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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer
Autoren: Jason Dark
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wurden sie zu regelrechten Sonnen. Sie strahlten gleißend hell auf. Ich spürte an meinem Kreuz eine Reaktion. Es erwärmte sich an einer bestimmten Stelle, und dann hörte ich nur die entsetzten Schreie der Männer.
    Nicht einmal laut, aber in ihnen klang das Wissen um den Tod mit. Mir passierte nichts. Auch das Licht blendete mich nicht, weil es auf zwei bestimmte Ziele beschränkt blieb.
    Es waren die Männer.
    Sie wurden von der zuckenden, goldenen Flut eingehüllt wie in zwei Gewänder. Das Licht zeichnete sie nicht nur äußerlich nach, sondern auch in ihrem Innern. Sie waren zu lichterfüllten Gestalten geworden, die sich nicht wehren konnten. Mich erinnerte die Szene an das Beamen aus den Star Trek-Filmen. Noch einmal zeichneten sie sich wie helle und von innen offene Schattengestalten ab, dann brachen sie auf der Stelle zusammen. Sie verschwanden nicht, aber sie rieselten samt ihrer Kleidung dem Boden entgegen, wo sie als Aschereste oder was auch immer liegenblieben. Heller Puder, der wie vom Himmel gefallen wirkte.
    An der Wand sank die Frau mit den goldenen Augen allmählich in sich zusammen…
    ***
    Ich hatte alles haargenau mitbekommen. Das zu begreifen war nicht einfach. Zuerst drehte ich mich um, weil ich nach Zeugen suchte, die den Vorgang beobachtet hatten.
    Es waren Menschen da, die in meine Richtung schauten und auch ungläubige Gesichter zeigten. Die gesamte Wahrheit hatten sie wohl nicht mitbekommen, da sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen waren.
    Die Unbekannte hockte vor mir. Die Wand stützte sie ab. Sie bestand aus schmutziggelben Fliesen und war auch durch irgendwelche Schmierereien verdreckt. Das kümmerte mich nicht. Es waren nur Randerscheinungen. Viel wichtiger war die Unbekannte mit den goldenen Augen.
    Sie saß da, ohne sich zu bewegen. Wie eingefroren, die Hände vors Gesicht geschlagen. Ich überlegte, ob sie auch für mich zu einer Gefahr werden konnte, aber das war irgendwie zweitrangig. Jetzt zählte einzig und allein die Tatsache, daß sie es geschafft hatte, die beiden Männer zu vernichten.
    Ja, es war eine Vernichtung gewesen. Innerhalb von Sekunden hatten sie sich aus dem Leben verabschiedet. Das Licht aus den Augen hatte sie verbrannt.
    Ich rief mir die Szene noch einmal in Erinnerung. Es stimmte alles. Ich hatte mich nicht geirrt. Aus den Augen war tatsächlich das goldene Licht ausgestrahlt, und ich stellte mir die Frage, wer diese Person war.
    Augen, die mit goldenem Licht gefüllt waren. Das war der reine Wahnsinn. So etwas gab es normalerweise nicht. Es sei denn, man war kein normaler Mensch und trug irgendeine Kraft in sich, die den anderen weit überlegen war.
    Woher kam die Kraft?
    Die Suche nach einer Antwort darauf konnte ich mir sparen. Jetzt war es wichtiger, daß ich mich um die Frau mit den goldenen Augen kümmerte und daß sie zu mir Vertrauen fand.
    Ich bückte mich ihr entgegen und wartete auf eine Reaktion ihrerseits.
    Sie tat nichts. Sie blieb ruhig sitzen. Hob nicht einmal den Kopf und zuckte auch nicht zusammen. Wahrscheinlich hatte sie gar nicht gesehen, daß ich mich bewegt hatte. Ich hörte sie auch nicht atmen oder schluchzen. Sie hockte einfach nur still da.
    Ich tippte sie mit dem Finger an. Die leichte Berührung an der linken Schulter führte bei ihr zu keiner Reaktion. Sie blieb völlig still und in sich versunken.
    »Bitte, Sie müssen aufstehen. Sie können nicht hier an der Wand hocken bleiben…«
    Die Frau rührte sich nicht.
    Ich schaute mich um. Und mir war, als hätte ich eine Nase für bestimmte Dinge gehabt, denn nicht weit entfernt steuerten zwei Beamte vom Aufsichtspersonal auf mich zu. Man wollte die U-Bahn-Stationen in London sicherer machen, und man hatte es auch geschafft.
    »Was ist mit der Frau?« wurde ich gefragt.
    Der andere schaute auf die helle Asche zu meinen Füßen und schüttelte den Kopf.
    »Nichts. Ich werde sie mitnehmen.«
    »Moment, Mister, Sie…«
    Mein Ausweis schwebte plötzlich so dicht vor ihm, daß er die Schrift lesen konnte. Er schluckte, stieß seinen Kollegen an, der ebenfalls las, und sofort wurden die beiden Männer freundlicher und erkundigten sich, ob ich Hilfe brauchte.
    »Nein, nicht nötig.«
    »Was ist mit der Frau?«
    »Ich sagte Ihnen doch, daß ich mich um sie kümmern werde. Sie ist mein Problem.«
    »Gut, Sir, wenn Sie das meinen.«
    »Danke für Ihr Bemühen.«
    Die beiden zogen sich wieder zurück. Daß sie nicht eben happy waren, sah ich ihnen an, aber es kümmerte mich
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