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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild
Autoren: Jason Dark
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hoch und zog den Kopf ein. Dabei kicherte sie.
    Dieses Geräusch und ihre Haltung besaßen etwas Hexenhaftes.
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Es fällt mir schwer.«
    Jetzt drückte sie den Kopf vor. »Du hast wohl von den Riesen noch nichts gehört, wie?«
    »Es ist mir neu.«
    »Aber es gibt sie«, flüsterte sie. »Ich weiß es. Ich habe einen gesehen, und du hast ihn ebenfalls betrachtet.«
    Das letzte Wort brachte Suko auf den richtigen Weg. Denn man betrachtete ein Bild, und er mußte an das Felsgemälde denken.
    »Na, fällt bei dir die Münze?«
    »Ich denke schon. Du hast den Halbnackten als einen Riesen bezeichnet. Wir sahen in ihm ein Göttersymbol. Einen Götterboten oder einen…«
    Die Terroristin lachte nur. »Unsinn, verdammt! Ihr seid Ignoranten. Ihr wißt so gut wie nichts. Ihr werdet in einen Kreislauf hineingeraten, der euch vernichten kann. Aber es ist mir egal, verdammt egal sogar. Macht, was ihr wollt.«
    Das tat Suko auch. Zusammen mit seiner Gefangenen betrat er das Museum. Ein Mann in der Uniform des Wärters kam auf ihn zu und grüßte höflich. »Sie sind der Inspektor vom Yard?«
    »So ist es. Wollen Sie den Ausweis sehen?«
    »Nein, nein, schon gut. Man hat Sie avisiert.« Während er mit Suko sprach, hatte er ununterbrochen nur Arlene Shannon angeschaut und dabei den Kopf geschüttelt.
    »He, was starrst du so? Hast du noch nie eine Frau gesehen, du Niete?«
    Der Mann reagierte nicht auf die Frage. Er ging zurück und stöhnte leise.
    »Kann es sein – kann es sein, daß ich – daß ich dieselbe Person auf einem Gemälde gesehen habe?«
    Die Frage hatte Suko gegolten, der aber würde einen Teufel tun und ihm die Wahrheit sagen. »Nein, Mister, ich denke, da irren Sie sich. Da irren Sie sich sogar gewaltig.«
    »Ich habe ein gutes Gedächtnis, aber jetzt…« Er hob die Schultern.
    Bevor er sich noch länger auslassen und andere aufhalten konnte, waren Suko und seine Gefangene schon weitergegangen und hatten den breiten Flur betreten, der sie auch in die Nähe ihres Ziels brachte.
    Arlene Shannon sprach nicht, sie war trotzdem fröhlich, denn sie summte leise eine Melodie aus den achtziger Jahren vor sich hin, die damals ein Hit gewesen war.
    Suko mußte sich eingestehen, auch schon bessere Stunden erlebt zu haben. Nicht privat, sondern rein dienstlich. Die Ungewißheit machte ihm zu schaffen, aber auch die indirekt ausgesprochenen Warnungen und das Wissen der Terroristin. Er hatte auch keine Hinweise darauf, was passieren konnte. So wie er mußte sich jemand fühlen, der ins kalte Wasser sprang und kaum schwimmen konnte.
    Außerdem dachte er über die Riesen nach. Arlene Shannon hatte das Wort ausgesprochen. Und das saß nun wie ein Stachel in seinem Gedächtnis. Gab es Riesen? Ja, er und John hatten bereits mit ihnen zu tun gehabt, und Suko erinnerte sich daran, daß sie auch auf dem versunkenen Kontinent Atlantis gewesen waren.
    Doch die Frau war auf einer Insel nahe der britischen Küste in die Gefangenschaft des Gemäldes geraten. Wie paßte das alles zusammen?
    Es gefiel Arlene nicht, daß Suko schweigend neben ihr herging, deshalb fragte sie: »Hast du deine Stimme verloren, Bulle?«
    »Sicherlich nicht.«
    »Warum bist du dann so schweigsam?«
    Suko wollte nicht sprechen, aber Arlene tat es. »Ich weiß Bescheid«, flüsterte sie. »Ich weiß sehr gut, warum du nichts sagst. Es ist die kalte Angst, die dir deine Stimme genommen hat. Sie klebt dir die Kehle zu. Du kannst nicht reden. Du bist nur in der Lage, deine Gedanken zu formen, aber du schaffst es nicht, sie richtig aus zusprechen. Sie bleiben dir im Hals stecken.«
    »Klar, wenn du das sagst.«
    »Ich weiß es, Bulle. Ich kenne mich aus. Ich habe ähnliche Dinge erlebt, wenn mir der Commander und seine Hundesöhne auf den Fersen waren. Da ist es oft genug mehr als knapp gewesen, so daß ich verdammt viel Glück hatte, mit dem Leben davonzukommen. Aber man kann sich daran gewöhnen, und irgendwann ist dir alles egal. Da hast du die Angst überwunden und spürst sie nicht mehr.«
    »Spar die deine Belehrungen.« Suko zerrte die Frau weiter, die ihre Schritte verlangsamt hatte. »Spar sie dir für deinen Friseur auf oder wen auch immer.«
    »Oh, wie nett.«
    Er schwieg jetzt. Außerdem hatten sie den leereren Teil des Gebäudes erreicht. Sie waren allein unterwegs und glitten durch das Licht der Deckenleuchten wie zwei Schatten, deren Füße kaum mit dem Boden in Verbindung zu stehen schienen.
    Es gab keine Fenster. Nur noch
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