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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken
Autoren: Judith Lennox
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für immer verweigerst?
    Was für eine Wahl. Sich entweder von Neuem dem ganzen Risiko auszusetzen, das Liebe und innere Bindung mit sich brachten, oder weiterhin nur halb zu leben. Sie krampfte die Hände ineinander, während sie versuchte, sich zu entscheiden. Was sollte sie tun? Sie wusste es nicht.
    Schritte im Korridor. Vor ihrer Zimmertür versiegte das Geräusch. Sie kannte den Klang seiner Schritte, den Schlag seines Herzens; sie waren ihrem eigenen Herzen eingeprägt.
    Es klopfte. »Isabel?«
    Ich kann nicht, dachte sie. Ich weiß nicht, wie.
    Es klopfte noch einmal. »Isabel, bitte.«
    Es wurde still, dann ging er. Und da hatte sie plötzlich die Antwort. Du brauchst nichts weiter zu tun , sprach es in ihrem Inneren, als ihm zu sagen, dass du ihn liebst. Das kann doch nicht so schwer sein.
    Sie öffnete die Tür und rief seinen Namen.

Die Autorin
    Ich wurde in Salisbury geboren, im Südwesten Englands, aber als ich fünf war, zog meine Familie um. Unser neues Haus auf dem Land in Hampshire hatte zuvor einem Wildhüter gehört. Es stand am Waldrand; rundherum gab es keine anderen Häuser, die Wege waren nicht beleuchtet, und wenige Autos passierten die Straße. Unser Wasser schöpften wir aus einem Brunnen, und der Strom kam aus einer privaten Leitung und fiel häufig aus – einmal an Weihnachten, das werde ich nie vergessen. Hinter unserem Haus begann ein riesengroßer Wald, den meine Geschwister und ich erforschten, indem wir auf Bäume kletterten und Verstecke bauten, immer auf der Hut vor den Wespennestern, die in umgestürzten Baumstämmen verborgen sein konnten, und den Kreuzottern, die zusammengerollt in der Sonne schliefen. Hier und da wuchsen Blumen unter dem dunklen Dach aus Buchen und Eichen, und an lichteren Stellen bedeckten wilde Erdbeeren den Waldboden. Nicht weit vom Wald stand ein altes, riesengroßes georgianisches Haus, das damals unbewohnt war und nur als Möbellager genutzt wurde. Wir spielten in dem überwucherten Garten und erkundeten die düsteren Wege rings um das Haus, an dessen abbröckelnder Fassade Fledermäuse hingen. Die Landschaft meiner Kindheit fließt noch immer in meine Romane ein – sie ist in der Schönheit und der Einsamkeit des Landlebens präsent und in den verlassenen, verfallenen Häusern und Gärten.
    Als ich fünfzehn war, kehrten wir nach Salisbury zurück. Meine Mutter, eine Wissenschaftlerin, hatte das Landleben einsam und unglücklich gemacht – sie wollte eine Karriere, Freunde, die Gesellschaft Erwachsener, einkaufen, ohne erst vier Meilen mit dem Bus fahren zu müssen. Es fiel mir schwer, mich wieder an die Stadt zu gewöhnen, an Nachbarn, Häuserzeilen, und ich sehnte mich danach, von dort wegzugehen. Einige Jahre später zog ich fort und ging an die Universität von Lancaster, im Nordwesten Englands, um Englisch zu studieren. Dort, auf der Feier zu meinem 21. Geburtstag, lernte ich meinen Ehemann Iain kennen, einen Physiker aus Glasgow in Schottland. Wir heirateten ein Jahr später, zogen einige Zeit durch Südengland, bis wir uns schließlich in Cambridgeshire niederließen. East Anglia ist gekennzeichnet durch einen großen, weiten Himmel, geheimnisvolle Moore und flache, dunkle Felder, völlig anders als die Landschaft meiner Kindheit mit ihren ausgedehnten Wäldern und saftig-grünen Tälern.
    Wir haben drei Söhne; als unser jüngster zwei wurde, begann ich, mein erstes Buch zu schreiben. Ich hatte immer schon im Hinterkopf gehabt, einmal einen Roman zu schreiben, war immer eine leidenschaftliche Leserin gewesen, stets davon fasziniert, wie ein Satz eine Landschaft, einen Menschen oder ein Gefühl lebendig machen kann. Außerdem wollte ich meinen eigenen Gedanken Ausdruck verleihen, meine eigenen Geschichten erzählen – Bücher schreiben, die ich selbst gern lesen würde. Und ich brauchte etwas, das mich mit der Welt verband: Mir, ebenso wie meiner Mutter, genügte es nicht, zu Hause zu sein. Als ich mich zum ersten Mal an meinen Schreibtisch setzte und zu schreiben begann (meine Kinder gut aufgehoben in der Schule oder in der Krippe, mein Mann bei der Arbeit), verspürte ich ein tiefes Gefühl der Erleichterung und der Freude.
    Historische Romane hatte ich schon immer besonders gemocht, weil sie mich in eine andere Zeit hineinversetzen. Meine ersten vier Bücher spielen im 16./17.
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