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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten
Autoren: Sina Cartier
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so
schwer kann das nicht sein, oder?«
    »Da magst du Recht haben.
Genauso habe ich gedacht, als ich die Summen las. Vor allem bei der monatlichen
Zahlung von 400 Euro. Die wissen genau, dass 400 Euro viel einfacher zu
verbuchen sind als 500 und das nutzen sie aus, weil die meisten ihrer Opfer
einfach nur ihre Ruhe haben wollen.«
    Ferdinand von Gerber
machte eine weitere Pause. Es tat gut, mit einem wirklichen Freund zu reden,
auch wenn ihm das Thema immer noch peinlich war. Aber Roland machte keine
Vorwürfe, klagte ihn nicht an. Im Gegenteil, vielleicht konnte der Polizeichef
tatsächlich helfen.
    »Und, wie gehen wir jetzt
vor. Du verstehst, dass ich auf gar keinen Fall Anzeige erstatten kann. Sybille
weiß, dass ich schon mal fremdgegangen bin, aber das war etwas anderes. Das
waren typische Ausrutscher, nichts wirklich Schlimmes. Aber jetzt, ich meine
... du hast den Film nicht gesehen.«
    »Das werde ich
allerdings!«
    Ferdinand von Gerber
blickte seinen Freund fassungslos an: »Roland, du weißt, dass ich dir alles
anvertraue. Deshalb haben wir uns auch hier getroffen. Aber den Film KANN ich
dir nicht zeigen. Ich könnte dir nie wieder, nie wieder in die Augen schauen.«
    »Du hast sie doch nicht
umgebracht? Die Kleine aus dem Film, oder?« Roland Kalthoff wirkte fast
belustig, fing sich aber sofort wieder, denn dafür war das Thema zu ernst.
    »Ok, dann such mir aber
eine Szene raus, in der die Frau gut zu erkennen ist und kopiere sie mir aus
dem Film. Kannst du das?«
    Nun konnte sich Ferdi ein
kleines Lächeln nicht verkneifen. »Meine Hochphase in der Videotechnik war zwar
‚Super 8‘, aber ich kann auch ein bisschen digital arbeiten.
    Und was soll ich wegen der
Zahlung machen?«
    »Wenn du anonym bleiben
willst, versuch sie noch ein bisschen hinzuhalten. Je eher du mir das Band
gibst, umso schneller setze ich einen meiner Männer darauf an. Ganz diskret
versteht sich.«
    Jetzt lächelte Ferdinand
von Gerber wirklich, griff in seine Tasche und holte eine DVD hervor: »Herr
Direktor, ich habe meine Hausaufgaben bereits gemacht und einen Ausschnitt
dabei.«

Kapitel 7
     
    Noch auf dem Weg vom
Golfplatz zurück ins Büro rief Roland in der Zentrale an: »Guten Tag, Kalthoff
hier, verbinden sie mich bitte mit Theo Berg von der OK. Danke! Ahh, ist nicht
auf seinem Platz, aber noch im Präsidium? Gut, dann fahre ich direkt dorthin.
Bitte hinterlassen sie ihm eine Nachricht, dass er auf mich warten soll. Vielen
Dank.«
    Die Abteilung »Organisierte
Kriminalität«, im allgemeinen Sprachgebrauch nur ‚OK‘ genannt, lag im gleichen
Gebäudetrakt wie Kalthoffs Büro und so traf er den Abteilungsleiter Theo Berg
regelmäßig. Er schätzte ihn als engagierten und dennoch sehr besonnenen
Mitarbeiter. Vor allem konnte er ihm vertrauen, denn in diesem Fall war
Diskretion, äußerste Diskretion geboten.
    »Theo, hast du noch einen
Moment?« Der Chef der OK hatte gerade seinen Mantel aufgehängt und war auf dem
Weg zu seinem Schreibtisch. »Roland? Ach weißt du, eigentlich hatte ich nach
meinem letzten Termin schon beschlossen, Feierabend zu machen, aber bei dem
Berg auf dem Schreibtisch ... da kommt es auf einen ‚Moment‘ auch nicht mehr
an. Allerdings kenne ich deine ‚Momente‘.«
    Er lächelte einladend und
macht eine Geste in Richtung des Besucherstuhls ihm gegenüber. »Kaffee? Er
schmeckt zwar lausig, wenn ich ihn zubereite, aber hält mich wach, auch wenn
der Tag lang wird.«
    »Danke, gern. Ich bin
schlechten Kaffee von mir selber gewohnt. Ich hätte da einen etwas pikanten Fall,
der äußerste Diskretion erfordert. Eventuell gehört er in deinen Bereich, da
ich vermute, dass es sich um eine gut organisierte Bande handelt, die mit einer
perfiden Masche reichen Männern das Geld aus der Tasche zieht.«
    »Dann schieß mal los, du
machst mich neugierig.«
     
    Kalthoff nippte an dem
Kaffee und verzog das Gesicht. »Sorry, Theo, aber den Preis für das
schlechteste braune Gesöff des Präsidiums ist dir sicher.« Er blickte auf die
Uhr und schlug vor: »Weißt du, ich musste heute das Mittagessen ausfallen
lassen und inzwischen haben wir fast acht. Meine Frau rechnet heute nicht mehr
mit mir, was das Essen angeht. Lass uns rüber zu ‚Klara‘ gehen, dann bekomm ich
mal was zwischen die Zähne und die Getränke sind auch besser.«
    Beide lachten und machten
sich auf den Weg.
    ‚Klara‘s Kneipe‘ lag
schräg gegenüber und hieß seit über 30 Jahren so, obwohl es eigentlich weniger
eine Kneipe, sondern
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