Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Implantat: Roman (German Edition)

Das Implantat: Roman (German Edition)

Titel: Das Implantat: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
Vom Netzwerk:
keine automatischen Körperdiagnosen – nur ein ganz gewöhnliches, aus medizinischen Gründen eingesetztes Implantat. Für sich selbst gesehen natürlich auch ein tolle Erfindung, deren Glanz durch den allgemeinen Gebrauch jedoch recht schnell verblasst ist.
    Ich bin ein normaler Typ. Ich war auch ein normales Kind. So normal wie alle anderen. Jedenfalls lautete in all den Jahren so meine Antwort, wenn mir jemand unangenehme Fragen stellte. Eine Litanei, die ich so oft wiederholt habe, dass ich schließlich selbst dran glaubte. Bis heute Morgen.
    Jetzt beginnt mir zu dämmern, dass ich mich verhalten habe wie jemand, der mitten in einem Wirbelsturm steht, ohne es wahrhaben zu wollen. Ich habe mir eingeredet, alles sei in Ordnung, selbst als schon Autos und Hausdächer an mir vorbeizufliegen begannen und die ganze Welt vom Wind in Trümmer gelegt zu werden drohte.
    Wenn ich mit dem Finger darüberfahre, fühlt sich die kleine Buchse an meiner Schläfe an wie ein zu groß geratener Pickel. Ich trage die Haare so, dass sie die Buchse verdecken, auch wenn ich damit natürlich niemandem etwas vormachen kann. Auch nicht den drei gutgekleideten Typen mit Funkstöpseln im Ohr, die sich durch die Menge bewegen. Niemand trägt seine Haare so, wenn es nicht einen guten Grund dafür gibt. Wenn er nicht etwas zu verbergen hat.
    Irgendeine Schwäche. Irgendeine Fehlbildung.
    Meinen ersten Anfall hatte ich mit dreizehn. Damals hing ich öfter mit ein paar älteren Leuten von meiner Schule herum. Wir schlichen uns vom Schulgelände, um irgendwo einen Burger zu futtern, und ich fuhr auf der Ladefläche eines echten handgesteuerten Pick-up-Trucks mit. Was Teenager eben so machen. Ich weiß noch, wie ich aufgestanden bin, um den Fahrtwind auf dem Gesicht zu spüren. Wie meine Haare mir gegen die Stirn peitschten. Der alte Klapperkasten hatte ganz schön Speed drauf.
    Und dann war da diese Bodenwelle.
    Ich habe den Aufprall nicht gespürt. Nur kalte unsichtbare Finger, die mir über den Nacken strichen. Ich sah Bäume vorbeiflitzen. Rollte über den Asphalt und blieb reglos liegen wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Es roch nach Gras und verbranntem Gummi, nachdem meine Turnschuhe über den Straßenbelag geschrammt waren. Dann fingen meine Arme und Beine an zu zucken. Aus meiner Kehle kam ein seltsames Stöhnen. Ich kann mich an den verwirrten, ängstlichen und schuldbewussten Ausdruck in den Augen meiner Freunde erinnern, als sie sich über mich beugten.
    Auch als ich aus dem Krankenhaus wiederkam, sahen sie mich mit demselben Ausdruck an. Ich trug jetzt einen Amp. Mein eigener Dad, Dr. Gray, hatte mir das Ding eingesetzt. Er hat immer darauf bestanden, dass er alles genau richtig gemacht habe. Ich wurde durch den Eingriff weder schlauer noch konnte ich mich schneller bewegen. Hatte immer noch alle Finger und Zehen. Ließ einfach nur die Anfälle und das Hirntrauma hinter mir.
    Ich dachte, ich sei derselbe geblieben wie vor dem Unfall. Dachte, ich könnte so tun, als sei nichts weiter passiert.
    Doch die Wartungsbuchse eines Implantats, das aus medizinischen Gründen eingesetzt wird, sieht genauso aus wie bei jemandem, der einen Neuronalen Autofokus im Kopf trägt. Man kann sich einreden, was man will: Die Blicke der Leute sind dieselben. Die Technik ist in deinen Körper eingedrungen und hat dich irgendwie verunreinigt. Außenseiter, sagen die Augen, die in meine Richtung sehen.
Du gehörst hier nicht hin.
    Als jetzt plötzlich Applaus ertönt, zucke ich zusammen.
    »Ich fühle mich außerordentlich geehrt, den ehrenwerten Vorsitzenden und Gründer des Pure Human Citizen’s Council vorstellen zu dürfen, der direkt hier in Pittsburgh seinen Sitz hat … unseren allseits beliebten Senator Joseph Vaughn«, verkündet eine Frau mit näselnder Stimme vom Podium. Die Menge applaudiert begeistert.
    Vaughn. Selbsternannter Wächter der menschlichen Rasse. Der von der Bevölkerung Pennsylvanias bereits in seine zweite Amtszeit gewählte Senator und Medienprofi gibt zwar vor, keine Volksverhetzung zu betreiben, bezeichnet den Konflikt zwischen Amp-Trägern und »reinen Menschen« aber trotzdem als Krieg. Ist offiziell gegen Gewalt, aber hält Selbstverteidigung für legitim, wenn die eigene Lebensweise bedroht ist. Behauptet, es nur auf extremistische Amp-Träger abgesehen zu haben, sagt aber gleichzeitig, dass unter Amp-Trägern Extremismus praktisch eine Mainstream-Haltung sei.
    Vaughn ist der Mann, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher