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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium
Autoren: Kevin J. Anderson
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Sonnensystem gab es keine bewohnbaren Planeten, und Onciers Gasmischung eignete sich nicht für das Sammeln von Ekti, jenes exotischen Wasserstoffallotrops, das die Ildiraner in ihrem Sternenantrieb verwendeten. Dieser abgelegene Gasriese eignete sich bestens dafür, die Klikiss-Fackel an ihm auszuprobieren.
    Der Chefwissenschaftler Gerald Serizawa sprach glatt und leidenschaftlich über den bevorstehenden Test, und die Medienleute hörten aufmerksam zu. Neben ihm saßen Techniker an Schaltpulten. Basil ließ seinen Blick über die Displays gleiten. Alles lief offenbar nach Plan.
    Dr. Serizawa war vollkommen haarlos; den Grund dafür kannte Basil nicht. Kosmetische Vorliebe kam als Erklärung ebenso infrage wie genetische Veranlagung oder eine exotische Krankheit. Der hagere und energische Chefwissenschaftler sprach mit den Händen ebenso wie mit dem Mund und unterstrich seine Worte durch Gesten. Jeweils nach einigen Minuten geriet er in Verlegenheit, faltete die Hände und versuchte, sie nicht mehr zu bewegen.
    »Gasriesen wie Jupiter in unserem eigenen Sonnensystem befinden sich am Rand eines Gravitationsgefälles, das sie zu einem stellaren Kollaps führen könnte. Jeder planetare Körper zwischen dreizehn und hundert Jupitermassen verbrennt in seinem Kern Deuterium und beginnt zu leuchten.«
    Mit einem eigenwilligen Zeigefinger deutete Serizawa auf die Journalistin, die zuvor Basil angesprochen hatte. »Mit dieser wieder entdeckten Technik können wir einen Gasriesen wie Oncier über die Massegrenze stoßen, um nukleares Feuer in ihm zu zünden und ihn zu einer Sonne werden zu lassen…«
    »Bitte erklären Sie unseren Zuschauern, woher die zusätzliche Masse kommt«, sagte die Journalistin.
    Serizawa lächelte und freute sich darüber, den Vortrag fortsetzen zu können. Ein dünnes, amüsiertes Lächeln umspielte Basils Lippen und er dankte seinem Glück dafür, dass der haarlose Doktor ein so begeisterter Redner war.
    »Nun, die Klikiss-Fackel verankert die beiden Enden eines Wurmlochs, eines zehn Kilometer breiten Tunnels.« Die Medienleute verstanden natürlich nichts von der Mechanik eines Wurmlochs und von den Schwierigkeiten, eine so große Lücke in der Raum-Zeit zu schaffen. »Das eine Ende öffnen wir bei einem superdichten Neutronenstern, das andere im Kern von Oncier. Innerhalb eines Augenblicks wird der Neutronenstern ins Zentrum des Planeten transferiert. Mit so viel zusätzlicher Masse kollabiert der Gasriese, und in seinem Kern beginnt das atomare Feuer zu brennen. Dadurch wird genug Licht und Wärme erzeugt, um die größeren Monde bewohnbar zu machen.«
    Ein Journalist richtete einen Imager auf die weißen Punkte über dem Gasriesen, als Serizawa fortfuhr: »Leider brennt die neue Sonne nur für hunderttausend Jahre, aber das dürfte genug Zeit sein, um die vier Monde in produktive Kolonien der Hanse zu verwandeln. Es ist praktisch eine Ewigkeit, soweit es uns betrifft.«
    Basil nickte vor sich hin. Typisches kurzfristiges Denken, aber nützlich. Die Erde gehörte jetzt zu einem größeren galaktischen Netzwerk, was bedeutete, dass wahre Visionäre in völlig neuen zeitlichen Maßstäben denken mussten. Die menschliche Geschichte war nur der winzige Teil eines größeren Ganzen.
    »Die Klikiss-Fackel eröffnet der Hanse völlig neue Möglichkeiten. Mit ihr können wir Habitate schaffen und so dem Bedürfnis der Menschheit nach mehr Lebensraum gerecht werden.«
    Basil fragte sich, wie viele Leute diese Erklärung schluckten. Sie war natürlich korrekt, zumindest zum Teil, aber die prächtig geschmückten ildiranischen Kriegsschiffe jenseits der Beobachtungsplattform erinnerten ihn an den wahren Grund für diese einzigartige Demonstration.
    Die Klikiss-Fackel sollte nicht getestet werden, weil die Menschheit unbedingt mehr Lebensraum brauchte – es gab mehr als genug Planeten, die sich für eine Besiedelung durch Menschen eigneten. Nein, es steckte politische Überheblichkeit dahinter. Die Hanse wollte beweisen, dass die Menschen zu so etwas in der Lage waren. Es handelte sich um eine extravagante Geste.
    Vor hundertdreiundachtzig Jahren hatte das Ildiranische Reich die ersten terranischen Generationenschiffe auf ihrer ziellosen Reise durchs All gerettet. Die Ildiraner hatten den Menschen ihren Sternenantrieb angeboten und die Erde in die große galaktische Gemeinschaft aufgenommen. Die Menschen hielten das Ildiranische Reich für einen wohlwollenden Verbündeten, doch Basil beobachtete die
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