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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Sonnensystem habe ich noch nichts von euch gesehen. Andromeda macht einen vollkommen unbewohnten Eindruck.«
    »Was hast du denn erwartet?«
    »Wir haben geglaubt, die Absenz sei die Folge planvoller Aktivitäten der Andromeda-Früheren. Als ich von den Ersten Maschinen erfuhr, nahm ich an, sie seien dafür verantwortlich. Aber hier gibt es nichts – nur Millionen unbewohnte Sonnensysteme. Vielleicht versteckt oder tarnt ihr euch, aber wenn das so ist, stellt ihr es sehr geschickt an. Was die Absenz angeht, verstehe ich gar nichts mehr. Wir befinden uns in Andromeda – das haben die Positionsbestimmungen der Bummelant bestätigt -, aber alles wirkt vollkommen normal. Und wenn ich in die Richtung unserer Heimatgalaxis schaue, sehe ich eine weitere Absenz.«
    »In einer Beziehung hast du Recht«, sagte der Glasmensch. »Die Absenz war die Folge planvollen Vorgehens. Die Reaktivierung der Wurmlochverbindung war eine der letzten Handlungen der Ersten Maschinen vor unserem Verschwinden.«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    »Es geht um die Erhaltung der Kausalität. Was du als Andromeda-Absenz wahrgenommen hast, ist nichts weiter als eine Barriere, die nur einseitig für Informationen durchlässig ist. Sie ist immer noch da. Wenn du in den Himmel schaust, zum Rand des Universums, nimmst du Photonen wahr, welche die Barriere in der zugelassenen Richtung durchquert haben. Umgekehrt können keine Photonen – oder irgendwelche anderen Informationen transportierenden Gebilde – Andromeda verlassen. Du siehst eine lichtlose Hülle, welche die ganze Galaxis umfasst, mit Ausnahme der vorgelagerten Sterne, die zum Zeitpunkt des Entstehens der Absenz zufällig nicht erfasst wurden. Das Gravitationsfeld der Galaxis durchdringt die Hülle, doch das ist weitestgehend statisch und übermittelt keine Informationen.«
    »Und unsere Heimatgalaxis?«
    »Für die gilt das Gleiche. Von dem Moment an, da die Wurmlochverbindung aktiviert und ein superluminaler Informationsfluss zwischen den Galaxien möglich wurde, wurden die Galaxien vom Rest des Universums abgeschirmt. Jetzt siehst du die Milchstraßen-Absenz von außen, doch sie existiert bereits ebenso lange wie die Andromeda-Absenz. Da der Informationsfluss innerhalb der Barriere nicht beeinträchtigt wird, wusstest du nichts von ihrem Vorhandensein.«
    »Aber wir hätten unseren Bereich niemals verlassen können. Kein Raumschiff und kein Funksignal hätte die Barriere durchdringen können.«
    »Haben die Familien jemals Kundschafter in den intergalaktischen Raum entsandt, Splitterling?«
    »Von denen hat sich keiner wieder gemeldet.«
    »Jetzt kennst du den Grund. Die Absenz ist eine Barriere, die den überlichtschnellen Verkehr zwischen zwei Millionen Lichtjahre voneinander entfernten Punkten im Raum erlaubt, ohne dass das Kausalitätsgesetz verletzt wird. Im weiteren Universum wird keine überlichtschnelle Bewegung wahrgenommen.«
    »Habt ihr die Barriere errichtet oder sie nur reaktiviert?«
    »Um die Dinge mal in die richtige Perspektive zu rücken, Campion: Maschinenintelligenzen gibt es erst seit fünf Millionen Jahren. Die Früheren, welche die Wurmlochverbindung installierten, haben Milliarden Jahre lang Materie und Energie im kosmischen Maßstab manipuliert. Das muss selbst für sie eine große Herausforderung dargestellt haben. Wir wissen noch immer nicht, wie sie es angestellt haben. Wir wissen nur, dass es funktioniert.«
    »Der Preis für die intergalaktische Reise besteht also darin, dass wir nirgendwo anders hinkönnen. Wolltest du das damit sagen?«
    »Ich habe nichts dergleichen gesagt. Glaubst du etwa, das wäre die einzige Wurmlochverbindung, die aus Andromeda hinausführt? Es gibt noch mehr, Campion – sehr viele sogar. Wir haben viel Zeit darauf verwandt, ihre Position und ihre möglichen Zielorte zu bestimmen.« Er zeigte in den Himmel hoch, in die Richtung der sich allmählich gen Westen senkenden Sonne. »Wenn es Nacht wäre, würdest du jetzt in die Richtung der Bootes-Leere blicken, die etwa zweihundertfünfzig Millionen Lichtjahre entfernt ist – hundertmal weiter, als du bisher gereist bist. Das ist einer der größten leeren Bereiche im sichtbaren Universum – eine gewaltige Raumregion ohne Galaxien, das perfekteste Vakuum der Schöpfung. Aber wie wäre es, wenn sich dennoch Galaxien in dieser Dunkelheit befinden würden, eine jede innerhalb ihrer eigenen Absenz verborgen, alle durch superluminale Wurmlöcher miteinander verbunden? Stell dir das vor,
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