Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Regen in einen Vorhang aus Diamanten. Charlotte legte den ersten Gang ein und ließ den Chevy langsam anfahren.
    Der Knall kam jäh und ohrenbetäubend. Charlotte schrie, als die Windschutzscheibe in abertausend Glassplitter explodierte. Und nur einen Sekundenbruchteil, nachdem der furchtbare Schlag das Auto erschüttert hatte, versank alles in tiefster Finsternis.

2
    Stimmen … aus weiter Ferne. »Dios mio!«
    »Was ist passiert?«
    »Senorita? Schnell, Pedro!«
    Charlotte fühlte, wie sie aus tiefem Dunkel emportauchte. Über sich erblickte sie zwei bleiche Gesichter – die Haushälterin und ihren Mann, beide mit großen, angsterfüllten Augen und vor Schreck und Furcht verzogenen Mündern. Einen Moment lang fragte sie sich, wo sie war, als aber die Füße des Ehepaars über das zerbrochene Glas knirschten und Charlotte die zitternden Hände sah, die nach ihr griffen, erinnerte sie sich, daß sie in dem Chevy gesessen und gerade ins Labor hatte fahren wollen. Als ihr Blick auf die eingedrückte Windschutzscheibe, nur wenige Zoll von ihrem Gesicht entfernt, fiel, schrie Charlotte auf.
    Durch die Glasscherben ragte die Garagentür.
    »Sind Sie in Ordnung?« fragte Pedro ängstlich und öffnete die Wagentür. »Wir hörten einen Knall, Dios mio!« Er bekreuzigte sich.
    »Was …?« Charlotte rang nach Atem. »Was war das?«
    »Die Tür, sie ist runtergefallen! Sie ist auf das Auto gekracht. Sind Sie verletzt? Sollen wir einen Arzt holen?«
    »Nein …« Sie hob die Hand an die Stirn. Sicherheitsglasscherben prasselten von ihrem Arm. Sie schaute an sich herunter. Überall Glas. »Wie ist das nur passiert?« Sie nahm Pedros entgegengestreckte Hand und versuchte sich vom Sitz zu ziehen. Aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Charlotte begriff, daß sie unter Schock stand.
    »Ich weiß nicht«, beantwortete Pedro ihre Frage mit tiefen Sorgenfalten im ledrigen Gesicht.
    »Ich muß … ich muß mich umziehen.«
    »Sie brauchen einen Arzt!« protestierte Yolanda, rang die Hände und biß sich auf die Lippen. »Heilige Mutter Gottes, wir haben den Knall gehört! Wir dachten, der Blitz hätte eingeschlagen.«
    Charlotte drehte sich auf dem Sitz um. Ihr Kopf wurde allmählich wieder klar, ihr Blick scharf. Die Garagentür lag auf dem Dach des Chevy, so daß das Ehepaar aus Guatemala gebückt darunter laufen konnte. Charlotte runzelte die Stirn. Sollte nicht die elektronische Sicherung, die sie erst vor wenigen Monaten hatte einbauen lassen, genau solche Unfälle verhindern?
    Mit bebenden Fingerspitzen betastete sie ihr Gesicht. Hatte sie Schnittwunden? Blutete sie? Aber ihre Hände wiesen keine Spuren auf. Wie durch ein Wunder war sie einer Verletzung durch herumfliegende Glassplitter entgangen.
    »Alles in Ordnung«, erklärte sie und ließ sich von Pedro aus dem Auto helfen. Aber kaum daß ihre Füße den Zementboden berührten, gaben ihre Knie nach. Der alte Mann stützte sie in der Taille und half ihr über die Glasscherben hinweg zur Küchentür. »Ich muß mich umziehen und dann ins Labor.«
    »Nein«, widersprach die ältere Frau und wirbelte aufgeregt um Charlotte herum. Sie klopfte ihr das Glas ab und murmelte dabei fieberhaft ein Gebet auf spanisch. »Sie machen sich jetzt keine Gedanken um Ihre Kleider. Sie brauchen einen Arzt.«
    »Pedro, bitte versuchen Sie doch die Garagentür wegzuschieben. Ich werde doch die Corvette nehmen müssen.«
    »Setzen Sie sich hin«, beharrte Yolanda. »Ich mache Ihnen einen schönen Tee. Ich rufe den Doktor für Sie. Sie sind so weiß wie Mehl.«
    »Wirklich, mir geht es gut«, versicherte Charlotte und löste sich von Pedro, um zu zeigen, daß sie allein gehen konnte. »Ich fühle mich bestens.« Es war gelogen, aber Charlotte wollte nicht, daß die beiden soviel Aufhebens um sie machten. Außerdem mußte sie ins Labor. Inzwischen würden auch die Reporter eingetroffen sein und vielleicht noch weitere Demonstranten – mit jenem schrecklichen Bild …
    Sie ging in ihr Arbeitszimmer, von dem eine Glasschiebetür in ihren ganz privaten Steingarten führte. Dort sah sie eine große, alte Wüstenschildkröte langsam durch den Regen wandern. Charlotte hatte das Tier vor einem Jahr am Straßenrand gefunden. Jemand hatte es schrecklich zugerichtet, darum hatte sie es nach Hause mitgenommen und mit einer Diät aus besonderen chinesischen Kräutern gefüttert. Sie nahm an, die Schildkröte würde weiterziehen, wenn es ihr besserging, aber das alte Tier war geblieben, obwohl kein Zaun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher