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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
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Folie die Silhouette eines kleinen Jungen aufgeklebt, der voller Hoffnung die Hand zum Himmel streckte. Für Diagnose und Behandlung reichte ein einziger Nachmittag. Am nächsten Morgen kamen die Kinder mit einer Plastikbuchse an der Schläfe und einem beängstigend stark verbesserten Durchblick in die Schule zurück.
    Vom Schicksal benachteiligte Kinder hatten plötzlich ein ganz anderes Leben vor sich. Bis eines Tages eins von ihnen jemanden so hart mit dem Football traf, dass ein paar Rippen zu Bruch gingen. Ein Debattierwettbewerb unter Highschool-Schülern wurde abgeblasen, als die Mitglieder der Jury merkten, dass zwei Drittel der Teilnehmer Amps trugen. Die neue Generation von Kindern, die da entstand, war so schlau, schnell und stark, dass einem normalen Menschen angst und bange werden konnte.
    »Aber was, wenn man das alles gar nicht will?«, fragt Vaughn in die Menge. »Was, wenn einem die Risiken zu hoch sind, die Folgen zu schwerwiegend, oder wenn man mit der Erkenntnis einfach zufrieden ist, dass das eigene Kind in Gottes Augen perfekt ist – so, wie es alle Kinder sind? Was glauben Sie, wie lange Sie sich dieser parasitenartigen Technologie entziehen können? Erst bekommt das eine Kind ein Upgrade und wechselt zur Amp-Schule, dann das nächste, dann noch eins. Bald wird Ihr eigenes Kind das
einzige
normale Kind sein, das übrig ist. Es kommt nicht mehr mit. Und selbst wenn in Ihrer Stadt oder Gemeinde niemand seine Kinder upgradet: Woanders ist man da nicht so zimperlich. Wer nicht an einem hippen Ort wie New York oder Los Angeles lebt, kann zusehen, wie seine gesamte Stadt nicht mehr hinterherkommt. Und wie soll man seine Kinder dann noch schützen?«
    Vaughns Stimme bebt vor Emotionen. Er wischt sich sogar ein paar Krokodilstränen aus den Augen. Sehr überzeugend.
    »Die Amps werden gemeinsame Sache machen. Sie werden sich zusammenschließen. Und wenn wir sie nicht sofort stoppen, werden sich die Amp-Gemeinden ausbreiten wie ein Krebsgeschwür, welches das Herz dieser großartigen Nation zerfrisst.«
    Wieder legt der Senator eine kurze rhetorische Pause ein.
    »Wir stehen an einem Abgrund, Freunde. Wenn wir noch einen Schritt vorwärts machen, wird die Welt nie wieder dieselbe sein. Es gibt bereits knapp fünfhunderttausend Menschen in diesem Land, die Amps tragen. Breitet sich das Tragen solcher Implantate weiter aus, wird sich die Entwicklung dieser Technologie noch beschleunigen und uns in kürzester Zeit in eine Zukunft katapultieren, die nicht mehr zu beherrschen ist. Dann wird unsere Gesellschaft – für die unsere Vorväter so hart gekämpft haben – von ihrer Geschichte abgeschnitten und aus dem natürlichen Lauf der menschlichen Zivilisation, der Tausende von Jahre zurückreicht, mit einem Schlag herausgerissen. Und das dürfen wir nicht zulassen.«
    Mit nüchterner Miene lässt Vaughn seinen Blick über die Menge schweifen. Dann senkt er ihn auf seine Notizen und wartet, bis der Beifall verebbt ist.
    »Was können wir tun? Wie können wir die Zerstörung unserer Nation, unserer Gesellschaft und der Zukunft unserer Kinder verhindern? Nun, ich werde Ihnen sagen, wie. Wir müssen die Amps
separieren
und
regulieren.
Und wir müssen die gefährliche Technologie vernichten, die aus Menschen Maschinen macht. Wir stehen hier als die letzte Generation rein menschlicher Bürger. Daher dürfen wir nicht mehr nur an uns selbst denken, sondern müssen als Kollektiv handeln. Statt bloß für uns selbst müssen wir für unsere Nation kämpfen. Und wir müssen gewinnen. Denn wenn wir verlieren, meine Damen und Herren, wird es mit der Welt der Menschen – mit unserer Welt – zu Ende sein.«
    Der tosende Applaus scheint zu beweisen, dass Samantha recht mit dem hatte, was sie heute Morgen zu mir gesagt hat. Ab heute ist alles anders. Besonders beängstigend daran ist, dass Sam klüger war als ich. Ihre Augen waren am Schluss weit offen – waren schon lange offen, während ich sie mit aller Kraft geschlossen gehalten habe. Sie hat das hier kommen sehen und sich entschieden, einen Schritt zur Seite zu machen. Zog es vor, dass ihr toter Körper auf eine Bahre verfrachtet und in den Krankenwagen geschoben wurde, der schon mit abgestelltem Motor auf dem Parkplatz wartete.
    Keine heulenden Sirenen, kein Blaulicht.
    Nach dem frenetischen Schlussapplaus zieht der Demonstrationszug weiter. Singend marschieren die Menschen mit ihren lächelnden Gesichtern und makellosen Schläfen aus dem Park und in
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