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Das Herz einer Frau

Das Herz einer Frau

Titel: Das Herz einer Frau
Autoren: Christine Flynn
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ging auch schon die Tür auf.
    „Eure Majestät.“ Der grauhaarige Diener verbeugte sich.
    „Ist Lady Ashley noch auf der Südterrasse?“
    „Ich glaube, ja, Majestät.“
    „Bringen Sie Mr. Callaway zu ihr“, befahl sie und hob die Hand, damit Matt ihr aufhelfen konnte.
    Ashley liebte diese Jahreszeit in Luzandria. In der Septemberluft lag noch ein wenig vom milden Sommer, und erst im Oktober würde der Regen die Bucht grau erscheinen lassen, deren azurblaues Wasser jetzt unterhalb des Schlosses im Sonnenschein glitzerte. Um sie herum lagen die Häuser der fünfzigtausend Bewohner des kleinen Königreichs auf den grünen Hügeln.
    Sie hatte die friedliche Atmosphäre immer genossen, aber zum ersten Mal gelang es ihr nicht, den Alltag hinter sich zu lassen. Sie nahm eine der Rosen, die sie gerade geschnitten hatte, aus dem Korb und überlegte, ob sie Matt einen Brief schreiben, ihn anrufen oder nach Hause fliegen sollte, um ihn persönlich wissen zu lassen, dass er Vater wurde.
    Er hatte ein Recht, es zu wissen, bevor sie es ihrer Familie erzählte und er es von Cord erfuhr.
    Nur ihre Großmutter kannte ihr kleines Geheimnis. Weder ihre Mom noch ihre Schwester hatten an dem Wochenende, das sie auf dem Anwesen verbracht hatte, Verdacht geschöpft. Natürlich hatten sie auch keinen Grund dazu.
    Schließlich glaubten sie, dass es momentan keinen Mann in ihrem Leben gab.
    Allerdings war Ashley aufgefallen, dass ihre Mom sich sehr dafür interessierte, wie sie sich auf der Baustelle mit Matt vertragen hatte. Und Katherine Kendrick hatte zum zweiten Mal darüber gesprochen, wie er sich verändert zu haben schien – eine Meinung, die sie vermutlich revidieren würde, wenn sie hörte, dass er der Vater des Babys ihrer unverheirateten Tochter war.
    Sie wusste bereits, was ihre Großmutter von Matt hielt. Aber die Königin war schrecklich altmodisch. Und scharfsinnig. Ashley war vor zehn Tagen hier angekommen. Keine vierundzwanzig Stunden später hatte Nana Sophia ihr angesehen, dass sie sich im Palast verstecken wollte – und zwar nicht vor den Medien, sondern vor einem Mann.
    Beim Kräutertee, den ein Diener ihnen von einem Teewagen serviert hatte, gab Ashley endlich zu, dass sie sich gar nicht zu verstecken brauchte, weil der Mann sie überhaupt nicht suchte. Und dass sie sich hierher zurückgezogen hatte, um in Ruhe zu überlegen, wie sie ihm sagen sollte, dass sie ein Kind von ihm bekam.
    In den Augen ihrer Großmutter spiegelte sich neben Enttäuschung auch Mitgefühl. Aber anstatt ihre Enkelin scharf zu tadeln, fragte sie sie, ob sie denn diesen Mann liebte. Und dann sagte sie, dass keine Frau, durch deren Adern das Blut der Renaldis strömte, sich nach einem Mann verzehrte, der dumm genug war, sie nicht zur Frau zu nehmen.
    Ich verzehre mich nicht, dachte Ashley und brach die Dornen ab, um die Rose zu den anderen in die Vase zu stellen. Sie hatte gehört, dass die Heilung eines gebrochenen Herzens nie länger dauern sollte als die Beziehung selbst. Das Problem war nur, dass ihre Beziehung mit Matt nie ganz enden würde. Sie wusste nicht, wie viel Zeit Matt seinem Kind widmen wollen würde, aber der Mann, den sie kannte, würde sich niemals vor einer solchen Verantwortung drücken.
    Sie entschied sich, ihn anzurufen. Nein, sie würde ihn aufsuchen. Oder sie würde ihn anrufen und ihm sagen, dass sie ihn sehen wollte. Gedankenverloren steckte sie eine weitere Rose in den Strauß. Sie liebte ihr gemeinsames Baby von Minute zu Minute mehr. Es war das wertvollste Geschenk, das sie je bekommen hatte.
    Auch das musste sie ihm sagen.
    In der Ferne läuteten Kirchenglocken zur vollen Stunde, als Ashley hörte, wie eine Terrassentür geöffnet wurde. Sie fragte sich, ob ihre Großmutter nach ihr schickte. Die unerschütterliche und doch einfühlsame Frau, die ein kleines Königreich regierte, wäre nie so unentschlossen wie ihre Enkelin. Ashley hob den Blick.
    Die Rose entglitt ihrer Hand und fiel zu Boden.
    Matt sah ihr nach.
    Er hatte Ashley durch die hohen Fenster dabei beobachtet, wie sie die Blumen arrangierte. Mit offenem Haar und in kobaltblauer Seide war sie wieder die kühle, selbstsichere Schönheit, die er einst für unberührbar gehalten hatte.
    Wie erstarrt stand sie da, während er auf sie zuging. In ihrem hübschen Gesicht spiegelte sich wenig mehr als mildes Erstaunen. Matt bückte sich nach der Rose und hoffte inständig, dass er nicht zu spät kam.
    Ashleys Blick wanderte von seiner Hand zu den breiten
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