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Das Horror-Restaurant

Das Horror-Restaurant

Titel: Das Horror-Restaurant
Autoren: Jason Dark
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umwehte. Es war ein feuchter Abend. Der Sprühregen vermischte sich mit den dicken Dunstschleiern, die vom Wasser hochstiegen und als lautlose Fahnen über das Schiff hinwegstrichen.
    »Können wir?« fragte Bill.
    »Ja.«
    »Was sagst du?«
    Ich hob die Schultern. »Da hat sich wirklich jemand etwas einfallen lassen. Alle Achtung.«
    »Ein Riesengeschäft. Das Restaurant ist wohl jeden Abend ausgebucht. Die Gäste stehen Schlange.«
    Ich blickte über den Steg, an dessen Anfang wir standen. »Davon sehe ich noch nichts.« Die Nässe benetzte unsere Gesichter und lag auf den Haaren wie eine Schicht.
    Der Steg war ziemlich breit. An den Geländerpfosten standen Kugellampen. Das Wasser rauschte unter uns gegen das Ufer. Die Wellen klatschten, als würden sie uns Beifall zollen. Ich mußte an Suko denken, der sich mit der River Police in Verbindung gesetzt hatte. Die Kollegen — wir kannten uns mittlerweile - hatten sich sehr kooperativ gezeigt und ihm eines der kleineren Boote zur Verfügung gestellt. Suko und zwei Beamte patroullierten damit auf dem Wasser. Ein Türsteher hielt uns auf. Er paßte zu dem Restaurant wie die Faust aufs Auge.
    Hochgewachsen, bleich und groß. Ein Zerrbild und wie der Tod auf Urlaub wirkend. Er hätte auch gut einen Totengräber abgeben können, mit seinen düsteren Augen, der bleichen Haut und den Schatten auf beiden Wangen. Der Mann hatte sie sich aufgeschminkt. Erstand windgeschützt neben einem Stehpult, auf dem das Gästebuch lag. Zum Frack trug er ein dunkelrotes Seidenhemd, dessen Stoff schimmerte, wenn er durch Bewegungen Falten warf.
    »Sie hatten reserviert, Gentlemen?« Selbst seine Stimme hörte sich düster an, als würde sie aus einer Gruft kommen. Um so sprechen zu können, mußte er lange geübt haben.
    »Ja, Meister aller Gräber«, erwiderte Bill.
    Der Türsteher nahm die Bemerkung meines Freundes ausdruckslos zur Kenntnis. Er erkundigte sich nur nach dem Namen.
    »Die Reservierung geht auf Conolly.«
    Der Türsteher schaute nach und ließ sich dabei auch nicht von den Personen aus der Ruhe bringen, die hinter uns standen. Zwei Paare hatten sich angemeldet.
    »Ja, das geht in Ordnung«, erklärte er, blickte uns fragend an. »Sie kennen sich aus?«
    »Leider nein«, erwiderte Bill.
    Der Tod drehte sich um. »Dann gehen Sie bitte die Treppe hinab in den Bauch des Schiffes. Dort können Sie dann Ihr Ziel nicht mehr verfehlen.«
    Er musterte uns blitzschnell aus seinen Knopfaugen. »Einen angenehmen Abend wünsche ich Ihnen noch.«
    »Danke.«
    Über graue Teppiche schritten wir der Treppe oder dem Niedergang entgegen. Ich schnaubte laut. »Erkältet?« erkundigte sich Bill.
    »Im Gegensatz zu dir nicht. Vielleicht hat mich das Parfüm gestört.«
    »Welches Parfüm?«
    »Das den Türsteher umwehte.«
    »Ich habe nichts gerochen.«
    »Kann ich mir denken. Du bist ja erkältet.«
    »Ha, ha, ha. Gleich muß ich lachen.« Bill deutete nach rechts und links.
    »Schau dir mal die Wände an. Richtig gruselig.«
    Auf manche Menschen mochte es den Eindruck nicht verfehlen. Mir kam es eher vor wie eine Ausstattung in der Geisterbahn. Die Wände waren mit schwarzem Stoff bespannt worden. Darauf leuchteten silbrig und glänzend Motive aus der Horror-Literatur. Monster, Mutanten, Vampire, Hexen, Geisterund Skelette. Manche Stellen schimmerten rot. Ob das nun die blutigen Tränen waren, die aus den Augen mancher Hexen liefen oder der blutbeschmierte Mund eines Vampirs.
    Die breite Treppe endete dort, wo sich die Garderobe befand. Um das Restaurant zu erreichen, mußten wir einen pechschwarzen Vorhang teilen. Hinter der Garderobe nahm eine junge Frau die Kleidung der Gäste entgegen. Sie trug ein schwarzes, sehr enges Trikot, auf das bleiche Knochen gemalt worden waren.
    Bleich geschminkt war auch das Gesicht. Die Haare hatte sie streng zurückgekämmt.
    »Die Mäntel bitte.«
    Wir zogen unsere dreiviertellangen Jacken aus und reichten sie über den Tresen.
    »Danke sehr.« Ich nahm die Marken in Empfang, während Bill Kleingeld hinlegte.
    »Viel Spaß wünsche ich den Gentlemen.«
    »Den werden wir bestimmt haben, Miß Gerippe«, erwiderte Bill und schob mich vor.
    Ich teilte den Vorhang, ging noch zwei Schritte und blieb zunächst einmal stehen, weil ich das Gefühl hatte, eine andere Welt betreten zu haben.
    Ein Raum des Schreckens, der Monster, der Finsternis und des Vorhofs zur Hölle. Ich kenne viele Restaurants innerhalb und außerhalb Londons. Was wir allerdings hier geboten
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