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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend
Autoren: Andrew Harman
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aufgeregt zwischen den Tischen hin und her. Bier und Wein strömten reichlich in Humpen und Gläser – und dann in rasch trunken werdende Kehlen.
    Happa musterte niedergeschlagen sein Bier und sehnte sich nach einem Krümelchen von Luitschi Fabritzis Drachonzola-Knoblauchbrot. Ohne Brot war ihm das Bier einfach zu flüssig. Man brauchte doch etwas zum Knabbern. Wohin konnte Luitschi entschwunden sein? War er so schlecht behandelt worden, daß er einfach in den Sack gehauen hatte und verschwunden war? Aber nein, unmöglich. So was konnten nur Götter tun, oder nicht? Happa sah in eine Zukunft ohne Fabritzi, und in seinem Augenwinkel glitzerte eine Träne des Säuferjammers.
    Plötzlich sprang eine eifrige Gottheit auf die Beine und meldete sich zu Wort. »Ist schon die Zeit für Verschiedenes?« fragte Pyngel das mit einem kollektiven Stöhnen auf seine Worte reagierende Publikum.
    Happa schlürfte sein Bier. Eine engelhafte Kellnerin schenkte ihm drei weitere Liter ein.
    »Meister?« begann Pyngel erneut. »Ist schon …?«
    »Ich habe dich gehört«, bellte Happa, dessen Stimme hölzern aus dem Inneren seines Humpens widerhallte.
    »Und?« drängte Pyngel. »Ist jetzt die Zeit?«
    »Ich denke nach«, grollte Happa. »Ich bin nicht der Meinung. Bisher haben wir Verschiedenes immer nach dem Pudding abgehandelt, und da ich noch keinen bekommen habe …« Nur der Inhalt seines Humpens hörte seine letzten Worte.
    »Ist nun die richtige Zeit oder nicht?« winselte Pyngel, der sich bemühte, ein irritiertes Stirnrunzeln zu unterdrücken.
    »Ach, na schön«, grollte Happa über das Gebrabbel der trunkenen Gottheiten hinweg. »Aber bei der Bande da bringt es ohnehin nichts. Und ich weiß auch nicht, ob es sonst was nützt.«
    Pyngel ließ den Arm sinken, lächelte, holte tief Luft und gab eifrig bekannt: »Verschiedenes?«
    »Ahoi, Matrosen!« verkündete eine Gottheit in einem Kürbisschlafanzug. Sie trug einen Dreispitz und einen Kapitänsbart und kam gerade keuchend aus dem Raum für Kleine Götter.
    Alle Blicke wandten sich der plötzlichen Unterbrechung zu, wobei einige dieselbe klarer erblickten als andere. »Wir haben in Erfahrung gebracht, wie man Entscheidungen fällt!«
    »Klabautha! Wo warst du?« fragte Happa. Als die anderen Gottheiten den Raum für Kleine Götter verließen, zuckte er die Achseln. Elli Vithal trat errötend als letzte heraus. Sie war noch nie da drin gewesen.
    »Es ist genial«, sagte Klabautha begeistert. »Zwei Typen müssen die Leitung haben. Die eine muß für den anderen ’ne Art Vaterfigur sein. Dann braucht man noch eine fromme Bande, so wie uns. Eine Art Vater, Sohn und Heiliger Kompagnon.«
    »Wo ist Fabritzi?« heulte Happa.
    In einer fernen Ecke erhob sich Spyler, rieb sich übers Kinn und dachte über Klabauthas Worte nach. Das Konzept wirkte zwar etwas dreifaltig und bodenlastig auf ihn, aber, dachte er, es könnte hinhauen.
    »Ihr könnt doch nicht so einfach hier reinplatzen und unter Verschiedenes ein Thema zur Diskussion stellen!« rief Pyngel und wedelte mit seinen Antragsformularen. »Hier ist nichts derartiges eingetragen! Ihr kennt doch die Vorschriften! Nichtbeantragte Anträge müssen korrekt präsentiert werden, damit wir die korrekten verfahrensmäßigen Wege beschreiten können!«
    Die zurückgekehrten Gottheiten zuckten die Achseln und wurden von dem höchst erleichterten Platzl zu ihren Stühlen geführt. Wer braucht schon Entscheidungen, sagte er sich, wenn es Bier gibt und man Gottheiten zu ihm führen kann?
    In einer dunklen Ecke stieß Syffel eine Reihe erleichterter Seufzer aus. Bisher war keine Rede von ruchlosen Intrigen und seiner Teilnahme an ihnen gewesen. Er war aus dem Schneider. Er würde doch noch an der Hohen Tafel Platz nehmen. Und mit einem erleichterten Grinsen schüttete er eine weitere Gallone in seinen Humpen.
    Er bekam keine Gelegenheit, ihn zu leeren.
    Hinter ihm bewegte sich ein Schatten. Er enthüllte sich als jemand, der eine blaßgraue Trenchtoga und einen dazu passenden Panamahut trug. Er schob eine Hand über Syffels Mund und zog ihn von seinem Sitz.
    »Kein Wort!« bellte Schnyffler. Er zog Syffel aus Manna Ambrosias Restaurant, als alle Blicke auf die gerade eingetroffenen Gottheiten gerichtet waren. »Sei still, sonst finden sie dich! Es ist zu deinem eigenen Besten! Vertrau mir. Ich weiß, was ich tue!«
     
    In der Tiefe einer finsteren, nur vom dunkelroten Leuchten von Schwefel und Lava erhellten Grotte, nahmen drei Gestalten
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