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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten
Autoren: Sina Cartier
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keinerlei
Kosten und wir werden Kopien dieser Produktion an andere interessierte Kunden
schicken.
    Sollte Ihnen der Film
allerdings so gut gefallen, dass Sie Interesse an den Exklusivrechten haben,
freuen wir uns sehr, Ihnen ein einmaliges Angebot machen zu können. Unsere
Produktionen bestechen vor allen Dingen durch ihre individuellen Merkmale, die
jeden Film einzigartig machen.
    Diese Einzigartigkeit
wird von unseren Kunden sehr geschätzt, sodass wir bisher immer exakt den
Geschmack der ausgewählten Personen getroffen und unsere Filme nur sehr
exklusiv verkauft haben.
    Das Premiumpaket
beinhaltet die alleinigen Nutzungs-, Vorführungs- und Veröffentlichungsrechte
an der vorliegenden Produktion.
    Wir freuen uns, Ihnen
dieses Paket zum absoluten Sonderpreis von 10.000 Euro (in Worten zehntausend
Euro) anbieten zu können. Umsatzsteuer fällt keine an, kann daher auch nicht
ausgewiesen werden.
    Obwohl wir uns sicher
sind, dass Sie bei diesem einmaligen Angebot sicherlich zugreifen möchten,
gewähren wir Ihnen eine 48-stündige Bedenkzeit, in der Sie unsere Produktion in
Ruhe anschauen und sich ein Urteil bilden können.
    Wir werden uns dann in
zwei Tagen unaufgefordert wieder bei Ihnen melden.
    Mit den besten
Empfehlungen«
     
    Der Brief war unleserlich
unterschrieben, Roland Kalthoff konnte keinen ihm bekannten Namen entziffern.
    »Ich glaube, es heißt
‚Schwarzer Peter‘, was die Typen als Unterschrift darunter gekritzelt haben.«
Ferdinand von Gerber lachte höhnisch auf. Bis gerade hatte er still neben
Roland gesessen, damit dieser den Brief in Ruhe lesen konnte. Aber jetzt
sprudelte es förmlich aus ihm raus.
    »Das sind absolute Profis.
Ich meine vom technischen Standpunkt her. Der Film ist hochauflösend trotz der
mäßigen Lichtverhältnisse und die hatten sogar zwei Kameras im Einsatz. Jetzt,
viel zu spät, wird mir einiges klar. Dass sie unbedingt das Licht anlassen
wollte. ‚Du möchtest doch auch sehen und nicht nur fühlen, oder?‘ hat sie mir ins
Ohr gehaucht. Ich Idiot. Oder ihre ganzen Bewegungen. In meiner eigenen
Geilheit habe ich tatsächlich gedacht, sie sei eben besonders leidenschaftlich,
regelrecht ausgehungert...«
    »Und in Wirklichkeit hat
sie nur dafür gesorgt, dass du immer gut im Bild bist.«
    Ferdi nickte. »Aber mit
diesem unverschämten Brief war es ja nicht getan. Wie angekündigt, meldeten die
sich tatsächlich nach zwei Tagen, dieses Mal per Email. Und zwar auf einem
Account, dessen Adresse nur sehr wenige Menschen kennen und den ich nur intern
benutze.«
    »Das ist wirklich
merkwürdig. Hattest du bei deinen Treffen einen Laptop oder dein Smartphone
dabei?«
    »Klar. Ich weiß noch, wie
ich mein Handy auf ‚lautlos‘ gestellt habe.«
    »Wahrscheinlich hatte sie
zwischendurch Gelegenheit, dein Handy auszuspionieren, z.B. als du mal im Bad
warst. Und damit fragst du doch auch deine Mails ab, oder?«
    »Stimmt. So wird es
gewesen sein. Auf jeden Fall hatten sie der Mail ein Foto beigefügt, ein
eindeutiges Foto halt. Und in dem Text stand dann etwas von weiteren exklusiven
Rechten, die das Herstellen von Fotos aus dem Film nur mir erlauben würden.
Genauso ein Blabla wie in dem Anschreiben.
    Diese Rechte würden
zusätzlich zu der Einmalzahlung ‚nur‘ 400 Euro monatlich kosten ... mit
unbegrenzter Laufzeit. Natürlich könne ich dieses Abo jederzeit kündigen, dann
würden sie genau diese Fotos anderen interessierten Kunden anbieten. Das
gleiche Prinzip wie in dem ersten Brief.«
    »Du hast recht, das ist
kein ‚dumme Jungen-Streich‘ mehr. Das ist auch nicht das spontane Werk einer
Studentin, die keine Lust auf Kellnern hat. Das hat eindeutig Methode, die
Bande sucht sich gezielt ihre Opfer, kundschaftet sie aus und versucht sie
anschließend ...«
    »... zu schlachten.«
Ferdinand von Gerber rammte erneut seinen Golfschläger ins Gras.
    »Nein, zu ‚melken‘. Die
Geldquelle soll ja nicht zu schnell versiegen, deshalb die Aufteilung mit der
hohen Einmalsumme und einer relativ niedrigen monatlichen Zahlung.« Bei dem
Wort »relativ« malte Roland Gänsefüßchen in die Luft.
    »Wie viele Männer deines
Kalibers kennst du, die keinerlei Probleme hätten, solche Zahlungen über einen
langen Zeitraum zu verschleiern?
    Ich nehme an, dass es
etliche sind. Allein die meisten Ehemänner hier im Golf-Club, könnten recht
locker einmal zehntausend und regelmäßig vierhundert Euro an ihrer Familie und
der Firma vorbei schleusen. Ein Beraterhonorar hier, eine Aushilfe dort,
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