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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters
Autoren: Robert Jordan
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glaubten, dass »Lord Gaebril« einer der Verlorenen gewesen war. Den Schaden zu richten, den Rahvin in Andor hinterlassen hatte, würde vermutlich ihr ganzes Leben in Anspruch nehmen, selbst wenn sie es schaffte, so lange zu leben wie die Kusinen! Einige der Häuser würden sie nicht unterstützen wegen der entsetzlichen Dinge, die Gaebril in Morgases Namen getan hatte, andere wiederum nicht, weil Rand gesagt hatte, er wollte ihr den »Thron« geben. Sie liebte den Mann von ganzem Herzen, aber für diese Worte sollte er zu Asche verbrennen. Selbst wenn sie Dyelin in Schach hielten. Der geringste Kleinpächter Andors würde seine Sense ergreifen, um eine Marionette vom Löwenthron zu vertreiben!
    »Dyelin, wenn es mir möglich ist, will ich verhindern, dass sich Andoraner töten, aber ob es hier um die Thronfolge geht oder nicht, Jarid ist zum Kampf bereit, obwohl Elenia eingesperrt ist. Naean ist zum Kampf bereit.« Am besten brachte man beide Frauen so schnell wie möglich nach Caemlyn; es war durchaus möglich, dass sie Nachrichten und Befehle aus Aringill herausschmuggelten. »Arymilla ist bereit, da sie Nasins Männer hinter sich hat. Für sie alle geht es hier um die Thronfolge, und man wird sie nur auf eine einzige Weise vom Kampf abhalten können - man muss so stark sein, dass sie es nicht wagen. Wenn Birgitte die Garde bis zum Frühling in ein Heer verwandeln kann, ist das gut, denn wenn ich bis dahin kein Heer habe, werde ich eines brauchen. Und wenn das noch nicht reicht, denkt an die Seanchaner. Sie werden sich nicht mit Tanchico und Ebou Dar zufrieden geben; sie wollen alles. Ich werde ihnen Andor nicht überlassen, Dyelin, und Arymilla ebenfalls nicht.« Über ihren Köpfen krachte der Donner.
    Dyelin warf einen Blick auf Birgitte und befeuchtete sich die Lippen. Unbewusst zupfte sie an ihren Röcken herum. Es gab nur wenig, das ihr Angst einjagte, aber die Geschichten über die Seanchaner hatten es geschafft. Doch dann murmelte sie, als würde sie mit sich selbst sprechen: »Ich hatte gehofft, einen Bürgerkrieg verhindern zu können.« Und das bedeutete möglicherweise gar nichts, oder aber alles! Vielleicht würde etwas Nachhaken zutage bringen, was davon stimmte.
    »Gawyn«, sagte Birgitte plötzlich. Ihre Miene hatte sich aufgehellt, das Gleiche galt für die Gefühle, die durch den Bund strömten. Erleichterung trat eindeutig hervor. »Wenn er kommt, wird er den Befehl übernehmen. Er wird dein Erster Prinz des Schwertes.«
    »Mutters Milch in einer Tasse!«, fauchte Elayne, und in den Fenstern flackerte das Licht eines Blitzschlags, als wollte er die Worte unterstreichen. Warum musste die Frau ausgerechnet jetzt das Thema wechseln? Dyelin zuckte zusammen und Hitze schoss in Elaynes Gesicht. Der weit offen stehende Mund der älteren Frau verriet, wie derb der Fluch gewesen war. Irgendwie war das auf seltsame Weise peinlich; dass Dyelin eine Freundin ihrer Mutter gewesen war, hätte eigentlich nichts ausmachen dürfen. Ohne nachzudenken nahm Elayne einen großen Schluck Wein - und der bittere Geschmack ließ sie fast würgen. Schnell unterdrückte sie das aufsteigende Bild Linis, die ihr drohte, den Mund mit Seife auszuwaschen, und rief sich ins Gedächtnis zurück, dass sie eine erwachsene Frau war, die einen Thron für sich gewinnen wollte. Sie bezweifelte, dass ihre Mutter sich je so oft so albern vorgekommen war.
    »Ja, das wird er, Birgitte«, führ sie etwas ruhiger fort. »Wenn er kommt.« Drei Kuriere waren auf dem Weg nach Tar Valon. Selbst wenn keiner von ihnen es schaffte, an Elaida vorbeizukommen, würde Gawyn schließlich erfahren, dass sie ihren Thronanspruch geltend gemacht hatte, und er würde kommen. Sie brauchte ihn um jeden Preis. Sie hegte keinerlei Illusionen, wie sie als Befehlshaberin sein würde, und Birgitte hatte so viel Angst, den Legenden über sie nicht gerecht zu werden, dass sie manchmal davor zurückschreckte, es überhaupt zu versuchen. Sich einer Armee entgegenzustellen, das ja, aber eine Armee anzuführen, niemals!
    Birgitte war sich der Verwirrung in ihrem Inneren durchaus bewusst. In genau diesem Augenblick war ihr Gesicht erstarrt, aber ihre Gefühle waren voller Verlegenheit und Selbsthass, und das Letzte wurde zusehends stärker. Elayne verspürte einen Anflug von Gereiztheit, aber dann öffnete sie den Mund, um Dyelins Bemerkung über einen Bürgerkrieg wieder aufzugreifen, bevor sie anfing, über Birgittes Wut nachzusinnen.
    Doch bevor sie ein Wort äußern
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