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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)
Autoren: Garth Nix
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so strahlenden Augen verloren ihren Glanz, und ein mattes Blau breitete sich um ihren Mund aus. »Wohin?«
    »Weg aus dem Imperium«, sagte ich. »Versprich, dass ich wiedergeboren werde, wie ich es mir wünsche!«
    »Das Versprechen eines Prinzen …«, murmelte Atalin. Sie starrte mir ins Gesicht, aber ihre Augen sahen etwas anderes. »Nicht mehr wert als Sand im Wind.«
    »Versprich es mir!«, rief ich. »Versprich es, Schwester!«
    Sie formte ein Wort mit ihrem Mund. Gut möglich, dass es ein »Ja« war.
    Oder auch ein »Nein«.
    Ich konnte sie nicht noch einmal fragen. Sie hatte nur noch Minuten, vielleicht Sekunden zu leben, und das war alles, was mir an Zeit blieb, um meinen Plan in die Tat umzusetzen. Einen sehr riskanten Plan, der davon abhing, dass der Imperiale Geist doch Zeuge all dessen hier war, auch wenn der Imperator das Gegenteil behauptet hatte. Ich wusste von Kharalcha, dass ich nicht immer die Verbindung spüren konnte. Sicher würde der Geist es doch nicht darauf ankommen lassen, dieletzten fünf Kandidaten bei irgendeinem wahnwitzigen Unfall zu verlieren?
    Er musste einfach hier bei uns sein.
    Es sei denn, es gab doch mehr Kandidaten, als Morojal gesagt hatte …
    Unter Aufbietung aller verbleibenden Kräfte gelang es mir irgendwie aufzustehen. Der Schmerz war fürchterlich, und beinahe wäre ich wieder gestürzt, als er mich traf. Schluchzend schloss ich meine Hände um die Klinge von Atalins Schwert, genau unter dem Knauf, und wappnete mich für das, was als Nächstes folgen musste.
    Ich zog das Schwert heraus. Es verließ meinen Körper mit einem widerlichen Ruck, bei dem mich eine weitere grelle Welle des Schmerzes durchfuhr. Diesmal fiel ich doch, auf Knie und Ellbogen. Einen Augenblick lag ich fast flach auf dem Gesicht, und Dunkelheit schoss durch mein Gesichtsfeld; ich drohte bewusstlos zu werden, doch ich kämpfte dagegen an.
    Ich war so weit gekommen. Ich konnte jetzt nicht umkehren.
    Atalin atmete noch; ihr fahles Gesicht war nur eine Handbreit von meinem entfernt. Ihr Ende war gewiss nahe.
    Oben in der Loge auf den Rängen erhob sich eine leuchtende Gestalt und kam durch die Luft auf uns zu geschwebt. Ich wusste nun, wer das sein musste. Der Imperator oder vielleicht auch ein holografischer Avatar des derzeitigen Herrschers über den Imperialen Geist, der herniederkam, um Seinihren Nachfolger auf dem Thron willkommen zu heißen.
    Der ich sein würde, wenn ich der letzte lebendige Prinzenkandidat war.
    Langsam – viel langsamer, als es mir gefiel – drückte ich mich mit den Ellbogen hoch. Noch immer kniend drehte ichAtalins Schwert um und grub es mit dem Heft voraus in den Sand vor mir. Dann legte ich die scharfe Spitze an den Ansatz meines Brustbeins und lehnte mich leicht dagegen, gerade genug, damit das Schwert nicht umfiel.
    Ein Dreieck todbringender Möglichkeit. Ich, das Schwert und meine Schwester – hier in diesem Sand, der mit unserem Blut getränkt war, welches sich gerade verband.
    Ich sah zu Atalin hinüber. Ihre Brust hob sich einmal und senkte sich, und dann hob sie sich nicht wieder. Ein leises, ersticktes Rasseln kam aus ihrem Mund.
    In diesem Augenblick ihres Todes ließ ich mich mit vollem Gewicht ins Schwert meiner Schwester fallen.

26
    Das war mein dritter Tod.
    Anders als bei meinen vorigen Toden wachte ich diesmal nicht in einem bequemen Bett mit dem Gefühl auf, ich hätte lange Zeit geschlafen. Stattdessen spürte ich, dass nur einen Moment, nachdem das Schwert durch mein Herz gefahren war, mein Bewusstsein mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Weltraum raste, direkt auf eine blauweiße Kugel aus hell leuchtendem Gas zu, während Strahlen aus vielfarbigem Licht in alle Richtungen um mich her stoben.
    Dann war ich mit einem Mal im Imperialen Geist, oder er war in meinem Geist. Er kommunizierte nicht nur mit mir, sondern war ganz und gar gegenwärtig. Ich spürte den unglaublichen Druck all dieser anderen Gedanken von tausend oder noch mehr einstigen Imperatoren – von so vielen, dass ich mich selbst fast darüber verloren hätte und nicht mehr sicher sein konnte, wer ich war; und jenseits dieser tausend floss ein nicht zu ordnender, unaufhaltsamer Strom von Informationen von all den Millionen Prinzen draußen im Imperium, die in diesem Moment verbunden waren, und alle überschwemmten sie meinen Geist.
    Ich kämpfte gegen sie an, wehrte mich dagegen, mich diesen Verbindungen zu ergeben, ihnen zu gestatten, mich in den großen mentalen Sumpf des
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