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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten
Autoren: Sina Cartier
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gewähren. Langsam fuhren seine Finger in Richtung
Schenkel, tasteten sich zu den Innenseiten vor und verharrten dort mit leicht
pulsierenden Bewegungen.
    Er hatte sich ihr als
Peter Müller vorgestellt und Sandra hatte bei dem Namen gerade noch ihr Lachen
unterdrücken können. Ihr heutiger Begleiter war der fünfte oder sechste Mann,
der sich ‚Müller‘ nannte und auch ‚Peter‘ war sehr verbreitet. Warum waren die
Männer nur so einfallslos?
    Natürlich wusste sie
längst den richtigen Namen und die gesellschaftliche Bedeutung ihres Opfers.
Sie hatte schon am gestrigen Tag im Vorbeigehen einen Blick auf die
Visitenkarte werfen können, die Ferdinand von Gerber einem seiner Messefreunde
gegeben hatte.
    Daraufhin hatte Sandra ein
wenig mit dem Smartphone gegoogelt und ihn als die perfekte Beute auserkoren:
erfolgreicher Firmeninhaber und seit vielen Jahren verheiratet. Letzteres
konnte sie an mehreren Fotos erkennen, die glücklicherweise mit
Bildunterschriften versehen waren.
    Wie das Tüpfelchen auf dem
‚i‘ engagierte er sich zudem karitativ im Rahmen einer großen Stiftung und zwei
seiner Söhne waren ebenfalls bereits auf dem Weg in die Firmenspitze.
    Solche Männer waren sehr
auf ihr Ansehen bedacht und gingen normalerweise kein Risiko ein, wenn ihr
guter Ruf, ihre Familie oder ihr Eigentum in Gefahr waren. Doch hin und wieder
wurden auch diese Vorzeigeehemänner und Gutmenschen schwach.
    Vor allem, wenn sie sich
in einer bestimmten Lebensphase um die 50 befanden, wollten es tatsächlich
viele noch einmal wissen und begannen ein Spiel mit dem Feuer.
    Zum einen waren sie es
gewohnt, das Feuer zu beherrschen und die Kontrolle in ihrem Leben zu besitzen.
Das machte sie jedoch unvorsichtig, wenn Ihnen nicht bewusst war, dass sie
längst die Kontrolle abgegeben hatten.
    Auf der anderen Seite
brauchten auch erfolgreiche, gutaussehende Männer mal einen Testosteron-Schub
und eine Bestätigung vom anderen Geschlecht. Eine Bestätigung, die sie von
ihren Ehefrauen zu Hause nicht mehr bekamen.
    ‚Peter Müller‘ alias
Ferdinand von Gerber bildete in der Hinsicht keine Ausnahme. Er war auf seine
Art attraktiv, charmant und noch recht sportlich. Das gefiel Sandra.
    Er legte Wert auf sein
Äußeres und das war wichtig, denn eitle Männer reagieren besonders leicht, wenn
sie von gutaussehenden jungen Damen angesprochen werden. Außerdem wollte sie
auch wenigstens etwas Spaß haben und nicht den ‚Glöckner von Notre Dame‘
verführen müssen.
    Es war eine ihrer
leichtesten Übungen gewesen, ihn auf dem Messegelände in ein Gespräch zu
verwickeln. Meist ergibt sich der Rest von alleine, manchmal musste Sandra
schon etwas nachhelfen. Aber bei Ferdinand von Gerber war es nicht einmal sehr
schwierig gewesen, einen Flirt zu beginnen.
    Wenn die weitere Recherche
den Kurzcheck bestätigte, bereitete sich Sandra auf weitere Treffen
gewissenhaft vor. Sie versuchte in der kurzen Zeit, die ihr blieb, soviel wie
möglich über den Mann herauszufinden. Dadurch war gewährleistet, dass die
Gespräche nicht zu schnell beendet wurden und sie Fettnäpfchen vermied.
    Bei aller Geilheit, die
sie in den Männern entfachen wollte, zu Beginn stand immer das Gespräch.
‚Ficken können auch Nutten‘ hatte ihr Chris immer wieder eingetrichtert. Hier
ging es um etwas anderes.
    Die Sorte Männer, die
Sandra auswählte, hatten genug Geld, um es regelmäßig bei den teuersten
Escort-Agenturen zu verprassen. Die dortigen Mädels oder auch Frauen waren
allesamt jung, sehr gut aussehend und natürlich zu allem bereit.
    Was sie allerdings den
Männern nicht geben konnten, war echte Anerkennung. Die Männer zahlten für
Befriedigung, aber eigentlich sehnten sie sich nach Bewunderung.
    Genau darin lag Sandras
Geheimnis, wenn sie erfolgreiche Männer verführte. Es ging nicht darum, das
Lustobjekt zu sein. Die Männer mussten das Gefühl bekommen, dass es auf der
ganzen Welt niemanden gab, der ihnen genau in diesem Moment das Wasser reichen
konnte. Ihre Männlichkeit wurde in den Fokus gestellt, nicht ihr Bankkonto.
    Sandra gelang es
tatsächlich, eine Illusion aufzubauen, in der diese Herren glaubten, sie selbst
seien das Ziel der Begierde und nicht ihr Geld. Sie flirtete und ließ sich
genügend Zeit, um die Männer an ihrer Eitelkeit zu packen. Dazu bedurfte es
Instinkt, Geduld und vor allem viel Erfahrung.
    Alles das besaß Sandra.
    Eine aufmerksame Kellnerin
brachte das nächste Glas Sekt und Sandra rückte ihrem Begleiter immer
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