch die klare Nacht gehallt, dass ihn jeder in dem seltsamen Haus gehört haben musste. Tweed kümmerte sich nicht um den Wortwechsel zwischen Newman und der Frau, sondern ließ den periskopartigen Mast über dem Turm keine Sekunde aus den Augen. Kurz nachdem die Schrotflinte losgegangen war, fuhr dieser langsam nach unten, bis er schließlich wieder vollständig im Turm verschwunden war.
    »Das ist Privatbesitz!«, schrie Mrs. Grimwood, die Paula vorkam wie eine alte Grammophonplatte, die einen Sprung hatte. Tweed zuckte mit den Achseln und fragte sich, wieso Paula sich eigentlich so dicht hinter ihn gestellt hatte.
    »Die Göre hinter Ihnen hat eine Kamera«, keifte die Alte.
    »Ich will den Film haben. Und zwar dalli!«
    »Wovon reden Sie überhaupt?«, sagte Paula. »Das ist doch keine Kamera, das ist ein Fernglas. Ich glaube, Sie brauchen eine Brille.«
Blöde alte Kuh,
fügte sie in Gedanken noch hinzu, während sie mit Tweed und Newman zurück zu den Autos ging.
    Bevor sie einstiegen, warf sie noch einen Blick hinunter aufs Meer, das Paula jetzt wie eine glatte, unbewegte Kristallscheibe vorkam. Von hinten hörte sie das gedämpfte Knattern von Butlers Motorrad, das sich schnell näherte.
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte Newman, als Butler bei ihnen angelangt war. »Harry hat eine lange Fahrt in der Kälte hinter sich. Er könnte doch sein Motorrad hinten in meinem Kombi verstauen und dann Tweeds Auto nach London zurückfahren. Dann nehmen wir meinen Wagen und beratschlagen auf der Fahrt, wie wir weiter vorgehen.«
    »Gute Idee«, sagte Tweed und wandte sich dann an Paula.
    »Haben Sie denn ein Foto machen können?«
    »Nicht nur eines. Halb hinter dem Haus verborgen habe ich den Landeplatz mit einem Hubschrauber darauf gesehen. Den habe ich genauso fotografiert wie den Mast. Vielleicht finden wir anhand der Fotos ja heraus, wozu die seltsame Apparatur an der Mastspitze gut ist…«
    Newman, Tweed und Paula stiegen in den Kombi und fuhren, gefolgt von Butler in Tweeds Wagen, zurück zur A27. Alle drei dachten über das seltsame Haus im Steinbruch nach und sagten eine ganze Weile kein Wort. Erst als sie die Schnellstraße erreicht hatten, ließ sich Paula, die durch ein Seitenfenster hinauf zum Himmel geblickt hatte, von der Rückbank her vernehmen.
    »Hinter uns fliegt in ziemlicher Höhe ein Hubschrauber«, sagte sie. »Es sieht so aus, als würde er aus der Richtung von Lord Barfords Anwesen kommen. Hat Barford denn einen Helikopter?«
    »Keine Ahnung«, sagte Tweed mit halb geschlossenen Augen.
    »Was halten Sie eigentlich von Mark Wendover, Bob?«, fragte Paula.
    »Ich halte ihn für einen hochintelligenten Burschen, der sein Handwerk perfekt beherrscht und dem so schnell nichts entgeht.
    Er nennt sich selbst einen Freiberufler, was ich aber für ziemlich merkwürdig halte. Er ist übrigens davon überzeugt, dass Jason Schulz ermordet wurde und der Selbstmord nur vorgetäuscht ist.«
    »Dann haben wir es jetzt also schon mit zwei vorgetäuschten Selbstmorden zu tun«, sagte Tweed nachdenklich. »Auch wenn sie sich dreieinhalbtausend Meilen voneinander entfernt ereignet haben, weisen sie doch erstaunliche Parallelen auf. Beide Opfer haben hohe Regierungsämter
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