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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott
Autoren: born
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langen Pause sagte Angelini: »Wenn es so ist, Bologna, spreche ich dich im Namen Gottes von allen Sünden frei.«
    Bologna atmete durch, aber seine Befürchtungen wollten sich noch nicht verflüchtigen.
    »Du hast mir einen guten Dienst erwiesen«, fuhr Angelini fort, »und ich werde das nicht vergessen. Ich schätze deine E r gebenheit, deine Zuverlässigkeit und deinen Verstand.«
    Weshalb hatte er ihn dann so in die Enge getrieben? Was wollte Angelini mit diesem Spiel bezwecken? Bolognas Auge n lid zuckte immer noch, und er fuhr sich mit beiden Händen über das schweißnasse Gesicht. Eines hatten ihn die Jahre in Rom gelehrt: Sei dir einer Sache nie sicher! Vertraue niemandem!
    Aber Bologna war noch nicht fertig, das Wichtigste kam erst noch. Es fiel ihm allerdings schwer, sich auf sein Anliegen zu konzentrieren, denn das unerwartete Verhör hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Er besaß seit einiger Zeit einen Trumpf (so nannte er das für sich), und er hielt den richtigen Augenblick für gekommen, ihn auszuspielen. Er wusste, dass er nicht der Ei n zige war, der mit Hilfe von Angelini sein Glück machen wollte. Die Traditionalisten standen seit heute ohne ihren wic h tigsten Repräsentanten da. Der Mörder war unerkannt entko m men, und man würde ihn auch nicht fassen, zu gut war die Ve r kleidung, da hatte Bologna keine Bedenken. Die Gruppe der Fortschrittl i chen wurde von Angelini angeführt. Viele hofierten ihn, denn er konnte der nächste Papst sein. Bologna musste A n gelini deu t lich machen, wie wichtig und nützlich er langfristig sein konnte. Er wollte nicht als Mann gelten, der gut war für zweifelhafte Aufträge, der aber übersehen wurde, wenn es um die Vergabe wichtiger Ämter ging. Er wollte ein Band zw i schen sich und Angelini knüpfen, das ihm eine bevorzugte Ste l lung verschaf f te.
    Er kannte Angelinis Intelligenz, und manchmal fürchtete er sie. Man brauchte sehr gute Argumente, um den immer skept i schen und misstrauischen Kardinal zu überzeugen. Bologna hatte manches Mal die Blitzartigkeit bewundert, mit der Ang e lini erkannte, ob eine Sache für ihn vorteilhaft war oder nicht. Denn das war bei ihm der entscheidende, der alleinige Punkt, auf den es ankam. Selbst komplexe Zusammenhänge durc h schaute er sofort und durchleuchtete sie auf den Nutzen hin, den sie brachten oder nicht brachten. Aber Bologna vertraute da r auf, dass der Kardinal ein Mann war, der über den Tag hinaus dac h te. Was er ihm zu bieten hatte, war Macht, große Macht, und hoffentlich war Angelini auch in diesem Fall intelligent genug, die große Chance zu erkennen, die sich ihm auftat.
    »Ich könnte dir einen Dienst erweisen, Vater, der alles, was ich bisher für dich getan habe, übertrifft.«
    »Wie das, lieber Bologna?«
    »Entsende mich über die Alpen! Entsende mich an den Rhein, nach Moguntiacum.«
    Schweigen zunächst, und Bologna glaubte die Überraschung des Kardinals zu spüren. Er sah im Geist dessen zusammeng e zogene Augenbrauen vor sich und den für Angelini so typ i schen, angespannten Gesichtsausdruck. »Ich verstehe nicht. Worauf willst du hinaus?«
    »Diese Stadt birgt einen Schatz, mein Vater, den ich für dich bergen will.«
    »Soll das ein Scherz sein? Mainz war Hauptstadt einer röm i schen Provinz und ist heute Erzbistum. Aber die Stadt ist ve r armt und heruntergekommen. Was hoffst du dort zu finden?«
    »Etwas, das Rom seine alte Macht zurückgeben kann …«, sagte Bologna.

1.
    Mainz, im Februar 1454
     
    B
    evor der Richter seine neue Stelle antrat, musste er sich beim Mainzer Kurfürsten vorstellen, einem der mächtig s ten Männer im Reich. Im Extremfall würde Thomas Be r ger über Leben und Tod entscheiden. Die Stelle verdankte er Steininger, einem Freund seines Vaters. Wichtige Posten wu r den fast immer aufgrund von Beziehungen verg e ben. Er war jung und die Chance einmalig.
    In der Vorhalle zum Audienzsaal warteten bewaffnete Ri t ter, Geistliche in Ordenstracht, Kaufleute und zwei Frauen in kostb a ren Gewändern; die Stimmen klangen gedämpft. Gegen die Fen s ter prasselte heftiger Regen. Obwohl es noch nicht Mittag war, schien Dämmerung zu herrschen, denn die Wi n tersonne fand keinen Weg durch die Wolkendecke. Ein Mann ging auf und ab, und seine Schritte hallten von den Wänden wider.
    Steininger, der wichtigste Mitarbeiter des Kurfürsten, hatte Thomas zum Palast begleitet. »Vielleicht hätten wir besser e i nen anderen Zeitpunkt gewählt«, sagte er, während sie wart
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