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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Autoren: Sarah Lark
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Aber die Kinder würden sich zweifellos mit ihrer Leckerei großtun, und wenn Kathleens Eltern von der Sache erführen …
    Nein, das kam nicht infrage!
    Und dann wurde es noch schlimmer! Während Kathleen fromm darüber nachdachte, wie sie ihre Sünde büßen konnte, blitzte ein Wunsch in ihr auf, der ihr Herz angstvoll schneller schlagen ließ. Oder schuldbewusster? Oder einfach … freudiger?
    Sie konnte die Teekuchen mit Michael teilen! Michael Drury, dem Bauernsohn von nebenan, der mit seiner Familie in einem noch winzigeren, noch verräucherteren und noch armseligeren Cottage wohnte als Kathleen. Michael hatte an diesem Tag sicher noch gar nichts gegessen, außer vielleicht ein paar Kornähren, auf denen die Jungen herumkauten, während sie die Ernte für Lord Wetherby einbrachten. Schon das galt als ein Verbrechen, das Mr. Trevallion mit Schlägen ahndete, wenn er sie dabei erwischte.
    Das Korn war für die Herren, die Kartoffeln waren für die Knechte. Und wenn die Kartoffeln auf den Feldern verfaulten, dann mussten die Bauern eben sehen, wo sie blieben. Die meisten fanden sich damit ab. Michaels Mutter zum Beispiel sah die rätselhafte Kartoffelfäule als Strafe Gottes und versuchte in täglichen Gebeten herauszufinden, was den Herrn so erzürnt hatte, dass er dieses Elend über sie brachte. Michael und ein paar andere junge Männer erregten sich über Mr. Trevallion und Lord Wetherby, die erfreut eine reiche Weizenernte einfuhren, während die Kinder der Pächter verhungerten.
    Mary Kathleen dachte versonnen an Michaels verwegenen Gesichtsausdruck, wenn er auf die Landlords schimpfte, seine gerunzelte Stirn unter dem wirren, dunklen Haar und das Blitzen seiner leuchtend blauen Augen. Ob Gott es wirklich als Buße ansah, wenn sie die Scones mit ihrem Freund teilte? Zweifellos stillte sie damit seinen Hunger – aber auch ihr Verlangen, mit dem großen, hageren jungen Mann zusammen zu sein. Seine tiefe Stimme betörte sie. Sie sehnte sich nach der Berührung seiner Hände und danach, sich in seinen Armen zu verlieren.
    Als die Zeiten noch besser gewesen waren, hatte Michael zusammen mit seinem Vater und dem alten Paddy Murphy zum Tanz aufgespielt – am Samstagabend oder beim alljährlichen Erntefest. Die Dörfler hatten die Beine geschwungen, getrunken und gelacht, und später am Abend hatte Michael Drury Balladen gesungen und Kathleen O’Donnell dabei angesehen …
    Aber inzwischen hatte niemand mehr die Kraft zu tanzen. Und Kevin Drury und Paddy Murphy waren längst in den Bergen verschwunden. Gerüchten zufolge betrieben sie dort eine florierende Whiskeybrennerei. Man sagte, dass Michael die Flaschen unter der Hand in Wicklow verkaufte. Kathleens Vater wollte jedenfalls nichts mit den Drurys zu tun haben, und er hatte seine Älteste streng gerügt, als er sie am Sonntag nach der Kirche mit Michael sprechen sah.
    »Aber ich glaube, Michael will um mich werben!«, hatte Kathleen errötend protestiert. »Ganz … ganz offiziell und ehrenvoll …«
    Schneider O’Donnell schnaubte, seine hohe, schlanke Gestalt bebte vor Missbilligung. »Wann hat ein Drury jemals etwas offiziell und ehrenvoll betrieben? Die ganze Familie besteht nur aus Lumpenpack: Fiedler und Flötenspieler und Whiskeybrenner. Galgenvögel allesamt. Schon den Großvater wollten sie in die Kolonien schicken. So wenig ich die Engländer schätze: Hier hätten sie eine gute Tat begangen! Aber der Kerl ist ja ab nach Galway und von da aus Gott weiß wohin. Desgleichen sein nichtsnutziger Sohn! Kaum wird denen der Boden zu heiß, da verziehen sie sich – wobei keiner weniger als fünf Kinder hinterlassen hat! Lass die Augen von dem Drury-Jungen, Kathie, und erst recht die Finger! Du kannst hier jeden haben, hübsch wie du bist!«
    Kathleen war wieder errötet, aber dieses Mal aus Scham darüber, dass ihr Vater sie hübsch nannte. Das war in Father O’Briens Augen schon anrüchig genug. Eine Jungfrau solle tugendhaft sein und fleißig, sagte er immer, und auf keinen Fall solle sie ihre Reize zur Schau stellen.
    Wobei es in Mary Kathleens Fall nicht einfach war, das zu vermeiden. Sie konnte sich ja nicht ständig verstecken, um den Männern den Blick auf ihr zartes Gesicht, ihr honigblondes, weiches Haar und ihre aufreizend grünen Augen zu verwehren. Mit dem dunklen Grün der Glens vor Sonnenuntergang hatte Michael deren Farbe verglichen. Und manchmal, wenn sich Freude und Überraschung in Kathleens Augen spiegelten, erkannte er Funken darin,
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