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Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
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dafür verantwortlich ist, dass Samanthas Fall bis vor den Obersten Gerichtshof gepusht wurde.
    Vaughns strahlendes Lächeln lässt die Menge förmlich dahinschmelzen. Überall schüttelt der Politiker Hände und sieht seinem jeweiligen Gegenüber kurz in die Augen. Wohin er auch schaut, wird sein Lächeln von begeisterten Anhängern erwidert. Während ich beobachte, wie er sich durch die Menge bewegt, muss ich unwillkürlich an ein sich ausbreitendes Feuer denken.
    Als der Chef des PHCC schließlich mit einem schwungvollen Hopser auf die Bühne springt, ist die Menge schon ganz aus dem Häuschen. Schilder werden in die Höhe gereckt:
Pure Pride! Gleiche Chancen für alle! Menschen zuerst!
    »Der Oberste Gerichtshof des Landes hat gesprochen … ein Hoch auf den ersten Tag der Zukunft der Vereinigten Staaten!«, ruft Vaughn und hebt dabei zum frenetischen Applaus der Menge kämpferisch die Faust.
    Ein Schatten fällt auf mich, und auf einmal habe ich einen roten Schlips vor der Nase. Er ist um den Hals eines großen, freundlich aussehenden Mannes gebunden. Sein Anzug ist blitzsauber und frisch gestärkt, doch wie mir auffällt, hat er ziemlich schmutzige Fingernägel. Zwischen Daumen und Zeigefinger trägt er eine winzige Tätowierung auf der Hand:
EM
.
    Ich runzle die Stirn, und er legt beiläufig die Hände zusammen, um die Tätowierung zu verdecken.
    »Wollen Sie nicht lieber weitergehen?«, fragt der Security-Mann und lächelt mich dabei an, als sei er der Vater meines besten Freundes.
    Nein, schon gut, denke ich.
Ich glaube, ich bleibe lieber hier und sehe mir auch noch den Rest der Veranstaltung an. Seine Feinde sollte man ja möglichst gut kennen.
    Also lächle ich zurück, setze mich aber gleichzeitig im Schneidersitz ins Gras. Er zieht genervt die Luft ein und brabbelt etwas in seinen Kragen. Dann setzt er wieder sein breites Lächeln auf, geht um mich herum und stellt sich hinter mich. Ich spüre, wie er mir die Hand auf den Kopf legt. Mit seinen fleischigen Fingern trommelt er mir kurz auf den Kopf.
    »Ist in Ordnung«, sagt er. »Sei nur schön brav, kleiner Amp.«
    Ich stütze das Kinn in die Hand und höre dem Senator zu.
    »Heute hat das Oberste Gericht bestätigt, was wir alle längst wussten: In diesem Land müssen die gleichen Chancen für alle gelten!«, brüllt er. Wieder applaudiert die Menge begeistert.
    »Doch auch wenn dieses Urteil zu unseren Gunsten ausgefallen ist«, fährt Vaughn fort, »ist der Kampf noch nicht zu Ende. Erst heute Morgen wurde ein Bombenanschlag auf unser Büro in Washington verübt. Ich weiß, dass wir alle für unsere Brüder und Schwestern beten, die bei dem feigen Attentat ermordet wurden, und wir werden nicht ruhen, bis die Schuldigen bestraft worden sind!«
    Die Luft knistert vor Energie. Hier und da stößt jemand einen Ruf des Beifalls aus.
    »Und Schuldige gibt es reichlich. In diesem Moment sind Ärzte, die an dieser Universität studiert haben, damit beschäftigt, noch mehr Menschen in Amps zu verwandeln. Vom Staat geförderten Forschern genügt es nicht mehr, Krankheiten zu heilen, sie wollen mehr – und stehlen so normalen Menschen ihre Menschlichkeit. Unseren Soldaten. Unseren Eltern. Unseren Kindern.«
    Vaughn machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
    »Als das staatliche Uplift-Programm eingeführt wurde, hat man uns versprochen, dank der Implantate könnten benachteiligte Kinder und Jugendliche wie mit einem Zauberstab geheilt werden«, fuhr der Senator dann fort. »Uns wurde versprochen, sie könnten schneller rennen, besser sehen, klarer denken. Der Nachwuchs ganzer Gemeinden wurde von den Ärzten praktisch über Nacht in eine Generation von Amp-Trägern verwandelt.«
    Von einer Entwicklung über Nacht zu sprechen war übertrieben. Die Veränderungen hatten ganz langsam um sich gegriffen, wie Schimmel, der sich über ein Stück Brot ausbreitet. Erst wurden nur Behinderungen und ernste gesundheitliche Probleme behandelt, bald ging man allerdings dazu über, mit der neuen Technologie auch gegen andere Formen der Benachteiligung vorzugehen.
    Mit Kindern fing es an. Blinde Kinder, verkrüppelte Kinder, Kinder mit extrem niedrigen Intelligenzquotienten. Kinder, die so stark unter ADS litten, dass sie nicht mal lange genug stillsitzen konnten, um sich den Arsch abzuwischen.
    Ich kann mich erinnern, wie diese Kinder nach der Schule von einem röchelnden Bus abgeholt wurden, auf dem groß
UPLIFT
-
PROGRAMM
stand. Auf den Fenstern war mit
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