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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott
Autoren: born
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Letztlich stammte die Idee zum Mord von Angelini selbst, aber er hatte die Sache so geschickt eingefädelt, dass er nicht zu belangen war. Er hatte nie direkt gesagt: Bologna, bring ihn um! So plump war Angelini nicht; er äußerte sich statt dessen in allg e meinen Sätzen über das Papsttum; er erwähnte die eigenen Chancen, gewählt zu werden, wenn da nicht die Gegner wären, wenn da nicht besonders Kardinal Martini wäre, dessen Strei t schrift DE SUPERBIA im Grunde nichts anderes sei als Wah l kampf. Er deutete vage an, welche Aufstiegsmöglichkeiten sich für Bologna (den er schätze und jeder Förderung würdig erachte) ergeben könnten, wenn er selbst an die Macht ko m me; trau m hafte, Schwindel erregende Möglichkeiten – kam dann aber wieder auf Martini zu sprechen, der das bestimmt alles zu ve r hindern wisse … und schloss mit einem Wunsch, mit ein paar Worten, mehr zu sich selbst gesprochen … Im Zweifel s fall hatte Kardinal Angelini nichts gesagt und konnte alles ableu g nen.
    »Wie ich hörte, arbeitete der Kardinal an einer Streitschrift«, sagte Angelini.
    Bolognas Verwirrung wuchs. Warum stellte Angelini sich dumm? Niemand war besser als er über die Schrift informiert; alles, was Bologna darüber wusste, stammte vom Kardinal. Er sah keine andere Möglichkeit, als auf das seltsame Spiel seines Beichtvaters einzugehen. »Das ist richtig, Vater. Sie sollte vom Hochmut handeln. Das war jedenfalls der Titel. Der Mord g e schah in der Bibliothek, und die Aufzeichnungen des Kardinals sind verschwunden.«
    »Befinden sie sich in deinem Besitz, Bologna?«
    »Ich trage sie bei mir.«
    »Wie rechtfertigst du dein Handeln?«
    Bologna fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, auf der sich Schweißperlen bildeten, sich in den Brauen verfingen, als Tropfen den Nasenrücken entlangliefen und in Bächen über die Wangen rannen. »Ich wollte Schaden abwenden vom Heil i gen Stuhl«, sagte er und fühlte sich wie ein Stück Wild, das man bei der Jagd in die Enge treibt. »Die Kirche hat viele Fei n de. Sie hat äußere Feinde wie den Revolutionär Porcari, der seine gerechte Strafe fand. Und sie hat Feinde im Inneren, von denen noch größere Gefahr ausgeht. Diese gefährden die Exi s tenz der Ecclesia. Wir müssen gegen sie vorgehen.«
    »Wir? Sprechen wir zunächst von dir, Guido Bologna! Was wirfst du Kardinal Martini vor?«
    Bologna bemerkte, dass sein Augenlid unkontrollierbar zu zucken begann. »Er wollte das Papsttum schwächen und arbe i tete auf ein neues Schisma hin. Er war alt und verknöchert, ein Mann, der Traditionen …«
    »Traditionen müssen nichts Schlechtes sein.«
    Angelini war im Begriff, ihn fallen zu lassen, Bologna zwe i felte nicht länger daran. Er musste seine Haut retten und wusste nicht, wie er es anstellen sollte. Es kam ihm vor, als rede er sich um Kopf und Kragen, als verstricke er sich immer tiefer in der Falle. Aber es gab kein Zurück mehr. »Ich weiß, Vater, aber er war rückwärts gewandt und konnte nicht akzeptieren, dass eine neue Zeit anbricht. Mit Nikolaus begann eine neue Epoche. Er hat Gelehrte an den Hof geholt und fördert die Künste und die Wissenschaften. Die Antike wird wiederentdeckt, wir lernen von den Alten. Rom soll wieder aufblühen und seinen Glanz und seine Macht zurückgewinnen. Nikolaus aber wird bald ste r ben, wer weiß, ob er den nächsten Winter überlebt? Und er hat Feinde innerhalb der Kurie, die seine Politik ablehnen. Sie wo l len das Rad der Zeit anhalten. Sie verachten die Schriften der Griechen und Römer als heidnische Machwerke.
    Den Ausbau der Peterskirche halten sie für Hochmut. Sie la s sen nur die Kirchenväter gelten und den Status quo. Vieles spricht dafür, dass bald ein neuer Papst gewählt wird. Was g e schieht, wenn die Ewiggestrigen wieder ans Ruder kommen? Es hätte fürchterliche Folgen für den Heiligen Stuhl und die Stadt Rom, aber auch für Italien und das ganze Abendland. Der Mann, der heute starb, war das Sprachrohr einer mächtigen Gruppe, die Fortschritt und Neuerung ablehnt. Man hätte ihn vielleicht zum Papst gewählt – und wenn nicht ihn selbst, dann einen seiner Trabanten. Ich habe Schuld auf mich geladen, V a ter, aber es geschah in bester Absicht und um das Schlimmste zu verhüten. Deine Gegner sind geschwächt.«
    »Du sprichst von Papstwahl. Wer sollte nach deiner Meinung auf dem Stuhl Petri sitzen?«
    »Ich habe den Weg geebnet, Vater Angelini, und ich hoffe, dass du bald Papst sein wirst . «
    Nach einer
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