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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich
Autoren: Jason Dark
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Papier aus.«
    »Ist es auch. Aber für uns sind nur bestimmte Teile wichtig. Das andere können wir übergehen.« Ihr Blick wurde schärfer. »Mir kommt es dabei nicht darauf an, wie dieser Lou Ganzaro die beiden Menschen getötet hat, sondern ich will wissen, warum er es getan hat.«
    »Du suchst nach einem Motiv?«
    »Genau das.«
    »Und was hat der Killer angegeben?«, erkundigte sich Suko.
    »Damit sind wir schon bei meinem Problem.« Sie schlug die Akte auf. »Er hat praktisch nichts angegeben!. Er hat sich über seine Tat selbst erschreckt. Jedenfalls konnte man den Eindruck haben. Unsere Spezialisten haben ihn verhört. Er gab alles zu, aber weshalb er die beiden umgebracht hat, wusste er nicht.«
    Das konnte ich nicht so recht glauben. »Hat er tatsächlich nichts zugegeben?«
    »Ja und nein.«
    »Aha«, sagte ich nur.
    Purdy Prentiss blätterte in der Akte. Wir konnten erkennen, dass sie mit einem gelben Marker einige Sätze hervorgehoben hatte. »So, hier ist es. Wollt ihr es lesen oder kann ich es vorlesen. Da bleiben wir dann bei den wichtigsten Punkten.«
    »Lies du«, bat ich.
    Purdy senkte den Kopf. »Ich fasse es zunächst mal zusammen. Er sprach von einer fremden Macht und von seinem eigenen Ich, das aber völlig verändert war.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Wer immer ihn auf diese Tat ansprach, er gab sie zu. Aber Ganzaro sagte zugleich, dass nicht er es gewesen war, der sich hier als Mörder fühlen konnte.«
    »Wer dann?«, fragte Suko.
    »Eben die andere Macht, das fremde Ich.«
    Wir sagten nichts. Darüber mussten wir schon erst einmal nachdenken, aber es war nicht einfach, eine schlüssige Lösung zu finden. Da war von zwei verschiedenen Dingen die Rede gewesen, und irgendwo mussten sie auch Zusammenkommen.
    »Das ist euch auch ein Rätsel, wie?«, erkundigte sich Purdy nach einer Weile.
    »Und ob«, antwortete Suko. »Habt ihr euch denn damit zufrieden gegeben?«
    »Nein, das haben wir natürlich nicht. Wir holten einen Psychologen hinzu, der sich mit ihm beschäftigte. Dieser Mann hat ebenfalls verzweifelt. Er kam nicht an den Mörder heran.«
    »Hat dieser Ganzaro die fremde Macht denn konkretisiert?«
    »Das hat er«, bestätigte Purdy.
    »Und?«
    Sie hob die Schultern. »Er sprach von den jenseitigen Mächten, die uns alle überwachen. Egal, auf welchem Kontinent wir leben. Die Mächte halten alles unter Kontrolle.«
    »Gut«, sagte ich, »das ist die eine Seite. Und wie sieht die andere aus?«
    »Das höllische Ich?« Purdy hob die Augenbrauen an.
    »Genau das.«
    Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Darauf ist er leider nicht eingegangen. Erfreut bin ich darüber nicht gewesen, aber darauf ist er nicht eingegangen.«
    »Du sprichst schon von einem höllischen Ich ?«, fragte Suko.
    »Sicher.« Sie nickte einige Male und senkte dann beim Sprechen ihre Stimme. »Für mich ist es wirklich das höllische Ich. So habe ich es getauft und nicht das fremde Ich.« Purdy lehnte sich zurück. »Er kann eine gespaltene Persönlichkeit sein. Oder ist es sogar. Zugleich aber haben sich fremde Mächte an ihn herangemacht, und deshalb hat er doppelte Probleme bekommen.«
    »Wie sieht sein Hintergrund aus?«, wollte ich wissen.
    »Normal.«
    »Genauer, Purdy.«
    »Ja, ja, Moment noch.« Sie blätterte weiter, bis sie die richtige Seite gefunden hatte. »Er ist nicht vorbestraft. Er ist sechsundzwanzig Jahre alt und wohnt allein.«
    »Hat er Eltern und Geschwister?«
    »Eltern schon. Sie sind nicht kontaktiert worden, weil sie sich auf einem Urlaubstrip befinden. Sie machen eine Kreuzfahrt quer durch die Karibik. Ich glaube auch nicht, dass sie ihrem Sohn so etwas zugetraut hätten. Die Beamten haben auch mit Nachbarn gesprochen. Da hat niemand etwas Negatives sagen können.«
    »War er berufstätig?«, fragte ich.
    »Klar. Er arbeitete bei einem Paketdienst. Mal als Fahrer, mal als Sortierer. Er lebte also völlig unauffällig, und dann begeht er diese beiden schrecklichen Morde. Das will mir einfach nicht in den Kopf. Das ist verrückt.«
    So sahen wir es auch. Eine normale, eine harmlose Fassade, doch dahinter lauerte das Böse und wartete darauf, die Fassade sprengen zu können. So war es in diesem Fall geschehen.
    Purdy Prentiss wollte uns die Unterlagen zuschieben. Gemeinsam winkten wir ab.
    Suko sprach auch in meinem Sinn, als er sagte: »Es ist besser, wenn wir uns nicht mit Einzelheiten belasten. Viel wichtiger ist es, wenn wir Lou Ganzaro gegenüberstehen und uns selbst mit ihm beschäftigen
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