Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
zündet es an. Und schon hat man einen Brand.«
    »Da irrst du dich gewaltig«, konterte Till. »Wir hatten damals bei der Freiwillen Feuerwehr einen Lehrgang über die Brandausbreitung. Es ist gar nicht einfach, ein Gebäude so anzustecken, dass am Ende nichts mehr davon übrig bleibt. Außer den Grundmauern natürlich.«
    »Du warst bei der Feuerwehr?!«, warf Dietmar hämisch ein.
    Monika Sander schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Wusstet ihr eigentlich, dass in fast fünfundfünfzig Prozent aller Brandstiftungen der Täter ein Feuerwehrmann ist?«
    »Dann sollten wir den Jungs vielleicht mal auf den Zahn fühlen«, antwortete Dietmar und wandte sich Till zu. »Und mit dir haben wir schon unseren ersten Verdächtigen.«
    »Weißt du, wie viele Feuerwehrleute es in Wilhelmshaven und der Umgebung gibt?«, fragte Monika.
    »Wieso Wilhelmshaven?«, entgegnete Trevisan. »Auch in Wehlens, in Westerhausen und in Roffhausen hat es gebrannt.«
    »Mittwoch, Samstag, Mittwoch, Mittwoch, Samstag, Montag, Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag und Dienstag«, las Till laut von der Auflistung ab. »Er hat bislang an jedem Wochentag zugeschlagen. Das heißt, er hat, eine Menge Zeit.«
    »Und er ist aus dieser Gegend und kennt sich gut hier aus«, bestätigte Trevisan. »Die Zeiten des Brandausbruchs sind ebenso unregelmäßig. Sie liegen sowohl vor Mitternacht als auch danach. Wie lässt sich das mit einem Job vereinbaren?«
    Dietmar war mit der Reinigung seiner Jacke am Ende und hängte sie vor ein offenes Fenster. »Der Zeitungsausträger hat einen dunklen Kleinwagen beobachtet, der kurz nach drei Uhr die Jachmannstraße in Richtung Ebertstraße davongerast ist. Zu diesem Zeitpunkt ist ihm aber nichts Besonderes aufgefallen. Der Brand wurde erst eine halbe Stunde später von einem Hafenarbeiter entdeckt, der zur Schicht gefahren ist. Der Wagen könnte also mit der Sache in Verbindung stehen, muss aber nicht.«
    »Noch etwas?«, fragte Trevisan.
    »Er kann keine nähere Beschreibung abgeben«, antwortete Dietmar. »Es kam ihm bloß ungewöhnlich vor, weil der Wagen sehr schnell fuhr und mit quietschenden Reifen abgebogen ist. So als wäre der Fahrer auf der Flucht.«
    »Weiß inzwischen jemand, woher das heutige Zitat stammt?«, fragte Trevisan.
    »Na, aus der Bibel«, antwortete Dietmar ernsthaft.
    »Danke, da wäre ich alleine nicht draufgekommen«, entgegnete Trevisan sauer.
    »Es ist ein Spruch aus dem Alten Testament«, erklärte Monika Sander. »Genauer gesagt aus dem Levitikus, dem dritten Buch Mose, Vers 13.«
    »Levitikus? Ist das nicht das Kapitel, in dem es um Regeln für den Umgang mit Gott geht?«
    »Das muss aber nichts bedeuten«, mischte sich Till Schreier ein. »Die anderen Sprüche findet man in anderen Teilen der Bibel, egal ob in der Genesis oder im Buch Exodus. Es sind einfach nur Zitate aus dem Alten Testament. Ich glaube nicht, dass ein tieferer Sinn dahintersteht, sie sind wahllos ausgesucht.«
    »Ich hoffe, dass du damit recht behältst und er nicht mittlerweile der Auffassung ist, dass zu Opfergaben aus Holz und Kunststoff auch Fleisch und Blut gehören.«
    Trevisan erhob sich und trat vor die große Tafel an der Stirnseite des Tisches. Er nahm Kreide und schrieb Feuerwehrmann, möglicherweise arbeitslos, Religion, Bibelsprüche, Pyromane, aus der Gegend, dunkler Kleinwagen auf den grünen Untergrund. Bevor er fertig war, wurde die Tür zum Konferenzraum geöffnet und ein junges, blasses Mädchen mit einem langen blonden Zopf trat schüchtern ein. Trevisan warf ihr einen überraschten Blick zu.
    »Hallo, Anne«, begrüßte Monika sie. »Wir sind schon mitten in der Arbeit.«
    Ihr leises »Guten Morgen« ging im Gemurmel unter.
    Monika wies auf Trevisan. »Das ist übrigens unser Chef. Martin Trevisan.«
    Das Mädchen reichte ihm die Hand.
    »Anne Jensen ist uns seit dem 1. August als Praktikantin zugeteilt«, erklärte Monika. »Sie kommt übrigens aus Sande, so wie du.«
    Trevisan musterte das Mädchen. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. »So, Praktikantin«, wiederholte er. »Das ist gar nicht schlecht, dann sind wir schon zu fünft im 1. FK. Wir können jede Hilfe gebrauchen. Heute Nacht ist ein Lagerschuppen am Südwestkai abgebrannt. Ein Wohnsitzloser ist dabei ums Leben gekommen. Es war offensichtlich Brandstiftung. Das heißt, wir haben es mit einem Verbrechen zu tun, vielleicht sogar mit Mord.«
    »Mord?«, mischte sich Dietmar ein. »Wie kommst du auf Mord, dafür gibt es doch überhaupt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher