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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown
Autoren: Emilie Richards
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würdigen.
    „Machen Sie sich darüber keine Sorgen.“ Faith hängte sich den Blazer über die Schultern. Dann holte sie tief Luft, um mal wieder aus Höflichkeit zu lügen. Eine Eigenschaft, die viele Senatorenkinder schon mit der Muttermilch einsogen. „Ich hoffe, Sie werden sich in diesem Haus wohl fühlen.“
    „Ich schätze, uns wird nichts anderes übrig bleiben. Der Markt ist einfach dicht, und wir konnten nichts anderes finden.“
    Faith war froh, kurz vorher so tief Luft geschöpft zu haben, denn jetzt verschlug es ihr den Atem. Ihre Lungen kamen ihr wie versteinert vor – was gut war, denn Faith hätte nicht für die Freundlichkeit ihrer Antwort garantieren können.
    Sie suchte Davids Blick, zum ersten Mal während der ganzen Prozedur. Er sah aufgewühlt aus. Einen Augenblick lang schien sie der Kummer zu verbinden. David hatte das Haus ebenso geliebt wie sie. Sie hatten es mit der Hilfe eines der begabtesten Architekten von Washington gebaut. David hatte den weitläufigen Garten gestaltet, ein Bewässerungssystem installiert und letzten Herbst sogar einen Fischteich ausgehoben. Diesen Sommer hatten sie Koi anschaffen und Seerosen pflanzen wollen. Aber die neuen Besitzer hatten das Haus nur unter der Bedingung gekauft, dass das Loch wieder zugeschüttet wurde.
    „Soll ich dich zurückfahren?“ fragte David, bevor Faith ihren Blick abwenden konnte.
    Sie fand ihren Atem und ihre Stimme wieder. „Meine Mutter kommt.“
    „Ich könnte dich ...“
    „Nein.“ Sie hängte die Handtasche über die Schulter und verabschiedete sich von Carol Ann. Bevor David noch ein Wort sagen konnte, brach Faith zum Parkplatz auf.
    Dass sie sich weigerte, mit ihm allein zu sein, war nicht neu.Seit jenem Vormittag im Dezember hatten sie sich nur im Beisein ihrer Anwälte oder von Faith’ Vater gesprochen. Joe Huston, Virginias dienstältester Senator, war auch an jenem Tag zugegen gewesen, als David Faith eröffnete, dass der Vorstand von „Promise the Children“ ihn entlassen und sich auf die moralische Vorbehaltsklausel seines lukrativen Vertrags berufen hatte. David musste die Prämien, die er jahrelang umsichtig investiert hatte, zurückzahlen, und der Abschwung an der Börse hatte den Rest des Familienvermögens dahinschmelzen lassen. Es blieben ihnen fast nur das Haus in McLean und das Ferien-Cottage in West-Virginia, die beide mit Hypotheken belastet waren.
    Zumindest dem Cottage, das sie ebenfalls hatten verkaufen müssen, weinte Faith keine Träne nach.
    Der Vertragsabschluss war so schnell über die Bühne gegangen, dass Lydia noch nicht da war und Faith warten musste. Letzte Woche war der Leasing-Vertrag für den Volvo ausgelaufen, und Faith hatte die Restkaufsumme nicht aufbringen können. Jetzt blieb ihr zu allem Überfluss nichts anderes übrig, als einen Gebrauchtwagen zu suchen, der etwas taugte und den sie sich leisten konnte.
    Obwohl sie sich beeilte, holte David sie ein. Widerwillig wandte sie sich dem Menschen zu, der noch immer – bis die Scheidung rechtskräftig würde – ihr Ehemann war. Sie wollte, dass ihre Unterhaltung von außen wie ein ganz alltägliches Gespräch aussah. Sie wusste nur zu gut, dass es immer Leute gab, die sie beobachteten.
    Sie dämpfte ihre Stimme. „Bitte sag nichts. Ich will nicht hören, wie Leid es dir tut oder wie schlecht du dich fühlst. Das spielt keine Rolle.“
    „Tut mir Leid, dass du so aufgebracht bist.“
    Ihre Augen blieben trocken, denn sie hatte schon zu viele Tränen vergossen. Acht Monate hatte sie jedes Mal, wenn die Kinder es nicht sehen konnten, ihrem Kummer freien Lauf gelassen, aber jetzt hatte sie genug davon. „Du solltest gehen. Mutter bringt die Kinder mit, und die wollen nicht mit dir zusammentreffen.“
    „Das muss anders werden.“
    David trug wie üblich einen Anzug. Seine Garderobe stammte von Brooks Brothers und würde ihm wohl noch einige Jahre bei der vergeblichen Jagd nach einer neuen Stelle treue Dienste leisten, wenn er nicht weiter so stark abnahm. Er war immer schlank gewesen, aber jetzt wirkte er dürr. Die grauen Strähnen in seinem blonden Haar hatten sich deutlich vermehrt.
    „Ich weiß nicht, was ich dazu beitragen könnte“, sagte sie. „Ich wiegle sie nicht gegen dich auf. Ich versuche dich einfach nicht zu erwähnen. Aber Remy und Alex verstehen beide, was passiert ist. Und sie sind nicht erpicht darauf, mit deinem neuen Selbst Bekanntschaft zu schließen.“
    „Es gibt kein neues Selbst.“
    „Das stimmt. Es ist
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