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Das Herz einer Frau

Das Herz einer Frau

Titel: Das Herz einer Frau
Autoren: Christine Flynn
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hinter ihr schloss, und streckte eine faltige Hand aus.
    „Mr. Callaway.“
    Er war nicht sicher, ob er die Hand schütteln oder den Ring küssen sollte. Auf eine königliche Audienz war er nicht vorbereitet, also besann er sich auf die einzigen Manieren, die er kannte.
    „Ma’am“, erwiderte er und entschied sich, ihr die Hand zu geben. Vorsichtig legte er die Finger um ihre. Sie sah aus, als würde eine leichte Brise sie umwehen. „Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen.“
    „Ja“, murmelte sie und zog es offenbar vor, noch kein Urteil über diese Begegnung abzugeben. Sie zeigte auf zwei mit goldfarbener Seide bezogene Sessel an einem flachen Marmortisch. „Ich muss gestehen, ich bin ziemlich überrascht, Sie hier zu sehen.“
    Matt wusste nicht, ob die Frau von Natur aus so warm wie ein Eiswürfel war oder ob ihr kühler Tonfall mit ihm zu tun hatte. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was Ashley ihr über ihn erzählt hatte. Und er fragte sich, wie er sich verhalten sollte, als die Königin Platz nahm und eine Augenbraue hochzog.
    Ihr Blick glitt zum Sessel gegenüber ihrem.
    Matt setzte sich zwischen die mit Schnitzereien verzierten Armlehnen.
    „Wusste meine Enkelin, dass Sie kommen würden?“
    „Nun… nein, Ma’am. Ashley und ich haben eine Zeit lang nicht miteinander gesprochen.“
    „Wie lange nicht?“
    Es waren vier Wochen und drei Tage. Nicht, dass er gezählt hatte. „Etwa einen Monat.“ Er sah zur Tür. „Ist sie hier?“
    In perfekter Haltung saß Königin Sophia Regina Amelia Renaldi da, den Rücken kerzengerade, die beringten Hände gefaltet und in den Schoß gelegt. Ihr Gesicht war sehr nachdenklich.
    Auch Matt bewegte sich nicht. Aber die Anspannung in ihm hatte nichts damit zu tun, dass königliche Augen ihn einer Prüfung unterzogen. Um ihn aus der Fassung zu bringen, brauchte es mehr als diese Frau. Er hatte immer ein Problem mit Autoritäten gehabt, aber schon lange kein Bedürfnis mehr, es der Welt zu beweisen. Er wollte mit der Enkelin sprechen, nicht von der Großmutter verhört werden. Es gab Dinge, die er Ashley sagen musste, bevor er den Mut verlor –und bevor er sich damit abfand, dass sie ihn vielleicht nicht wieder sehen wollte.
    „Sie ist“, antwortete ihre Hoheit schließlich. „Aber ich habe ihr nicht gesagt, dass Sie hier sind. Warum möchten Sie sie sprechen?“
    „Das geht nur sie und mich an.“
    Die königliche Großmutter schien es nicht gewohnt zu sein, dass man ihr eine Antwort verweigerte. Ihre Augenbraue zuckte höher als zuvor.
    „Bei allem Respekt“, fügte Matt rasch hinzu und fragte sich, ob es in Palästen noch Kerker gab. Und ob sie noch benutzt wurden. „Aber ich glaube nicht, dass es Ashley gegenüber fair wäre, mit Ihnen über sie zu sprechen.“
    „Ich bin ihre Großmutter.“
    „Das ist mir klar. Und ich weiß, Sie sind eine Königin und können mich wahrscheinlich abführen und…“
    „Enthaupten lassen?“ sagte sie sanft.
    Darauf war er noch gar nicht gekommen. „Ich dachte eher an so etwas wie Verbannen“, erwiderte er. „Bisher war ich der Ansicht, dass das andere seit dem Mittelalter nicht mehr praktiziert wird.“
    „Nur in manchen Ländern“, sagte sie und sah plötzlich aus, als würde sie sich amüsieren. „Zu Ihrem Glück gehört Luzandria dazu. In früheren Zeiten wären Sie jetzt kopflos und Ihre Ländereien konfisziert. Erst im letzten Jahrhundert wurde die Guillotine in der zivilisierten Welt abgeschafft.“
    Sie klang, als hätte er etwas Unverzeihliches begangen. Früher war es eine Straftat gewesen, einem Angehörigen des Herrschers seelisches Leid zuzufügen.
    Das Schuldgefühl traf ihn wie ein Faustschlag in den Magen. Genau das hatte er getan.
    „Ich kann nur annehmen, dass Sie gekommen sind, um sich mit unserer Ashley auszusprechen“, fuhr die Königin ernst fort. „Jedenfalls hoffe ich es. Die Frauen unserer Familie verschenken ihr Herz nicht leichtfertig, junger Mann. Es spricht für Sie, dass Sie hier sind. Ich will Sie zu nichts zwingen, aber denken Sie daran, dass mein Beichtvater jederzeit zur Verfügung steht. Genau wie die königliche Kapelle.“
    Verwirrt legte Matt die Stirn in Falten. Offenbar gab es da etwas, was er nicht verstand. Aber ihm blieb keine Zeit, sich zu fragen, was es war.
    Zwischen den geschmackvoll arrangierten Blumen und den Kunstbänden stand auf dem Tisch eine kleine goldene Glocke. Die Königin griff danach und läutete.
    Kaum hatte sie sie wieder abgestellt,
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