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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium
Autoren: Kevin J. Anderson
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Während seiner Amtszeit war es in der Hanse zu erheblichen Veränderungen gekommen, doch nur wenig davon ging auf ihn selbst zurück. Inzwischen fühlte er die Bürde der Jahre.
    Der König hörte das Plätschern der Springbrunnen, das Summen der Luftschiffe und das Stimmengewirr der Menge auf dem königlichen Platz, die immer weiter anschwoll und darauf wartete, dass er sich von seinem bevorzugten Balkon aus an sie wandte. Der Erzvater des Unisono ließ die vielen Besucher bereits die vertrauten Gebete sprechen, was die Menge jedoch nicht daran hinderte, nach vorn zu drängen, in der Hoffnung, einen Blick auf den prächtigen Monarchen zu erhaschen. Frederick wollte so lange wie möglich im Innern des Palastes bleiben.
    Nach ihrer Erbauung in der Frühzeit der terranischen Expansion hatte die riesige königliche Residenz Besucher so sehr beeindruckt, dass es ihnen die Sprache verschlug – daher die Bezeichnung »Flüsterpalast«. Die immer erleuchteten Kuppeln bestanden aus einzelnen Glasflächen, gehalten von Streben aus vergoldetem Titan. Als Ort hatte man das frühere Südkalifornien gewählt, wegen des sonnigen Wetters. Der Palast war größer als jedes andere Gebäude auf der Erde, groß genug, um zehn Städte von der Größe Versailles aufzunehmen. Später, als die Hanse der enormen Architektur des Ildiranischen Reiches begegnete, war der Flüsterpalast erweitert worden, um mithalten zu können.
    Schönheit umgab den König, aber derzeit konnte sie ihn nicht auf andere Gedanken bringen. Ungeduldig wartete er auf eine Mitteilung von Basil beim fernen Planeten Oncier. »Bedeutsame Ereignisse geschehen nicht sofort«, sagte er so, als wollte er sich selbst überzeugen. »Heute werden wir den Lauf der Geschichte ändern.«
    Ein Kammerherr des Hofes schlug einen ildiranischen Gong, der aus einer Kristalllegierung bestand. Der König reagierte sofort auf das Geräusch. In seinem Gesicht erschien ein väterliches Lächeln, ein gut einstudierter Ausdruck, der freundliche Zuversicht zeigte.
    Als die musikalischen Vibrationen verebbten, schritt Frederick durch die königliche Promenade und näherte sich dem großen Sprechbalkon. Aus reiner Angewohnheit blickte er in einen ultraklaren Kristallspiegel in einem Alkoven. Einige Sekunden lang musterte er sich, sah die nicht ganz verborgene Müdigkeit in den Augen und einige weitere Falten, die nur ihm auffielen. Wie lange würde Basil ihn noch diese Rolle spielen lassen, bevor aus dem »väterlichen« König ein »tatteriger« zu werden drohte? Vielleicht entließ ihn die Hanse bald in den Ruhestand.
    Die breite Solartür öffnete sich. Der König atmete tief durch und straffte die Schultern.
    Botschafterin Otema, die alte grüne Priesterin vom Waldplaneten Theroc, stand neben dem schulterhohen Weltbaumschössling, der in einem verzierten Topf wuchs. Durch das Netzwerk des intelligenten Weltwaldes konnte Otema unmittelbar mit einem anderen grünen Priester auf der fernen technischen Beobachtungsplattform kommunizieren.
    Frederick klatschte kurz in die Hände. »Es wird Zeit. Übermitteln wir die Nachricht, dass ich, König Frederick, die Erlaubnis für den Beginn des Tests erteile. Teilen Sie mit, dass das Experiment mit meinem Segen eingeleitet werden soll.«
    Otema verneigte sich höflich. Die ernste Botschafterin hatte so viele Statustätowierungen im Gesicht und ihre grüne Haut wirkte so wettergegerbt, dass sie fast ebenfalls wie ein knorriger Baum aussah. Sie und Basil Wenzeslas waren oft aneinander geraten, aber Frederik hatte sich aus ihren Streitereien herausgehalten.
    Otemas schwielige Finger tasteten nach dem schuppigen Stamm des Weltbaums und sie schloss die Augen, um mithilfe der Bäume einen Telkontakt mit dem grünen Priester bei Oncier herzustellen.

5 BENETO THERON
    Bei Oncier breitete sich erwartungsvolle Stille unter den Beobachtern und Gästen aus, als Beneto seinen Griff am Weltbaum lockerte. Er strich mit den Fingerkuppen über die Borke der Pflanze, spendete und empfing Trost. »König Frederick schickt seinen Segen«, sagte er. »Das Experiment kann beginnen.«
    Applaus erklang wie das Pochen von Regentropfen. Mediengesandte richteten Imager auf den Gasriesen, als rechneten sie damit, dass nach dem Befehl des Königs sofort etwas geschah.
    Dr. Serizawa eilte zu den Technikern, und auf sein Zeichen hin wurden die Endanker vom Orbit aus gestartet. Helle Lichter senkten sich dem Gasriesen entgegen und stießen dorthin vor, wo sich ein Wurmloch öffnen
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