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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition)
Autoren: Jörg Luzius
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hättest einfach verschwinden können – und die beiden ihrem Schicksal überlassen. Dennoch hast du sie mitgenommen.“
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.
    „Es erschien mir richtig.“, murmelte ich schließlich.
    „Siehst du. Und ich muss das hier nicht tun. Aber es erscheint mir eben richtig.“
     
     
     
    Am frühen Abend traf ich mich mit Malcolm. Er schien in Gedanken noch immer bei dem Projekt zu sein, an dem er gerade arbeitete. Er deckte mich mit einer Unzahl unverständlicher Äußerungen ein. Schließlich riss mir die Geduld.
    „Malcolm!“, schrie ich ihn an. Er fuhr zusammen.
    „Ich muss mit dir reden.“
    Er hielt inne mit seinen unsäglichen Erläuterungen und sah mich an.
    „Wo können wir ungestört miteinander reden?“
    Er kannte mich wirklich gut. Er begriff, dass ich etwas sehr wichtiges auf dem Herzen hatte, und führte mich ohne weitere Gegenfragen zu einem Gebäude, zu dem ich normalerweise keinen Zugang hatte. Ein Monitor erschien unvermittelt in der Luft. Genau wie ich es bereits im großen Saal beobachtet hatte. Daraufhin berührte er ein paar der Symbole und meinte schließlich:
    „Ich habe das Protokoll außer kraft gesetzt.“
    Auf meinen unverständlichen Blick fügte er noch seufzend hinzu:
    „Ich habe dafür gesorgt, dass du durch diese Tür kannst.“
    Bald darauf erreichten wir einen abgelegenen Raum.
    „Hier kann uns niemand hören.“
    Ich nickte zufrieden. Ich wusste, dass ich mich auf sein Wort verlassen konnte. Dann begann ich zu erzählen. Ich berichtete ihm alles, was ich an diesem Tag erfahren hatte. Nur meinen Verdacht bezüglich der wahren Natur des, von der Kirche so dringend gesuchten, Douglas, ließ ich außen vor.
    Malcolm hörte mir schweigend zu. Als ich geendet hatte schüttelte er energisch den Kopf.
    „Das kann ich nicht glauben, Liam!“
    „Es ist war, Malcolm. Sie bestimmen wer Kinder haben darf und wer nicht. Sie selektieren. Und ich glaube, dass sie nicht nur Menschen wie Sarina langsam aussterben lassen wollen. Ich denke sie werden jeden, der sich nicht perfekt einreiht in ihre Gemeinschaft, ohne Nachkommen lassen. Jeder der irgendwie anders ist – oder einfach nur unbequem – wird aussortiert. Zumindest aber wird dafür gesorgt, dass er seine Anlagen nicht weitergeben kann.“
    Ich sah, dass er mir kein Wort glaubte. Er wollte es einfach nicht glauben – und ich konnte ihm dies nicht einmal verübeln.
    „Wenn wir uns nicht gegen dieses ungeheure Verbrechen auflehnen, Malcolm, wenn wir das wirklich zulassen, was Donahugh und seine Bewahrer da glauben ungehindert tun zu dürfen, dann... ja dann, sind wir nicht besser dran, als die Tiere im Zoo. Wir sind versorgt, wir haben Lebensräume, die unseren Bedürfnissen gerecht eingerichtet wurden – aber wir sind nicht frei in unseren Entscheidungen. Wir leben dann nur noch ein Leben, das andere für uns ausgewählt haben. Verdammt! Wir sind keine Tiere, die man züchtet, Malcolm!“
    Ich erhob mich und atmete tief durch. Als ich meine Emotionen wieder unter Kontrolle hatte, sagte ich:
    „Eileen hat etwas von einer verschlüsselten Datei erzählt – was immer das auch sein mag. Aber ich bin sicher, du weißt damit etwas anzufangen. Suche nach etwas, das die Bezeichnung trägt: Reinerhaltung der Arten.“
    „Liam, ich kann nicht so einfach mir nichts dir nichts...“
    Ich jedoch unterbrach ihn.
    „Mach es einfach!“
     
     
    „Ich hoffe, dass das kein Fehler war.“, sagte Sarina nachdenklich.
    Den ganzen Tag hatten wir uns auf unsere Flucht vorbereitet. Wir waren alles genau durchgegangen. Wieder und wieder – jeden einzelnen Schritt. Nun warteten wir auf Eileen. Seit sie uns am Tag zuvor verlassen hatte, hatten wir nichts mehr von ihr gehört. Doch ich war sicher, dass sie zum verabredeten Zeitpunkt erscheinen würde. Die Nacht war bereits weit vorgerückt, doch noch war Zeit. Zeit genug für Sarina, erneut ihre Zweifel anzumelden.
    „Ich vertraue Malcolm vorbehaltlos.“, hielt ich ihren Bedenken entgegen. „Er würde mich niemals verraten. Auch wenn er mir nicht geglaubt hat. Er wird weiterhin versuchen, mich zu überzeugen – aber er wird mich nie verraten!“
    „Da bist du dir sicher?“, fragte sie. Doch es war ihr Vater, der sich nun ins Gespräch eingeschaltete:
    “Liebling, weißt du nach, was du mir gesagt hast, als ich dich gefragt habe, ob Liam es wert sei?“ Seine Stimme war sanft aber eindringlich.
    „Du wusstest einfach, dass er es wert wäre. Und ich
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