Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
Hanfseil Marke Flammstabil, wurde aber ignoriert.
    »Wer wird es sein?« rief Schoysal und schlug sich mit der eigenen Klaue schmerzhaft auf die Brust. »Na, los!«
    Das einzige Geräusch, das man vernahm, war das Patschen eines Sandalenpaars und ein verzweifeltes Keuchen, denn nun kam eine kleine, rundliche Gestalt auf den Synderplatz gelaufen. Obwohl es auf dem gesamten Platz von Dämonen wimmelte, lief sie an dem Minenpöbel vorbei, drängte sich nach vorn und schaute Zorn sehnsüchtig an.
    »Nun also, wer wird es werden?« schrie Schoysal mit verzweifelt bebender Stimme.
    »Ich bin gekommen!« rief Ölyg und stierte das Maskottchen Zorn flehentlich an. Und noch immer überwältigt vom Einfluß der Gebetswellen-Überdosis, erblickten alle auf dem Synderplatz Versammelten das wunderbare Zeichen, das er bedeutete. Der neue Führer war ihnen offenbart worden! Alle hatten seine Berührung gespürt, alle hatten seine Worte vernommen, und alle hatten sein Freibier geschickert.
    »Zorn!« schrie die Masse wie aus einem Munde und beugte sich seiner Führerschaft. »Zorn soll es sein!«
    Schoysals Kinnlade sank auf seine Brust. »Nein, nein! Wartet!« protestierte er lautstark. »Ich habe mich gemeint!«
    »Und was ist mit mir?« schrie Nabob. »Du hast mir doch versprochen, ich würde …«
    »Hört zu, ich bin die beste Wahl!« quäkte Schoysal in einer Tonlage, die man sonst nur mit einer Woche alten und in Panik verfallenen Ferkeln in Verbindung bringt. »He, hört doch mal zu! Ich bin wirklich eine geniale Wahl! Ich … Oi! Weg! Nein, wartet … Laßt mich runter!«
    Ohne daß ein Befehl gebrüllt werden mußte, wurden die beiden Ungläubigen, die einzigen ablehnenden Stimmen in der Menge, von vier riesigen Knochenbrechern gepackt und kreischend in eine Seitengasse gezerrt – ihnen folgte dichtauf ein weiteres Quartett, das den zuckenden Byrernst hinter sich herschleifte.
    Das schwache Echo guten Zuredens hallte aus der Gasse hervor. »Es ist alles ein Irrtum«, winselte Schoysal und bemühte sich, so zu klingen, als führe er das Kommando. »Hört mal, wenn ihr mich sofort runterlaßt, vergesse ich den Zwischenfall. Ich wäre der perfekte Obertotengrä … Auuu!« Das unüberhörbare Klatschen einer harten Knochenbrecherfaust, die auf empfindliches Nasengewebe traf, hallte schmerzhaft zwischen den ›Zorn-Zorn-Zorn!‹-Gesängen wider.
    Der Ex-Prediger Ölyg der Dritte traute seinen Ohren nicht. »Nein, hört mal, ihr habt mich falsch verstanden!« rief er. »Ich wollte doch nur, daß er mir den Weg hier heraus zeigt … Aaaarghhh!«
    Ein riesiger Dämon funkelte auf ihn herab, zerknitterte seine Visage auf äußerst sonderbare Weise und ließ eine riesige Klaue auf ihn zuschießen. Ölyg schrie auf, als sie sich um seine Kehle schloß, zudrückte und an ihm zerrte.
    »Er hat uns den Weg gewiesen!« brüllte der Dämon, der offenbar mehr Gebetswellen abbekommen hatte, als gut für ihn war. »Er soll belohnt werden!« Er hob Ölyg über seine Hörner und setzte ihn auf seine Schulter.
    »Nein, nein. Hör mal … Ich wollte doch nur, daß Zorn … Moment. – Belohnt, hast du gesagt? Ähm, was genau meinst du damit?« stieß Ölyg hervor.
    »Unter-Obertotengräber!« erklärte der Dämon.
    Alle brüllten zustimmend auf und marschierten mit festem Schritt durch die Straßen von Mortropolis. Zorn und Ölyg thronten hoch über ihren Köpfen. Eine geeinte Gemeinde folgte ihnen fröhlich auf dem Fuße.
    Hoch über ihnen saß Fürst d’Eibele auf seinem flügelschlagenden Daktylus, lugte auf den Synderplatz hinab und lächelte. »Nun, sieht so aus, als liefe da unten alles bestens, was, Detleph? Ich … ähm … glaube, wir brauchen uns wohl nicht einzumischen, was? Flitzen wir also noch ’ne Weile hier rum und schauen uns an, was der alte Scheytan so macht, ja? Biste einverstanden?«
    Detleph bellte fröhlich und schlug einen freudigen Purzelbaum. Für d’Eibele war dies ein eindeutiges Ja.
     
    Angela folgte Schnyffler, der Obergottheit für Spionage, Desinformation und Agententum, ins Innere der summenden Wolke und musterte den blitzenden Dreizack.
    »Da, ich hab’s doch gesagt«, sagte sie. »Er summt und blitzt, als gäb er Alarm. Was hat es zu bedeuten?«
    »Eine Art Alarm«, sagte Schnyffler leise und mit der verschreckten Stimme eines Lebewesens, das etwas in Augenschein nimmt, von dem es sein Leben lang überzeugt war, daß es niemals eintreffen würde.
    »Wirklich? Ohhh, aber was für ein Alarm?« fragte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher