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Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
Autoren: Sarah Lark
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die wie das erste Grün des Frühlings auf den Weiden leuchteten.
    Oh, Michael verstand sich auf Schmeicheleien! Und Kathleen wollte nicht glauben, dass er wirklich so ein Galgenvogel war, wie ihr Vater meinte. Schließlich arbeitete er jeden Tag hart auf den Feldern von Lord Wetherby. Zudem fiedelte er am Wochenende in Wicklows Pubs, wohin er weit laufen musste, wenn ihm nicht jemand sein Maultier oder seinen Esel lieh. Manchmal fand sich Roony O’Rearke, der Gärtner der Wetherbys, dazu bereit. Roony galt als Säufer, aber Kathleen wollte eine Verbindung zwischen schwarz gebranntem Whiskey und dem Verleih von O’Rearkes Esel gar nicht erst annehmen!
    Das Mädchen stand auf und machte sich auf den Weg ins Dorf. Ein Wäldchen trennte das Anwesen der Wetherbys von den Cottages ihrer Pächter. Die Landlords mochten nicht direkt von ihremBesitz auf die Behausungen ihrer Knechte und Hausangestellten blicken. Langsam fühlte Kathleen sich besser – was sicher auch damit zu tun hatte, dass sie ihre Schritte nicht direkt in Richtung Dorf und zum Cottage ihrer Familie wandte, sondern zu den oberhalb der Hütten gelegenen Weizenfeldern. Die Männer würden dort noch arbeiten, aber langsam ging die Sonne unter. Trevallion musste sie bald nach Hause schicken.
    Die Dämmerung stürzte den eifrigen Verwalter stets in einen Zwiespalt: Einerseits reichte das Licht noch zum Arbeiten, und Lord Wetherby hatte schließlich nichts zu verschenken, andererseits begünstigte das Zwielicht Diebstähle. Die Arbeiter ließen Ähren in ihren Taschen verschwinden oder versteckten sie hinter den Steinmauern, um sie später in der Dunkelheit zu holen.
    Kathleen hoffte, dass Trevallion seine Männer an diesem Abend früh heimschickte, auch wenn dann noch ärgerer Hunger in den Cottages herrschte. Schließlich warteten die Familien hoffnungsvoll auf die Ausbeute der Väter und Brüder. Nicht einmal Father O’Brien konnte das Vorgehen der Pächter ernsthaft verdammen, obwohl er ihnen natürlich stets Sühnegebete auferlegte, wenn sie ihre kleinen Diebstähle beichteten. Die braven Familienväter verbrachten folglich den halben Sonntag auf Knien in der Kirche. Junge Männer wie Michael streiften derweil über die Felder und versuchten, ungeachtet der Augen des Lords und der Lady, die den Sonntag mit Freunden zum Ausreiten und Jagen nutzten, noch ein paar Ähren zu stibitzen.
    Und tatsächlich schien der Vollmond, der gerade über den Bergen aufging, um die Dämmerung abzulösen, Trevallions Furcht vor Diebstählen zu verstärken. Die Männer, ihre Frauen und Kinder würden die versteckten Ähren im Mondlicht leicht finden, das wusste er, und ein paar ganz Verzweifelte würden versuchen, die Nacht zu Raubzügen zu nutzen. Kathleen vermutete, dass der übereifrige Verwalter ein frühes Abendbrot und ein Nickerchen plante, bevor er die halbe Nacht Patrouille ritt.
    Das junge Mädchen musste sich bezwingen, nicht vor Trevallion auszuspucken, als er ihr hoch auf dem Bock des letzten Erntewagens sitzend entgegenkam, während die übermüdeten Arbeiter sich zu Fuß von den Feldern nach Hause schleppten.
    »Holla, die kleine Mary Kathleen!«, begrüßte der Verwalter sie leutselig. »Was suchst du hier, Goldlöckchen? Hat man dich im Haus schon entlassen? Einen schönen Lenz macht ihr euch da in der Küche! Ich wette, die alte Grainné versorgt nicht nur sich, sondern die Familien all ihrer Kinder und Kindeskinder mit dem Brot Seiner Lordschaft!«
    »Seine Lordschaft isst wohl mehr Kuchen …«, tönte es aus der Gruppe der Landarbeiter, die müde hinter Trevallions Wagen herschlurften.
    Kathleen erkannte die Stimme Bill Raffertys, eines Sohnes der Köchin Grainné. Billy war nicht der Klügste, aber bauernschlau, und er gefiel sich in der Rolle des Narren.
    »… was Sie am besten wissen sollten, Trevallion!«, fuhr Billy fort. »Oder essen Sie nicht an seinem Tisch?«
    Die Bemerkung wurde mit lautem Gelächter quittiert. Tatsächlich behandelte der englische Lord seinen irischen Verwalter kaum besser als seine Pächter. Natürlich hatte Trevallion eine Sonderstellung und musste nicht hungern. Aber die Achtung seines Herrn genoss er nicht, und auf keinen Fall war die Rede davon, ihn womöglich selbst in den Adelsstand zu erheben, wie es Verwaltern sehr großer Besitzungen ab und an zuteil wurde. Lord Wetherby war von Adel, seine Familie galt in England jedoch als unbedeutend. Die Besitztümer in Irland stammten aus der Mitgift seiner Gattin und waren
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