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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters
Autoren: Robert Jordan
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Dinge.
    Dyelin senkte den Kopf den Bruchteil eines Zentimeters und deutete vielleicht auch einen Knicks an; vielleicht war es nur eine Höflichkeit, denn ihr Gesicht war so unbeweglich wie Stein. Man durfte nicht vergessen, dass viele von denen, die Elayne Trakand nicht auf dem Löwenthron sehen wollten, stattdessen Dyelin Taravin unterstützt hatten. Die Frau war in jeder Weise hilfsbereit gewesen, aber es war noch nicht viel Zeit vergangen, und manchmal flüsterte in Elaynes Hinterkopf beharrlich eine leise Stimme. Wartete Dyelin nur darauf, dass sie einen bösen Fehler beging, bevor sie einschritt, um Andor zu »retten«? Jemand mit der nötigen Klugheit und Verschlagenheit könnte es auf diese Weise versuchen und möglicherweise sogar Erfolg haben.
    Elayne hob die Hand, um sich die Schläfe zu massieren, richtete stattdessen aber nur ihr Haar. So viel Misstrauen, so wenig Vertrauen. Das Spiel der Häuser hatte nach ihrem Aufbruch nach Tar Valon auch Andor erfasst. Sie war dankbar, dass sie in ihren Monaten bei den Aes Sedai mehr gelernt hatte, als nur die Eine Macht zu beherrschen. Für die meisten Schwestern war Daes Dae'mar Atem und Brot. Sie war auch dankbar für Thoms Unterricht. Ohne beides hätte sie ihre Rückkehr womöglich nicht so lange überleben können, wie sie es bis jetzt getan hatte. Das Licht mochte dafür sorgen, dass Thom in Sicherheit war, dass er und Mat und die anderen vor den Seanchanern entkommen und auf dem Weg nach Caemlyn waren. Jeden Tag seit ihrem Aufbruch aus Ebou Dar hatte sie für ihre Sicherheit gebetet, aber für mehr als nur ein kurzes Gebet hatte sie jetzt keine Zeit.
    Sie nahm den Stuhl in der Mitte des Hufeisens und versuchte wie eine Königin auszusehen, den Rücken gerade durchgedrückt, die freie Hand locker auf der geschnitzten Lehne. Es reicht nicht, wie eine Königin auszusehen, hatte ihre Mutter oft gesagt, und ein scharfer Verstand, die geschickte Handhabung der Staatsangelegenheiten und ein tapferes Herz werden dir nichts nützen, wenn die Leute dich nicht als Königin betrachten. Birgitte beobachtete sie, beinahe schon misstrauisch. Manchmal war der Bund entschieden lästig! Dyelin hob den Weinbecher an die Lippen.
    Elayne holte tief Luft. Sie war diese Frage aus jeder Richtung angegangen, die ihr eingefallen war, und sie sah keinen anderen Ausweg. »Birgitte, ich will, dass die Garde im Frühling eine Armee darstellt, die allem gleichkommt, was zehn Häuser zusammen ins Feld führen können.« Vermutlich unmöglich zu schaffen, allein der Versuch bedeutete, die Söldner, die sich jetzt eingeschrieben hatten, auch zu halten und noch mehr zu finden, jeden Mann aufzunehmen, der die geringste Neigung dazu zeigte. Licht, was für ein übler Schlamassel!
    Dyelin verschluckte sich, ihre Augen traten hervor, dunkler Wein schoss aus ihrem Mund. Noch immer spuckend zog sie ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem Ärmel und tupfte sich das Kinn ab.
    Über den Bund mit Birgitte schoss eine Woge der Panik zu ihr herüber. »Verdammt, Elayne, das kann nicht dein Ernst sein...! Ich bin eine Bogenschützin, kein General! Das ist alles, was ich jemals war, hast du das noch immer nicht begriffen? Ich habe einfach nur das getan, zu dem mich die Umstände gezwungen haben! Aber wie dem auch sei, ich bin nicht sie, jedenfalls nicht mehr; ich bin nur noch ich und ...!« Sie brach ab, als ihr klar wurde, dass sie womöglich zu viel gesagt hatte. Nicht zum ersten Mal. Ihr Gesicht lief rot an, als Dyelin sie neugierig betrachtete.
    Sie hatten über Birgitte verbreitet, dass sie aus Kandor kam, wo die Landfrauen ähnliche Bekleidung wie sie trugen, aber Dyelin roch offensichtlich die Lüge. Und mit jedem Mal, das sich Birgitte versprach, kam sie näher daran, ihr Geheimnis zu offenbaren. Elayne warf ihr einen Blick zu, der ihr versprach, dass sie später noch reden würden.
    Sie hätte nicht gedacht, dass Birgittes Wangen noch heftiger glühen konnten. Demütigung überlagerte alles andere in dem Bund, bis Elayne spürte, dass ihr das Blut selbst in die Wangen schoss. Schnell nahm sie einen strengen Ausdruck an und hoffte, dass ihre roten Wangen etwas anderes vermuten ließen als das tiefe Verlangen, sich wegen Birgittes Demütigung auf ihrem Stuhl zu winden. Der Spiegeleffekt konnte mehr als nur lästig sein!
    Dyelin verschwendete nur einen Augenblick an Birgitte. Sie stopfte das Taschentuch zurück an seinen Platz, stellte sorgfältig den Becher zurück aufs Tablett und stemmte dann die
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