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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium
Autoren: Kevin J. Anderson
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überbevölkert waren? Die Menschen schienen zu beabsichtigen, sich überall auszubreiten.
    Der Adar seufzte, als er zum Hauptschirm sah, der ihm das All zeigte. Frei verfügbare Planeten und Sonnen… Wie terranisch diese Einstellung war.
    Aber selbst für all die Auszeichnungen, die ihm der Weise Imperator noch verleihen konnte, hätte er dieses Ereignis nicht versäumen wollen. Vor langer Zeit hatte die Solare Marine gegen die schrecklichen und geheimnisvollen Shana Rei gekämpft. Die militärische Streitmacht war auch nötig gewesen, um in einem herzzerreißenden Bürgerkrieg vor zweitausend Jahren gegen andere, irregeleitete Ildiraner zu kämpfen. Aber seit damals diente die Flotte nur noch dazu, Eindruck zu machen. Zum direkten Einsatz gelangte sie nur noch bei Rettungs- oder zivilen Missionen.
    Ohne Feinde und ohne interplanetare Konflikte im Ildiranischen Reich hatte Kori’nh seine berufliche Laufbahn in der Solaren Marine vor allem mit Zeremonien-Gruppierungen verbracht. Seine Erfahrungen in Kampf und Taktik beschränkten sich auf das, was er in der Saga gelesen hatte, was natürlich nicht das Gleiche war.
    Der Weise Imperator hatte ihn als offiziellen Repräsentanten des Reiches nach Oncier geschickt und natürlich war er bereit gewesen, dem Gott und Oberhaupt seines Volkes zu gehorchen. Die schwache telepathische Verbindung mit allen Untertanen erlaubte es dem Weisen Imperator, die Ereignisse durch Kori’nhs Augen zu beobachten.
    Ganz gleich, was er davon hielt: Dieses kühne menschliche Experiment würde eine interessante Erweiterung des ildiranischen historischen Epos Die Saga der Sieben Sonnen sein. Dieser Tag und vermutlich auch Kori’nhs Name gingen ein in Geschichte und Legende. Kein Ildiraner konnte sich mehr erhoffen.

4 ALTER KÖNIG FREDERICK
    Umgeben von der Opulenz des Flüsterpalastes auf der Erde spielte der Alte König Frederick seine Rolle. Basil Wenzeslas hatte ihm Anweisungen übermittelt, und der große Monarch der Hanse kannte seine Pflicht. Er nahm die Befehle des Vorsitzenden entgegen und befolgte sie.
    Um ihn herum schrieben Funktionäre des Hofes Dokumente, zeichneten Dekrete auf, gaben königliche Order weiter und verteilten Wohltaten. Der Flüsterpalast musste wie ein Ort aussehen, an dem immer rege Aktivität herrschte, bestimmt von Ordnung und Kompetenz.
    Frederick trug eine schwere Amtstracht und eine leichte Krone, geschmückt mit holographischen Prismen, als er im Thronsaal auf eine Nachricht von Oncier wartete. Er hatte gebadet und sich parfümiert. Die vielen Ringe an seinen Fingern glänzten. Seine Haut war mit Lotionen und Ölen eingerieben werden. Das Haar zeigte Perfektion; alle Strähnen befanden sich dort, wo sie sein sollten.
    Zwar hatte man ihn ursprünglich wegen seines Aussehens, Charismas und seiner Rhetorik ausgewählt, aber Frederick verstand das Fundament der Monarchie besser als die aufmerksamsten Schüler der Staatsbürgerkunde. Echtzeit-Politik in einem so riesigen galaktischen Gebiet war mit offensichtlichen Problemen verbunden, und deshalb brauchte die Hanse eine sichtbare Symbolfigur, die Dekrete und Gesetze erließ. Die Bevölkerung benötigte eine konkrete Person, der man Loyalität entgegenbringen konnte. Für ein vages gemeinsames Ideal wäre niemand bereit gewesen, bis zum Tod zu kämpfen oder einen Bluteid zu leisten.
    Wie seine fünf Vorgänger existierte König Frederick hauptsächlich dafür, gesehen und verehrt zu werden. An seinem Hof gab es prunkvolle Kleidung, glänzenden Marmor, erlesene Teppiche, kostbare Tapisserien, Kunstwerke, Schmuck und Skulpturen. Er verlieh Medaillen, veranstaltete Empfänge und erfreute das Volk, indem er es am Reichtum der Hanse teilhaben ließ. Frederick hatte alles, was er brauchte oder sich wünschte – abgesehen von Unabhängigkeit und Freiheit.
    Basil hatte ihm einmal gesagt: »Die Menschen neigen dazu, das Treffen von Entscheidungen charismatischen Personen zu überlassen. Dadurch zwingen sie andere, Verantwortung zu übernehmen, und sie können die Schuld für ihre Probleme weiter oben in der Hierarchie suchen.« Er hatte auf den König gedeutet, der einen so schweren Ornat trug, dass er kaum mehr gehen konnte. »Wenn man diesen Gedanken bis zur logischen Schlussfolgerung fortsetzt, so entwickelt letztendlich jede Gesellschaft die Monarchie, früher oder später.«
    Nach sechsundvierzig Jahren auf dem Thron entsann sich Frederick kaum mehr an sein früheres Leben oder seinen ursprünglichen Namen.
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