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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
Autoren: S. Fischer-Fabian
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fahndet seit
Stunden nach seinen weißen Diensthandschuhen.
    Wenn am Schwarzen Brett des
Oberzahlmeisters das knallbunte Plakat klebt mit der Aufschrift »21 Uhr.
Galafest im Großen Ballsaal. KOSTÜM erbeten!«, dann weiß auch der letzte
Leichtmatrose, daß etwas umgeht: Der Kostüm-Klau geht um.
    Das Kostümfest im Großen
Ballsaal steht am Ende einer jeden Schlankheitsreise und ist gleichzeitig ihr Höhepunkt.
Es hat Lotsen gegeben, die sich an der Reling festklammerten, weil sie am
Kostümfest teilnehmen wollten, und Passagiere, die über dieselbe Reling
sprangen, weil sie das Meer für den Swimming-pool hielten, und ältere Damen,
die in die Kabinen schlafender Matrosen eindrangen, wenn auch die Reederei
dementiert, daß der Küchenjunge nach Mitternacht das Kommando übernimmt, weil
sonst niemand mehr dazu fähig ist.
    »Als was geht ihr denn?« fragt
Trixi die Schwestern Nielsen und stellt damit die Frage des Abends.
    »Als Jungfrauen des Meeres«,
sagen die Nielsens und beäugen interessiert das große Fischnetz, das sich
Kerstin eben aus dem Lager des Schiffszimmermanns organisiert hat.
    »Jungfrauen, ob euch das einer
glaubt«, feixt Trixi von ihrer Koje herunter.
    Krach, da hat sie ein Kissen am
Kopf. »Du ssrecklischer Ssiffsjunge, du frescher!« Dänemarks späte
Meerjungfrauen dringen geschlossen auf sie ein, wollen das obere Bett
erstürmen, sie schleudert ihnen ihren Campingbeutel entgegen, ein Pantoffel spielt
fliegende Untertasse, ein nasser Schwamm explodiert neben ihr, dann reißt ein
Kissen...
    »Leise rieselt der Schnee«,
singen die Schwestern mit Hingabe und haschen nach den überall herumschwebenden
Federflocken.
    Trixi bläst dazu auf einem
Kamm. Sie hämmert mit dem rechten Fuß den Takt dazu und läßt den Kamm fallen.
»Aua«, sagt sie.
    »Dein Knochen?« fragt Kerstin.
    »Knö— chel! Nicht Knochen.«
    »Eigentlich ist es eine
Liebesknöschel, weißt du das, Beatrix?«
    »Liebes— knochen. Nicht
Knöchel.«
    »Knochen oder Knöschel, egal,
er hat dir Liebe gebracht.«
    »So habe ich es noch gar nicht
gesehen.« Trixi stöhnt und sortiert behutsam ihre Beine. »Ach, es ist alles gar
nicht so einfach«, seufzt sie. »Why is life so complicated?«
    »Warum säufst du, wenn du
liebst?«
    »S-e-u-f-z-t.«
    »Also warum säufst du?«
    »Weil er so ein Tempo hat.
Einlaufen, festmachen, ‘runter von Bord und ‘rauf aufs Standesamt, so stellt er
sich das vor. Und ich...«
    »Und du?« Die Nielsens sitzen
wie drei Spatzen auf der Oberkante des anderen Etagenbetts und sind ein Ohr.
    »Ich...ich muß ihn doch erstmal
meiner Mutter vorstellen, und meinem Vati.«
    »Dein Vati heiratet ihm nicht.«
    »Nein, aber Vati ist noch so
von der alten Schule, genau wie meine Mutter, und sie sagen immer, bevor sich
ein Mädchen bindet, muß es mit dem Mann erst mal einen Scheffel voll Salz
geleert haben.«
    »Auf einmal?«
    »Ach, ihr seid albern. Und
außerdem...« Sie zögert und blickt auf die Bettdecke.
    »Weiter, weiter«, sagen die
Nielsens.
    »Und außerdem will er nicht,
daß ich dünn werde. Denn wenn ich dünn bin, werde ich auch reich, also die
Sache mit der Erbschaft, ich hab’s euch ja erzählt, und Millionärinnen mag er
nicht, und schon gar nicht, wenn sie nichts vorne haben und nichts hinten.«
    Kerstin schaut an sich
herunter, wirft dann einen Blick auf Karen und Krista und konstatiert, daß
trotz vierwöchiger Schroth-Kur vorne noch was da ist und hinten noch was da
ist. »Soll er eine von uns nehmen, wir sind nischt reich aber ründlisch.
Schade, wenn man es vorher wüßte, isch meine wegen seine Liebe für Po, für
Portionen, wir hätten uns auf ihm raufgemacht.«
    »Ich kratze dir die Augen aus«,
faucht Trixi drohend. Sie kratzt aber nicht, sondern wirft schwungvoll mit dem
einzigen noch heil gebliebenen Kissen.
    »Om hjaelp, om hjaelp! Hilfe!«
ruft Kerstin und guckt die Freundin ganz erstaunt an. O du gode gud, konnte das
Mädchen eifersüchtig werden.
    »Willst du nun die Erbenschaft,
oder willst du deinen Offissiermann?« fragen die beiden anderen Schwestern
begierig und lassen sich durch das Kissen nicht im geringsten ablenken.
    »Offiziersmann, so was.«— »Was
willst du also?«
    »Natürlich will ich auch das
Geld. Ich will es, weil es erstens eine ganze Menge ist, und zweitens kriegen
es sonst die Radkes. Und auf die bin ich sauer! Zumindest auf Tantchen. Weil
sie das mit den Appetitanregern gemacht hat. Deswegen bin ich ja bei 15 Pfund
hängengeblieben, und Erika ist die
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