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Das Herz des Drachen

Das Herz des Drachen

Titel: Das Herz des Drachen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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Vampir hier lebte.
    Er hatte diesen speziellen Blutsauger jetzt schon seit ein paar Tagen verfolgt. Die meisten seiner Opfer waren Mädchen, hauptsächlich Teenager, die zu dumm waren, um Nein zu sagen, wenn ein Mann sie nach Hause bringen wollte. Samuels Erfahrung nach waren die meisten Teenager-Mädchen tatsächlich so dumm. Er dankte Gott, dass seine fünfzehnjährige Tochter Mary wohl nicht in dieses Schema passte.
    Eigensinnig, nervtötend, respektlos, ja – Mary verkörperte all diese Dinge. Samuel hatte auf ein gehorsames kleines Mädchen gehofft, aber sie hatte schon früh gesehen, wie schlecht die Welt war. Er hatte sein Kind quasi von Geburt an dazu erzogen, wie es sich verteidigen, eine Waffe abfeuern, ein Messer benutzen konnte. Mary wusste, dass nicht nur das Monster in ihrem Schrank real war, sondern dass man es erschießen konnte und sollte. Auf Gehorsam zu hoffen, war reine Zeitverschwendung.
    Das Röhren eines Motors ertönte in der Entfernung und kam schnell näher. Samuel entdeckte das Fahrzeug, von dem das Geräusch ausging, schnell: Es war ein aufgemotztes Angeberauto mit Heckflossen von der Sorte, mit dem Jungen Mädchen beeindrucken wollten. Er wusste nicht viel über Autos, nur dass sie losfuhren, wenn er aufs Gaspedal trat und anhielten, wenn er bremste.
    Wahrscheinlich wusste Mary alles bis auf den letzten Buchstaben auswendig, weil sie jede freie Minute in einer Autowerkstatt verbrachte. So ein Junge, der dort nach der Schule arbeitete, bemühte sich um sie, und Samuel hatte sich vorgenommen, ihn unter die Lupe zu nehmen. Er hatte nur noch nicht die Zeit gefunden.
    Sein einziger Trost war, dass Marys außerschulische Aktivitäten sie wahrscheinlich davon abhalten würden, etwas anderes zu tun, als nur zu reden. Das Leben eines Jägers war nicht gerade auf große Romanzen ausgelegt.
    Er hatte einmal versucht, es ihr zu erklären.
    „Aber was ist mit dir und Mom?“, hatte sie trotzig gefragt.
    „Das ist etwas anderes“, hatte Samuel schwach protestiert.
    „Wie?“, hatte Mary gedrängt und Samuel hatte aufgegeben, weil er wusste, dass er das nicht beantworten konnte.
    Das Auto fuhr die Einfahrt neben dem Haus hinauf. Samuel warf einen prüfenden Blick auf den Boden, wo Pfeil und Bogen sowie eine Machete lagen. Er wollte die Pfeile benutzen, um den Vampir zu stoppen und die Machete, um ihm den Kopf abzuschlagen.
    Die Kreatur stellte den Motor der protzigen Karre ab, schwang sich aus dem Fahrersitz und ging ums Auto, um sein Opfer zu holen. Der Blutsauger machte seiner Gattung alle Ehre: groß, dunkle Haare, gut aussehend. Er trug lange Koteletten, wie die meisten der jungen Leute heute, die keine Hippies waren, außerdem eine blaue Jacke und eine Krawatte. Trotz allem bewunderte Samuel seine blitzsaubere Erscheinung.
    Die meisten Vampire sahen aus, als wären sie ihrer Zeit ein wenig hinterher – Unsterbliche hatten eine andere Wahrnehmung der Zeit. So wie der, der ungefähr vierzig Jahre alt zu sein schien und trotzdem davon sprach, dass er im „Weltkrieg“ gegen „Jerry“ gekämpft hatte. Viele der Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg nannten ihn immer noch allein Weltkrieg. Für diejenigen, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatten, wie Samuel, ging es nur um „Nazis“ oder „Krauts“.
    Als der Vampir die Autotür öffnete, um das Mädchen aussteigen zu lassen, hörte Samuel ein wohlbekanntes Kichern.
    „Was für ein starkes Haus!“, sagte Mary mit einer viel höheren, quietschigeren Stimme als gewöhnlich. Selbst in der Dunkelheit konnte er sehen, dass ihr Mund leicht geöffnet und ihre Augen weit aufgerissen waren.
    Er musste zugeben, dass er schon ein bisschen stolz darauf war, wie gut seine Tochter in eine andere Rolle schlüpfen konnte. Stolz, der davon getrübt wurde, dass er seine fünfzehnjährige Tochter als Köder für einen Blutsauger benutzte. Aber so war der Job eben. Dieser Vampir hatte eine Schwäche für Teenager und Samuels Tochter war einer. Also musste sie es sein, die die Kreatur zurück nach Hause lockte, ohne dass andere Mädchen in Gefahr gerieten.
    Dann hörte er das tiefe Brummen eines weiteren Motors. Als er sich umdrehte, sah er den Pick-up der Campbell-Familie langsam die Straße herunterfahren. Der Mond schien kaum und die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, also war der Truck fast unsichtbar.
    Wenn er nicht auf ihn gewartet hätte, wäre er ihm vielleicht auch nicht aufgefallen.
    Obwohl er wusste, dass der Wagen gekommen war, konnte er den Fahrer
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